poets One: Analoge Gitarrenvorstufe mit iOS-Steuerung

Mathias Poets und sein Sohn Alex aus Hannover entwickeln eine besondere Gitarrenvorstufe und lassen dafür eine Kickstarter-Kampagne laufen.

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poets One: Analoge Gitarrenvorstufe mit iOS-Steuerung

(Bild: heise online / Kai Schwirzke)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Kai Schwirzke

Verzerrerpedale für Gitarristen gibt es wie Sand am Meer, befanden Mathias Poets (sprich: "Poots") und sein Sohn Alex. Was den beiden Hannoveranern fehlte: Eine konsequent analog aufgebaute, flexible Vorstufe im kompakten Bodeneffekt-Format, aber mit moderner digitaler Steuerung. Im Jahr 2015 begannen Vater und Sohn Poets daher mit der Entwicklung des poets One, für den derzeit es eine Kickstarter-Kampagne läuft.

Die ersten Entwürfe entstanden, abenteuerlich verdrahtet, auf Steckplatinen. Inzwischen liegt die Schaltung auf einer profesionellen Multilayer-Platine in SMD-Technik vor. Das Gerät integriert vier analoge Vorstufen, die von clean über leicht angezerrt bis hin zu stark verzerrtem High Gain das gängige Spektrum angesagter Gitarrenklänge liefern. Jede Vorstufe lässt sich in den Parametern Gain (Vorverstärkung) und Lautstärke regeln, für drei der vier Vorstufen steht außerdem eine individuelle dreibandige Klangregelung zur Verfügung. Der poets One bietet fünf Speicherplätze, in denen sich gelungene Settings sichern lassen.

Das Gehäuse des poets One erinnert entfernt an eine Dübelbox aus dem Baumarkt. Tatsächlich aber stammt es aus dem 3D-Drucker und hinterlässt einen bühnentauglichen Eindruck. Die Plexiglasscheibe, die das Gerät oben verschließt, wird in der endgültigen Version sogar "nahezu durchschusssicher" sein, verrät Mathias Poets. Überraschend ist die übersichtliche Anzahl an Bedienelementen: Es gibt lediglich einen Fußschalter zum Ein- und Ausschalten sowie ein weiteres Exemplar, um per pedes durch die Speicherplätze zu steppen. Welcher Platz aktiv ist, verraten LEDs. Der poets One wird wahlweise von einer 9-V-Batterie oder einem Netzteil gespeist.

Die zugehörige iOS-App.

(Bild: heise online / Kai Schwirzke)

Möchte man die Vorstufe programmieren, kommt eine iOS-App zum Einsatz, die per Bluetooth LE mit dem Pedal kommuniziert. Auf der Bühne kann dann dank der Fußschalter das iPhone getrost in der Garderobe verbleiben. Alex Poets arbeitet zurzeit an der Vollendung der Software, geplant ist unter anderem die Verwaltung mehrerer Preset-Bänke.

heise online hatte ausgiebig Gelegenheit, einen Prototyp auszuprobieren. Sowohl die hervorragende Dynamik der Vorstufe – damit meint der Gitarrist das sensible Ansprechen auf verschiedene Anschlagsstärken – als auch das verblüffend geringe Eigenrauschen des poets One konnten überzeugen. Besonderes Lob verdient der High-Gain-Kanal, der trotz extremer Verzerrung nicht zum Matschen neigt.

Verantwortlich für den sehr "röhrigen", authentischen Klang des One sind laut Mathias Poets die ausgesuchten Bauteile: "Wir haben lange gesucht, bis wir Vorverstärker-ICs gefunden haben, die ähnlich schnell reagieren wie klassische Röhrenschaltungen", verrät der Diplom-Ingenieur. "Auch wenn man es auch kaum glauben mag, sogar die Größe der Elektrolytkondensatoren ist entscheidend."

Die Kickstarter-Kampagne läuft noch bis zum 17. August, die Early-Bird-Packages sind bereits vergriffen. Aktuell kostet der poets One 249 Euro. (anw)