Netflix: Mehr als 20 Milliarden US-Dollar Schulden und wenig Aussicht auf Abbau

Der US-Streaming-Anbieter Netflix hat mehr Schulden, als bislang offengelegt wurde. Das berichtet eine US-Zeitung. Das Unternehmen will die demnach auch gar nicht abbauen, sondern weiter aggressiv investieren, um weiter Abonnenten zu gewinnen.

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Netflix

(Bild: dpa, Rolf Vennenbernd)

Lesezeit: 3 Min.

Obwohl Netflix weiterhin kräftig an Abonnenten gewinnt, hat das Unternehmen inzwischen eine beträchtliche Summe an Schulden angehäuft: Auf insgesamt mehr als 20 Milliarden US-Dollar belaufen sich die Verbindlichkeiten des US-Konzerns, berichtet die Los Angeles Times. Die setzen sich demnach aus langfristigen Schulden und Lizenzgebühren zusammen, die nicht alle in den regelmäßigen Börsenmitteilungen offengelegt werden müssen. Dadurch male Netflix öffentlich ein positiveres Bild seiner finanziellen Situation. Um die Verbindlichkeiten einmal abbezahlen zu können, brauche das Unternehmen weiterhin ein starkes Nutzerwachstum, während die Konkurrenz von Amazon, Hulu und anderen nicht schläft.

Wie die Zeitung weiter erläutert, plant Netflix nicht, von der Schuldenaufnahme als bevorzugtes Mittel abzukehren, um weiteres Wachstum zu finanzieren. Damit sollen mehr und mehr eigenproduzierte Inhalte bezahlt werden, denn Netflix wolle die Zahl lizenzierter Inhalte verringern. Noch stammen demnach – anders als es das Prädikat "Netflix Original" suggeriert – viele und darunter auch einige der erfolgreichsten Inhalte auf Netflix aus anderen Häusern: "Orange is the New Black" etwa wird von Lionsgate produziert, "House of Cards" von Media Rights Capital, "The Crown" von Sony Pictures und "Iron Fist" von Marvel. Für das Recht, diese Serien zu streamen, bezahlt Netflix nicht offengelegte Lizenzgebühren. Die dürften steigen, wenn US-Fernsehsender sich stärker gegen die Konkurrenz aus dem Internet zur Wehr setzten.

Einen Katalog von Inhalten aufzubauen, den Konsumenten in aller Welt für unverzichtbar halten, sei schwierig und dauere sehr lang, erläutert die Zeitung. So habe der US-Sender HBO viele solcher Serien geschaffen, aber trotzdem bestehe immer noch die Hälfte der dort gezeigten Inhalte aus lizenzierten Serien. Bei eigenproduzierten Inhalten sei Netflix noch nicht annähernd so erfolgreich. Lediglich "Stranger Things" war bei Zuschauern und Kritikern umgehend erfolgreich. Derweil gibt Netflix für neue Inhalte auch immer mehr aus, rechnet die Zeitung vor. "The Irishman" von Martin Scorsese etwa koste geschätzte 100 Millionen US-Dollar, der Mix aus Fantasy und Sciene-Fiction "Bright" mit Will Smith ähnliche hohe 90 Millionen US-Dollar.

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Eine weitere Herausforderung sei die Tatsache, dass der Markt in den USA wohl nicht mehr groß weiter wachsen könne. Netflix hat inzwischen mehr Abonnenten außerhalb als innerhalb des Heimatmarkts, was sich auch auf die Inhalte auswirkt. Serien und Filme aus anderen Ländern sollen nicht immer nur dort erfolgreich sein, sondern auch das globale Publikum ansprechen. Noch müsse das Unternehmen hier einiges lernen, gestand Unternehmensgründer Reed Hastings ein. Gegenwärtig gibt es dem Bericht zufolge auch Debatten darüber, mit welcher inhaltlichen Strategie das Unternehmen in Zukunft am besten fahren kann: Mehr Prestige-Projekte oder doch Blockbuster-Filme, Dokumentarfilme oder eher Komödien wie die überaus erfolgreichen mit Adam Sandler. (mho)