Fairphone verkündet Support-Aus für das Fairphone 1

Benutzer des Fairphone 1 werden von Herstellerseite nicht mehr mit Ersatzteilen versorgt. Hauptgrund ist die zu teure Produktion, eine temporäre Zwischenlösung soll der Community-Marktplatz bieten. Auch Software-Updates wird es nicht mehr geben.

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Fairphone
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Julius Beineke

Das auf Fairness und Nachhaltigkeit ausgelegte Fairphone 1 wird zukünftig nicht mehr vom Hersteller unterstützt. Wie Fairphone-Gründer und CEO Bas van Abel im Blog der Firma verkündete, gibt es fortan keine Ersatzteile, Software-Updates und auch keinen weiteren Support mehr für die erste Generation des fairen Smartphones. Van Abel begründete dies in erster Linie mit der immer schwieriger werdenden Beschaffung von Ersatzteilen. Diese stehe mittlerweile in keiner Relation mehr zur Nachfrage – und sei nun einfach zu teuer. Auch die Weiterentwicklung der Fairphone-Android-Fork wird eingestellt und bleibt damit auf Version 4.2.2 "Jelly Bean" stehen.

Die Fairphones zeichnen sich besonders dadurch aus, dass die zur Produktion verwendeten Rohstoffe fair gewonnen und verarbeitet werden, die Geräte selbst unter fairen Bedingungen produziert werden – und dass man die Geräte mithilfe von direkt beim Hersteller erhältlichen Ersatzteilen und Anleitungen selbst reparieren kann. Dies gilt nun nicht mehr für das Fairphone 1.

Laut van Abel wurde es immer schwieriger, weiterhin Ersatzteile für das Fairphone 1 zu produzieren. Lag der komplette Produktionsablauf der ersten Generation – inklusive Ersatzteile – anfangs noch beim Herstellerpartner Guohong, musste sich die Fairphone-Entwickler nach Beendigung des Geschäftsverhältnisses mit dem chinesischen Produzenten anderweitig umsehen. Fairphone wandte sich zunächst an die Produzenten der einzelnen Bauteile – ohne Mittelsmann Guohong – und konnte so den Support noch eine Weile gewährleisten.

Da die Zulieferer die nötigen Teile jedoch nach und nach aus dem Programm nahmen, mussten neue Quellen aufgetan werden. Etwa um weiterhin Akkus liefern zu können. Mittlerweile ist die Kundennachfrage nach bestimmten Ersatzteilen jedoch so gering, dass sich das Nachordern frisch produzierter Komponenten schlichtweg nicht mehr rentiert.

Das erste Fairphone (4 Bilder)

Das Fairphone wirkt ziemlich klobig, ist mit seinem 4,3-Zoll-Display aber noch halbwegs handlich.


Die zweite Generation des Fairphones, die 2015 in die Startlöcher ging, wird weiterhin mit Teilen und Updates versorgt. Das Fairphone 2 ist laut van Abel noch mehr auf Nachhaltigkeit ausgelegt als das erste, bei dem das Augenmerk angeblich besonders auf fair gewonnenen Ressourcen lag. Derzeit sind noch nicht alle Ersatzteile für das Fairphone 2 im Online-Shop erhältlich sein, ab August 2017 soll es aber soweit sein. Wie man mit diesen das eigene Gerät vor dem Verschrotten bewahren kann, zeigt Fairphone auf der Support-Homepage.

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Wer ein Fairphone 1 besitzt und weiter nutzen möchte, kann sich nun auf dem Community-Marktplatz des Entwicklers umsehen. Hier bieten viele (Ex-)Nutzer weiterhin die Bauteile ihrer veralteten Smartphones an, da sie das Fairphone 1 mittlerweile nicht mehr selber nutzen. Das mag dem einen oder anderen Gerät noch eine etwas längere Lebensspanne verschaffen.

Bas van Abel beteuert, das Absetzen des Fairphone-1-Supports sei für ihn persönlich schade und unangenehm. Das Gefühl dürften viele Besitzer des originalen Fairphones teilen. Schließlich war eben das Versprechen, das Gerät für lange Zeit nutzen zu können – und dem jährlichen Verkauf-Verschleiß-Turnus großer Hersteller wie Apple oder Samsung zu entgehen – eines der stärksten Kaufargumente. Mit dem Fairphone 2 soll das nun besser laufen – nicht zuletzt, weil dieses nun kein von anderen Entwicklern lizenziertes, sondern ein eigenes Design ist, das modularer und leichter zu reparieren sein soll. (jube)