Wechselaufbau

Mercedes 300 SL mit Leichtmetallkarosserie

Augen auf beim Autokauf: Der frisch gekaufte Mercedes 300 SL trug rotes Stahlblechkleid. Erst später zeigte sich, dass es sich um einen reparierten Unfallschaden handelte. Zum Glück, denn das Chassis war eines jener 29 Flügeltürer, die mit einer Leichtmetallkarosserie ausgestattet worden waren

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Klassiker 17 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Der Schweizer Adrian Gattiker ist Autoliebhaber und liebt Ausfahrten mit seinen spektakulären Klassikern. Neben einem silbernen Mercedes 300 SL, einem jüngeren SL Roadster, dem BMW M1 und weiteren Spielzeugen sticht ein Mercedes 300 SL in bayrisch-blau heraus – ein Einzelstück. Die Farbe ist noch einzigartiger als das Auto an sich, sie war damals nur im Mercedes-Nutzfahrzeugprogramm angeboten worden. Der Titel „Wechselaufbau” bezieht sich dennoch nicht auf den Nfz-Bereich.

„Ich habe den Wagen 2008 von einem Ehepaar aus Gstaad, die haben den SL über 40 Jahre besessen”, erinnert sich Adrian Gattiker, „da ging es weniger ums Geld, als vielmehr ums Vertrauen.” Als der Immobilienentwickler den Flügeltürer kaufte, trug dieser ein kraftvoll rot lackiertes Stahlblechkleid. Erst bei der Überprüfung der Historie zeigte sich, dass es sich um einen reparierten Unfallschaden handelte: Zum Glück, denn das Chassis war eines jener 29 Flügeltürer, die mit einer Leichtmetallkarosserie ausgestattet worden waren.

Wiederaufbau statt Rückabwicklung

Wie viele jener Mitte der 50er Jahre produzierten 300 SL heute noch erhalten sind, weiß keiner. Der Wert der Aluversionen, zu erkennen an der Rahmennummer, die mit einer 43 beginnt, ist jedenfalls hoch, sehr hoch. Das brachte Gattiker dazu, den Wagen originalgetreu zu restaurieren statt den Kauf rückabzuwickeln.

Nach den Recherchen zur Fahrzeughistorie stand schnell fest, dass das Chassis jenes mit der Nummer 17 war, doch die Stahlkarosserie war nicht mehr original. „Ich bekam von zwei 300er-SL-Sammlern einen Hinweis, dass diese wüssten, wo die originale Karosserie liegt”, erinnert sich Gattiker, „sie befand sich seit 1963 ebenfalls in der Schweiz: In der Scheune eines Schmiedes in Neftenbach in der Nähe von Winterthur. Es hat über ein Jahr gedauert, ehe ich sie mir auch nur anschauen durfte.”

Zwei Jahre verhandelte Gattiker mit dem betagten Schmied. Doch der hatte die stille Hoffnung, dass seine Söhne die verunfallte Alukarosserie eines Tages nochmals wieder zu einem fahrbaren Renner machen würden. So entschied Adrian Gattiker Ende 2012, seinen roten Flügeltürer mit dem legendären Rennchassis, im Classic Center von Mercedes in Fellbach restaurieren zu lassen. Er wollte an der Mille Miglia 2014 teilnehmen und die Zeit drängte. „Als die Restaurierung gerade begonnen wurde, meldete sich der Schmied bei mir und wollte seinen Flügeltürer mit der verunfallten Alukarosserie auf einmal doch verkaufen. Natürlich habe ich zugesagt.”