Sarahah: Anonyme Messaging-App soll Ehrlichkeit garantieren – wieder einmal

Eine Messaging-App für anonyme Nachrichten hat derzeit immensen Erfolg. Die Entwickler von Sarahah setzen auf konstruktive Kritik, die man nur anonym äußern würde. Das hatten vorher schon andere Apps versprochen – durchgesetzt hatte sich keine.

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Sarahah-App: Anonyme Nachrichten sollen Ehrlichkeit garantieren – wieder einmal
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Ein kleines Entwickler-Team aus Saudi-Arabien hat offenbar unerwartet großen Erfolg mit einer Messaging-App für anonyme Nachrichten, der deutlich weniger Kritik entgegen schlägt als vielen ihrer Vorgänger. Die App namens Sarahah (صراحة) – Arabisch für "Wahrhaftigkeit" – ermöglicht es Nutzern, beliebigen anderen Nutzern – nicht nur denen im Adressbuch – anonym Nachrichten zu schicken. Das soll für "konstruktive Texte" genutzt werden, gibt aber auch Raum für unerkannte Beleidigungen. Insgesamt haben bereits mehr als 300 Millionen Nutzer die App installiert, berichtet die BBC. In vielen Ländern führt Sarahah die App-Charts für iOS und Android an.

Ursprünglich wurde die App entwickelt, damit Angestellte ihren Chefs anonym Kritik und Vorschläge unterbreiten können, erklärt Motherboard. Doch als sie öffentlich gemacht wurde, hatte sie rasch ungeheuren Erfolg, während das Team dahinter weiterhin nur drei Personen umfasst. Dabei ist die App nicht die erste, die die angebotene Anonymität mit naiven Worten anpreist. So heißt es auf der zugehörigen Internetseite, die anonymen Texte könnten Freundschaften verbessern, indem "Stärken und noch verbesserungswürdige Bereiche aufgezeigt" werden. Außerdem könnten Freunde dank der App ehrlich zueinander sein.

Insgesamt erinnert Sarahah auch mit diesen Erläuterungen an die App Blindspot" die Anfang 2016 in Israel viel Kritik auf sich gezogen hatte. Inzwischen ist die offenbar nur noch in China verfügbar. Großes Aufsehen hatte vor ihrer Veröffentlichung auch eine App namens Peeple erregt, auf der Menschen unerkannt andere Menschen bewerten sollten. Die anonyme Tratsch-App Whisper, in deren Zusammenhang vor allem die Frage der Rückverfolgbarkeit vermeintlich anonymer Nachrichten diskutiert wurde, gibt es weiterhin. Yik Yak wiederum wurde im Frühjahr eingestellt. In der App gab es anonyme Chat-Räume, in denen sich Nutzer aus der direkten Umgebung austauschen konnten. Erfolgreich war sie vor allem unter Studenten. Wie bei den anderen Anwendungen war Cyberbullying hier ein Problem. (mho)