Verband: Banken wollen Bargeld nicht zurückdrängen

Bargeld ist für die Banken ein teures Zahlungsmittel, dennoch will die Branche es den Verbrauchern nicht madig machen. Bankfilialen werden trotzdem seltener.

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Verband: Banken wollen Bargeld nicht zurückdrängen

(Bild: stock.xchng)

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  • dpa

Trotz hoher Kosten für Herstellung und Verteilung wollen die deutschen Banken Bargeld im täglichen Zahlungsverkehr nicht zurückdrängen. "Wenn der Kunde mit Bargeld zahlen möchte, sehen wir es nicht als unsere Aufgabe an, ihn davon abzubringen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. So gebe es auch keinen Rückgang bei der Zahl der Geldautomaten. Dagegen sinke die Zahl der Bankfilialen weiter.

"Das ist bei uns anders als in den skandinavischen Ländern: Die Leute lieben das Bargeld, sie zahlen gerne noch mit Scheinen und Münzen – das hat in Deutschland eine kulturelle Tradition", stellte Kemmer fest. An Kassen und Automaten werde noch überwiegend bar bezahlt. "Das sind nach aktuellen Zahlen 78 Prozent der Transaktionen, die noch bar abgewickelt werden und über 50 Prozent des Umsatzes."

Im Jahr 2008 seien noch 82 Prozent Barzahlungen gewesen, mit denen 58 Prozent des Umsatzes gemacht worden seien. "Das Bargeld hat also schon noch einen signifikanten Anteil, aber er ist rückläufig. Die Zahl der Kartenzahlungen geht entsprechend nach oben." "Klar ist auch, dass die Bargeldhaltung für die Banken sehr teuer ist", stellte der Verbandsgeschäftsführer fest. "Es fallen Kosten für Mitarbeiter, Anschaffungskosten für Geldautomaten, Zählmaschinen und Kosten für die Echtheitsprüfung, Versicherung et cetera an." Letztlich sei es aber die Entscheidung des Kunden, ob er bargeldlose Zahlungsmittel nutze oder lieber bar zahle. "Wir wollen da niemanden bevormunden."

So sei auch die Zahl der Geldautomaten in Deutschland "relativ konstant". Sie erreichte 2015 den Rekordstand von 57.870, rund 4500 mehr als zehn Jahre zuvor. Die Zahl für 2016 liegt noch nicht vor. "Wir sehen eher, dass Filialen reduziert, umgebaut oder in Selbstbedienungsstationen umgewandelt werden", sagte Kemmer.

Das Filialnetz der Banken wird nach Einschätzung Kemmers "weiter ausdünnen". "Wir haben derzeit knapp 32.000 Filialen in Deutschland, 1997 waren es mehr als 60.000.". Die Hauptursache dafür sei das Kundenverhalten und die Digitalisierung, ein weiterer Grund die Kostenstruktur. "Wir stellen fest, dass Filialen weniger besucht werden, wir stellen aber auch fest, dass fast die Hälfte der Kunden mindestens einmal pro Monat in die Filiale ihrer Bank geht."

Man könne drei Gruppen von Banken unterscheiden: "Es gibt Institute, für die die Filiale nach wie vor der Anker ist, um Kunden zu gewinnen und zu halten. Diese Banken setzen weiter auf ihr Filialnetz. Andere reduzieren es, die übrigen sind reine Online-Banken."

Kemmer nannte die Sorge älterer Menschen, künftig Bankgeschäfte nur noch online machen zu können, unbegründet. "Das wird sich allerdings auch auswachsen", argumentierte der Bankenlobbyist. "Schon heute ist die Generation der 60-jährigen mit Online-Banking vertraut. In 20 Jahren wird keiner mehr kommen und sagen 'Oje, jetzt kann ich nur noch Online-Banking machen', dann ist die digitale Welt für jeden selbstverständlich."

(axv)