RoboCup-Weltmeisterschaft: Jubelnde Softwareagenten und ein deutsches Finale

In den letzten 20 Jahren hat der Roboterfußball enorme Fortschritte gemacht: Menschengroße Maschinen lernen Flanken verwandeln und die Spiele in der Small Size League laufen bisweilen dynamischer als so manche auf echtem Rasen.

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RoboCup-Weltmeisterschaft: Jubelnde Softwareagenten und ein deutsches Finale
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Wenn beim RoboCup ein Tor fällt, sind es in der Regel die Programmierer und Ingenieure, die vor Freude die Arme hochreißen. Manchmal jubeln aber auch die Roboter selbst, sogar wenn sie nur zweidimensional im Computer simuliert sind. Bei der RoboCup-Weltmeisterschaft 2017 in Nagoya zeigte das Team Oxsy, wie das geht: Nach jedem erzielten Treffer versammelten sich die elf Spieler in der eigenen Hälfte und formten dort nacheinander ein „O“, ein „X“, ein „S“ und ein „Y“.

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Das mache er schon immer so, sagt Sebastian Marian, der seit 2003 am RoboCup teilnimmt. Eigentlich ist Oxsy nicht wirklich ein Team, denn außer Marian gibt es keine weiteren Mitglieder. Der Rumäne programmiert die Softwareagenten für den Wettbewerb in der 2D Simulation League allein und als reines Privatvergnügen. Umso erstaunlicher, dass seine Mannschaft es bereits zweimal bis auf den dritten Platz geschafft hat. Diesmal, so hofft er, könnte er ins Finale kommen. Ein Sieg ist auch nicht ausgeschlossen: Mit dem amtierenden Weltmeister Gliders und dem mehrfachen Weltmeister Wright Eagle, die beide nicht mehr antreten, sind zwei harte Konkurrenten aus dem Rennen. Den weiteren Favoriten Helios, ebenfalls mehrfacher Weltmeister, hat Oxsy schon mal geschlagen.

In der 3D Simulation League hat das – tatsächlich aus mehreren Mitgliedern bestehende – Team Magma Offenburg gute Aussichten auf den Einzug ins Finale. Gegen den voraussichtlichen Gegner, den amtierenden Weltmeister Austin Villa, sieht Teamleiter Klaus Dorer aber wenig Chancen auf einen Sieg.

Nicht nur bei den Simulationswettbewerben können Teams mithalten, die weder mit einer Universität noch mit einer Firma verbunden sind: Selbst in einer so anspruchsvollen Liga wie der Humanoid Adult Size schaffte es das Team ZSTT, dessen Teamleiter Jaesik Jeong sich selbst als Hobbyrobotiker bezeichnet, ins Halbfinale.

Jeong stellte sich zwar als koreanisches Team vor. Da er aber seit Mai in Taiwan als Doktorand bei Jacky Baltes, dem Ko-Organisator der Humanoid League, studiert, ist ZSTT als taiwanisches Team angemeldet. Der Teamname sei eine Abkürzung für Zero-Seven-Two-Two und der damit gemeinte 22.7. das Datum von Jeongs Hochzeit, erklärte Baltes. Tatsächlich stand seine Frau auch am Spielfeld und filmte das Halbfinalspiel gegen Sweaty (Hochschule Offenburg). Vielleicht ist das ein Grund, wenn auch sicherlich nicht der einzige, warum Jeong selbst nach der 5:0-Niederlage immer noch vor Freude strahlte.

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Er kann mit seinem Abschneiden im Turnier auch völlig zufrieden sein. Sein Roboter bewegte sich geschickter als viele andere in dieser Liga, obwohl es im Halbfinale nicht für ein Tor reichte. Sweaty war eben noch besser. Warum, erläutert Teamleiter Ulrich Hochberg in der Videoaufzeichnung der ersten Halbzeit.

Im anderen Halbfinale hat mit NimbRo (Uni Bonn) ebenfalls ein deutsches Team gewonnen. Damit steht morgen ein deutsch-deutsches Finale bevor. Die Wetten stehen derzeit eher zugunsten von NimbRo, wenn auch bei Weitem nicht so deutlich wie in der 3D-Simulation.

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Es gibt beim RoboCup nicht nur die regulären Fußballspiele, sondern auch Spezialwettbewerbe, die Technical Challenges, bei denen die Roboter besondere Fähigkeiten zeigen sollen, die während eines Spiels zumeist noch nicht zum Einsatz kommen. So war Sweaty recht erfolgreich beim direkten Verwandeln einer Flanke.

Neben der Humanoid Adult Size wird es auch in der Standard Platform League ein Finale mit deutscher Beteiligung geben. Denn in einem Halbfinale stehen sich die Nao Devils von der TU Dortmund und B-Human (Uni Bremen) gegenüber.

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Bei der Small Size League konnten die Tigers Mannheim (DHBW Mannheim) im Viertelfinale gegen das chinesische Team ZJUNlict (Zhejiang University) dagegen nicht bestehen. Das Spiel bot aber eine gute Gelegenheit für einen kleinen Zeitsprung über 20 Jahre, in denen sich der RoboCup enorm entwickelt hat. (ea)