Insolvenzverfahren eröffnet: transtec schließt die Pforten

Die Pleite ist offiziell: Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens blickt die transtec AG ihrem Ende entgegen. Sie kommt nicht überraschend, doch der Absturz der ehemaligen HPC-Größe ist drastisch.

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Insolvenzverfahren eröffnet: transtec schließt die Pforten
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Mit dem Eröffnen des Insolvenzverfahrens ist die Pleite der transtec AG offiziell. Erst Anfang Mai hatte die Firma noch einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren beim Amtsgericht Tübingen gestellt. Nach einer 3-monatigen Frist sollte im Rahmen einer Eigenverwaltung ein tragfähiger Plan mit dem Ziel der Restrukturierung stehen. Am 11. Juli hieß es dann, die Suche nach einen Investor sei nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Eine Sanierung und Fortführung des Geschäftsbetriebs sei daher im Ganzen "wenig realistisch". Im Anschluss strebte das Management deshalb an, sich vorrangig um die Sanierung und Veräußerung einzelner Geschäftsbereiche zu bemühen.

16 Tage später ist nun endgültig Schluss: Das Amtsgericht Tübingen hat offiziell das Insolvenzverfahren (entsprechender Brief an die Kunden liegt iX vor) über das Vermögen der transtec AG eröffnet. Die bislang bestehende Eigenverwaltung wurde angesichts der geringen Aussichten auf eine erfolgreiche Sanierung aufgehoben. Insolvenzverwalter ist der Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Holger Leichtle aus Stuttgart. Um die vorhandenen Kundenaufträge noch ordnungsgemäß abzuarbeiten, soll der jetzige transtec-Chef Mario Kuhn die Abwicklung begleiten.

Unter der Leitung von Kuhn startete im vergangenen Jahr ein Restrukturierungsversuch, um transtec als "Lösungs- und Serviceanbieter für smarte IT-Lösungen" zu positionieren. Aber Restrukturierungen unter wechselndem Management waren in den vergangenen Jahren ein treuer Begleiter des Reutlinger Unternehmens. Mit der ursprünglichen transtec, die 1980 von Bernhard Bruscha in Tübingen gegründet wurde, hat die heutige Firma nur noch wenig gemein. Seinerzeit machte man sich einen Namen als Hardware-Distributor für Produkte rund um DEC und Sun, die zunächst per Katalog verkauft wurden.

Über die Zeit baute das Unternehmen eine eigene Fertigung auf und kaufte munter kleinere Spezialisten auf. Darunter fielen Triplestor aus dem Speichersegment, Dr. Koch Computertechnik aus der Clustertechnik oder mit Krystaltech Lynx aus dem PC-Beritt. Aber auch als OEM war transtec tätig. So vertrieb das Unternehmen zum Beispiel High-Density-Storage-Systeme von Nexsan und LTO-Laufwerke von HP unter eigenem Label.

Vor allem aber konnte transtec im Geschäft mit High-Performance-Computern (HPC) punkten. Gemessen am Umsatz des Segments konnte das Unternehmen immerhin den zweiten Platz in Deutschland hinter Megware erstreiten. Ein Achtungserfolg war beispielsweise das beim KIT (Karlsruher Institut für Technologie) installierte Cluster-Syszem ForHLR II (768,3 TFLOPS), das 2016 immerhin auf Rang 125 der weltweit 500 schnellsten Supercomputer stand. Trotzdem konnte der HPC-Bereich nicht den Rest der Firma stützen und blieb der einzige stetig wachsende Geschäftsbereich. Eine Fokussierung auf ihn blieb dennoch aus, am Ende verließen viele Mitarbeiter des HPC-Bereichs das Unternehmen – was beider Ende einleitete.

Mit dem eingeleiteten Insolvenzverfahren reiht sich transtec in die Phalanx der abgestürzten Neue-Markt-Technikstars ein. Zur Erinnerung: Der Kurs der transtec-Aktie, die nicht einmal einem Euro erreicht, lag bei der Erstausgabe bei 186 DM. Der hohe Börsenwert – allerdings bei einer Floating Rate von 15 bis 20 Prozent – machte Bruscha, dessen Aktienpaket laut Schwäbischen Tageblatt auf dem Papier eine halbe Milliarde DM betrug, einst zum reichsten Tübinger. Auch deshalb war trotz wiederholter roter Zahlen ein Aus kaum vorstellbar, so lange der Gründer seine Hand über die Firma hielt. Spätestens vor dreieinhalb Jahren war damit aber Schluss. Denn Anfang Januar 2014 trennte Bruscha sich von einem Großteil seiner Aktien und die Hamburger Beteiligungsgesellschaft AC Cluster GmbH & Co wurde neuer Ankeraktionär. (fo)