Anwendung zur Breitbandmessung der Bundesnetzagentur hat Datenhunger

Die Bundesnetzagentur lässt ein fest installierbares Programm für eine erneute Breitbandmessung entwickeln. Damit sollen umfangreiche Datenbestände etwa auch über die Rechnerkonfiguration gesammelt werden.

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Die Finanzierungsvorschläge von Minister Dobrindt für den Breitband-Ausbau stoßen auf Widerstand.

(Bild: dpa, Frank Rumpenhorst)

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Schon mehrfach haben Breitbandmessungen der Bundesnetzagentur ergeben, dass viele Internetprovider mehr Bandbreite versprechen als sie liefern. Nun sollen die Test im Rahmen einer neuen Welle genauer werden, wofür die Regulierungsbehörde bei der Ismaninger Firma Zafaco eine fest installierbare Anwendung auch für stationäre Computer bestellt hat. Der Dienstleister hatte zuvor bereits mobile Apps für die Bundesnetzagentur entwickelt. Das neue Programm soll laut einer Präsentation von Zafaco, die Netzpolitik.org veröffentlicht hat, aber sehr datenhungrig sein. Dies könnte viele Nutzer davon abhalten, die Anwendung zu installieren.

"Die installierbare Version erfasst und protokolliert im Messprotokoll wesentliche Aspekte der Endnutzermessumgebung", heißt es bei dem Unternehmen. Dazu sollen neben dem LAN-/WLAN-Status etwa das verwendete Betriebssystem nebst Version und "erweiterte Informationen zum Endgerät" wie Typen von CPU, Arbeitsspeicher oder Festplatte gehören. Erheben will Zafaco zudem die Auslastung des Prozessors und verschiedener Speicher, Konfiguration der genutzten lokalen Netzwerkschnittstelle wie Mac und IP-Adresse, Netzmaske und Gateway), deren Typ sowie die maximale theoretische Geschwindigkeit bei LAN beziehungsweise die aktuelle theoretische Geschwindigkeit bei WLAN.

Auch Angaben zu parallelen Anwendungen, Firewall, Virenscanner und Datenverkehr sowie Routerparameter sind gefragt. Dazu kommen die bereits bei der Messung über den Browser angefallenen Informationen etwa über den Ort des Anschlusses. Die ganzen Daten sollen mit einer speziellen Kennung versehen für einen noch unbestimmten Zeitraum gespeichert werden. Laut Netzpolitik.org wollen die Netzbetreiber bei einer Kundenbeschwerde direkt auf die so entstehende Datenbank zugreifen und die Mess-ID dem jeweiligen Kunden zuordnen. Anhand der mitunter sensiblen Informationen könnten sich ihrer Ansicht nach Hinweise darauf ergeben, dass eine langsame Leitung am Kunden liegt.

Die Bundesdatenschutzbehörde weiß nach eigenen Angaben von dem erweiterten Messverfahren bislang nichts, hat es daher auch noch nicht beurteilen können. Volker Tripp vom Verein Digitale Gesellschaft hält die Datenerfassung für unnötig, da das Werkzeug auch so angelegt werden könnte, dass es nur messe, wenn potenzielle Störfaktoren ausgeschaltet seien. Ein unkontrollierter Zugriff auf Messdaten müsse unbedingt verhindert werden. Schon bei der Browservariante hatte die Regulierungsbehörde viele Interessierte abgeschreckt, da dafür bislang Java erforderlich war und auf vielen Rechnern extra nachinstalliert werden musste.

Update 07.08.2017: Ein Sprecher der Bundesnetzagentur erklärte inzwischen, dass es sich bei der zitierten Unterlage um einen Entwurf handle, der derzeit "mit den Marktakteuren im Rahmen eines offenen Meinungsbildungsprozesses diskutiert wird". Das fest installierbare Messwerkzeug solle bis zum Jahresende entwickelt werden und dazu dienen, Verbrauchern einen "gerichtsfesten Nachweis" liefern, unter welchen Voraussetzungen ein Anbieter die vertraglich vereinbarte Leistung gegebenenfalls nicht erbringe. Zu datenschutzrechtlichen Aspekten befinde man sich in Kontakt mit der Bundesdatenschutzbehörde. Die Browservariante nutze seit Ende September 2016 HTML5 mit Websockets und könne so direkt ohne Java ausgeführt werden. (vbr)