Vor 50 Jahren: Perry Rhodan floppt auf der Leinwand

Unter dem Titel "...4 …3 …2 …1 …morte" kam am 4. August 1967 der Science-Fiction-Serienheld Perry Rhodan in die italienischen Kinos. Die deutsche Fassung "SOS aus dem Weltall" lief am 20. Oktober an und enttäuschte die Fans maßlos.

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Vor 50 Jahren: Perry Rhodan floppt auf der Leinwand

Cover des Perry-Rhodan-Heftes 1 mit Autogrammen der Autoren Kurt Mahr, William Voltz und Clark Darlton.

(Bild: Hause der Geschichte, Bonn)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Ralf Bülow

Die Romanserie um den unsterblichen Raumfahrer Perry Rhodan begann am 8. September 1961 und wurde Woche für Woche fortgesetzt; sie ist der längste und erfolgreichste deutsche Beitrag zur globalen Science Fiction. Falls nicht ein Atomkrieg ausbricht, ein Asteroid einschlägt oder die Aliens landen, erscheint im Februar 2019 – oder 1569 vor der Neuen Galaktischen Zeitrechnung – das Heft 3000.

Ins Kino kam die Serie schon vor fünfzig Jahren. Am 4. August 1967 fand in Italien die Premiere des darauf basierenden Films "…4 …3 …2 …1 …morte" statt. Am 20. Oktober 1967 wurde "Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall" uraufgeführt; die US-Zuschauer mussten auf ihre "Mission Stardust" bis November 1968 warten. Die Urfassung soll ein Erfolg gewesen sein, die bundesdeutsche floppte gnadenlos.

Perry Rhodan im Portrait

Für manchen Kritiker ist "SOS aus dem Weltall" das europäische Pendant zum Trash-Klassiker "Plan 9 from Outer Space". Wie war das möglich? Der Erfolg der zunächst vom Münchner Moewig-Verlag produzierten Rhodan-Romane zeichnete sich bald ab. Im Sommer 1966 entstand die Idee einer Verfilmung. Produzent war der in München ansässige Ernst von Theumer, ein Spezialist für preiswerte Actionstreifen. Karl-Heinz Vogelmann fungierte als Drehbuchautor. Er war von Beruf Standbildfotograf, hatte aber auch das Skript für Theumers Agentenreißer "Scharfe Schüsse auf Jamaica" von 1965 verfasst.

Gedreht wurde dann in Rom. Regisseur Primo Zeglio hatte wenig Ahnung vom Weltraum, ihm half aber der Science-Fiction-erfahrene Antonio Margheriti. Die Hauptrolle übernahm der in Kanada geborene Lang Jeffries, der nach kurzer TV-Karriere in den USA seit 1960 in den Cinecitta-Studios arbeitete. Der Schweizer Pinkas Braun spielte den Superschurken Homer Arkin. Unter den Nebendarstellern finden wir Joachim Hansen; er wurde 1957 durch den Kriegsfilm "Der Stern von Afrika" bekannt.

Im Perry-Rhodan-Film startet der Held 1971 mit drei Begleitern zum Mond. Dort trifft er auf Außerirdische vom Planeten Arkon, den an Leukämie erkrankten Crest und die ebenso arrogante wie schöne Thora. Ihr Raumschiff liegt mit Motorschaden fest, doch das Beiboot funktioniert. Zwei Erdenmenschen und Thora fliegen damit nach Afrika, um den Krebsforscher Dr. Haggard zu holen. Nach Überwindung von allerlei Kampftruppen sowie des bösen Arkin endet alles gut. Crest wird wieder gesund und Perry und Thora finden zueinander.

Grumman-Mondauto von 1964

(Bild: NASA)

Das Drehbuch des Films orientierte sich an den ersten Heften der Serie, fügte aber die Liebe und Homer Arkin hinzu. (In Heft 6 gibt es eine Figur namens Homer Adams.) Die Ausstattung ließ einiges zu wünschen übrig. Das Raumschiff von Crest und Thora sah wie eine italienische Designer-Lampe aus, und den Raumanzügen von Rhodan und seinen Kameraden fehlten die Sauerstoffflaschen. Besser gelang das Mondauto. Hier übernahm das Studio einen Entwurf, den die Aerospace-Firma Grumman 1964 für die NASA angefertigt hatte.

Bei den deutschen Fans fiel "SOS aus dem Weltall" nach Strich und Faden durch. Perry-Rhodan-Autor Karl-Herbert Scheer ließ kein gutes Haar an Regisseur Primo Zeglio. Er verewigte ihn später mit wenig schmeichelhaften Zügen in der utopischen Agentenserie "ZBV". Die Perry-Rhodan-Hefte machten aber Reklame für die Produktion und Scheers Autorenkollege Walter Ernsting alias Clark Darlton schrieb den Roman zum Film, der 2014 neu aufgelegt wurde.

50 Jahre nach der Premiere wird klar, dass sich die Schwächen von "SOS aus dem Weltall" vor allem der dürftigen literarischen Vorlage verdanken. Ein anderer Regisseur hätte daraus keinen besseren Film gemacht. Die deutsche Fassung wurde außerdem gegenüber dem Original um eine Viertelstunde gekürzt. So entfiel der finale Showdown zwischen Homer Arkin und Perry Rhodan. Wer dessen Abenteuer komplett sehen will, findet sie in der US-Version "Mission Stardust". Im gleichen Jahr wie Primo Zeglio begann der junge Berliner Hans-Joachim Thunack mit einem Perry-Rhodan-Streifen im Super-8-Format. "Der Einsame der Zeit" – der Titel stammt von Heft 50 der Serie – entwickelte sich zum längsten Fanprojekt der Filmgeschichte und ist noch immer unvollendet. Einiges Material liegt auf YouTube vor. Hoffen wir, dass die komplette Produktion spätestens zum Erscheinen von Heft 3000 ins Kino kommt.

(anw)