IT-Branche sucht weiter Nachwuchs

Trotz Green Card sei der gravierende grundsätzliche Arbeitskräftemangel in der wachsenden IT-Branche noch nicht beseitigt.

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Von
  • Andreas Heimann
  • dpa

Experten für Informationstechnologie werden noch immer gesucht. Zwar hat sich einiges getan, seit Bundeskanzler Gerhard Schröder im Februar 2000 angekündigt hat, ausländischen Computerspezialisten den Zugang nach Deutschland erleichtern zu wollen. Doch den gravierenden grundsätzlichen Arbeitskräftemangel in der wachsenden IT-Branche hat dieses Vorhaben noch nicht beseitigt. Gut 5.000 hoch qualifizierte Arbeitnehmer sind nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin bis Anfang Februar 2001 mit der so genannten Green Card nach Deutschland gekommen. Arbeitsmarktexperten waren im vergangenen Jahr allerdings von rund 75.000 freien Stellen in der Branche ausgegangen. Und so mancher Unternehmensvertreter hatte gar gewarnt, der Bedarf sei noch viel größer und auf die Schnelle gar nicht zu decken.

"Neben den 5.000 ausländischen IT-Experten sind im vergangenen Jahr etwa 6.000 bis 7.000 Informatik-Absolventen von den Fachhochschulen und Universitäten auf den Arbeitsmarkt gekommen", sagt Werner Dostal vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Außerdem hätten rund 40.000 Arbeitskräfte nach einer entsprechenden Umschulung über die Arbeitsämter einen IT-Job bekommen. Für Entwarnung auf dem IT-Arbeitsmarkt gibt es aber kaum Anlass: "Inzwischen ist man zwar vorsichtiger geworden, was die Entwicklung in der Branche angeht", räumt Dostal ein. Grundsätzlich sei aber weiter davon auszugehen, dass die Zahl der offenen Stellen größer sei als die der Bewerber.

Ein Indiz für die große Nachfrage ist Dostal zufolge nicht zuletzt die Gehaltsentwicklung: "Die Einkommen sind kräftig gestiegen, auch bei den Neueinstellungen." Die Einstiegsgehälter für Absolventen mit Universitätsabschluss in Elektrotechnik oder Informatik liegen bei 70.000 bis 90.000 Mark. "Das Niveau ist in der IT-Branche spürbar stärker gestiegen als in anderen Sparten", ist Dostals Erfahrung.

"Im Prinzip ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt genauso angespannt wie im vergangenen Jahr", sagt auch Jörg Maas, Geschäftsführer der Gesellschaft für Informatik in Bonn. "Wir stecken in einer totalen Umbruchphase der Gesellschaft. Die Informatisierung durchzieht praktisch alle Lebensbereiche." Der Bedarf an IT-Experten werde daher auch in den kommenden Jahren nicht abnehmen. Ein Trend ist Werner Dostal zufolge allerdings, dass bei der Einstellung von IT-Fachkräften zunehmend auf eine bessere formale Qualifizierung geachtet werde. "Auch Zertifikate, nicht nur Erfahrung sind immer mehr gefragt."

Die CeBIT in Hannover wird in jedem Fall für den Arbeitsmarkt der Branche einer der wichtigsten Termine im Jahr. "Die Messe ist seit Jahren schon ein inoffizieller Personalmarkt", sagt Gabriele Dörries, Sprecherin der Deutschen Messe AG in Hannover. Seit dem vergangenem Jahr wird dem auch offiziell Rechnung getragen – mit dem "Jobmarket" in Halle 10. "Wir haben ausgesprochen gute Erfahrungen damit gemacht und wiederholen den Jobmarket deshalb."

In erster Linie soll der Markt ein fester Anlaufpunkt für Stellensuchende sein, die dort Personalvermittler und Vertreter von Unternehmen treffen können. "Und man kann sich einen guten Überblick verschaffen, was derzeit genau gesucht wird", so die Messesprecherin. "Jeder größere Aussteller ist dort vertreten." Veranstaltungen zu Karrieremöglichkeiten in der IT-Branche runden das Angebot ab.

Im Auftrag der Deutschen Messe AG erscheint auch die Zeitschrift "Unternehmen, Märkte, Jobs", die während der CeBIT kostenlos auf dem Gelände zu haben ist und unter anderem Stellenanzeigen zu bieten hat. "Und da auf der CeBIT Aussteller und Besucher aus aller Herren Länder zusammenkommen, wird sich auch der ein oder andere Kontakt ergeben", erzählt Dörries. "Das Wichtigste bei der Stellensuche ist schließlich oft das berühmte erste Gespräch." (Andreas Heimann, dpa) / (jk)