Reporter ohne Grenzen übt ätzende Kritik an Apple

Mit der Entscheidung, VPN-Dienste aus dem chinesischen App Store zu verbannen, gefährdet Apple Internetnutzer und Journalisten, betont die Organisation – und gibt dem Konzern fünf Tipps, wie man der chinesischen Regierung "noch gefälliger" sein könnte.

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Apple

China ist ein extrem wichtiger Markt für Apple, insbesondere weil dort viele iPhones verkauft werden.

(Bild: dpa, Foto: Adrian Bradshaw)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apples Rauswurf von VPN-Apps in China löst weiterhin scharfe Kritik aus: Die Organisation Reporter ohne Grenzen wirft dem Konzern vor, mit diesem Schritt “viele Internetnutzer sowie Journalisten und deren Quellen zu gefährden” – das sei eine Schande. Über 100 Journalisten würden in chinesischen Gefängnissen sitzen, dies sei “zum Teil auch auf Firmen wie Apple” zurückzuführen, die “bei der Zensur assistieren”, schreibt die Organisation in einem offenen Brief an Apples neue China-Chefin Ge Mahe.

Das Schreiben enthält zudem fünf Tipps für den iPhone-Hersteller, um sich “der chinesischen Führung noch gefälliger zu zeigen”. Schließlich wäre es ja schade, wenn Apples “wirtschaftlicher Opportunismus auf halbem Weg stoppt”, ätzt Reporter ohne Grenzen. Zu den Tipps zählt unter anderem ein iPhone-Homescreen zu Ehren des chinesischen Präsidenten Xi Jinping sowie eine spezielle chinesische Tastatur, die die Zahlen 4,6,8 und 9 – eine Anspielung auf das Datum des Tian’anmen-Massakers – durch 3+, 5+, 7+ und 8+ ersetzt.

(Bild: Reporter ohne Grenzen)

Apple sollte außerdem nur noch staatliche Apps in den chinesischen App Store lassen und eine File-Sharing-Funktion einbauen, um Inhalte an die kommunistische Partei Chinas zu übermitteln, führt die Organisation aus. Auch sollte der Konzern hauseigene Computer-Uhren an politische Gefangene ausgeben, um deren Gesundheitszustand in Echtzeit zu überwachen.

Anbieter von VPN-Apps benötigen inzwischen eine Lizenz chinesischer Behörden. "Wir wurden von der chinesischen Regierung aufgefordert, einige dieser Anwendungen aus dem App Store zu entfernen, die nicht den neuen Regelungen entsprechen", erklärte Apple-Chef Tim Cook Anfang August. Nach Schätzung von Marktbeobachtern wurden rund 400 VPN-Apps von Apple entfernt, laut Cook gibt es aber immer noch “hunderte” davon im chinesischen App Store.

China zählt inzwischen zu Apples wichtigsten Märkten – der Konzern ist auch mit Ladengeschäften präsent.

(Bild: dpa, Diego Azubel/Archiv )

"Es wäre uns ganz offensichtlich lieber gewesen, die Apps nicht zu entfernen – aber wie in jedem anderen Land, in dem wir Geschäfte machen, befolgen wir die Gesetze", betonte Cook. Er zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass die Einschränkungen mit der Zeit gelockert werden könnten. China gehört inzwischen zu Apples größten Märkten, in den letzten Quartalen musste der Konzern dort aber rückläufige Umsätze verbuchen.

Mit einem Jahresumsatz, der so groß ist wie das Bruttoinlandsprodukt ganzer Länder, könne sich Apple ruhig erlauben, “etwas härter mit Chinas autoritärer Führung” umzugehen, betont Reporter ohne Grenzen am Ende Schreibens. (lbe)