Forschung in XXL

Superbeschleuniger, Riesenteleskop, Weltraumbasis – China steckt Milliarden in die Forschung. So will es den Westen an Innovationskraft überflügeln.

vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Michael Radunski

Dieser Text-Ausschnitt ist der aktuellen Print-Ausgabe der Technology Review entnommen. Das Heft ist ab 17.8.2017 im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich.

Chen Wei hat klare Vorstellungen. Schon zu Beginn seiner Karriere sagte sich der Molekulargenetiker: „Ich will die besten Forschungsbedingungen.“ Und so kehrte der Chinese seiner Heimat den Rücken und zog nach Deutschland. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt Chen. Schnell stieg der junge Wissenschaftler auf, forschte an der Freien Universität Berlin, am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, am Max-Delbrück-Centrum und hatte zudem eine Professur an der Charité inne. Doch Anfang 2016 kehrte Chen zurück nach China und wechselte an die Southern University of Science and Technology (SUSTech) im südchinesischen Shenzhen. Der Grund: „Ich will die besten Forschungsbedingungen. Daran hat sich nichts geändert.“

Chens Entscheidung für die SUSTech deckt sich mit der Analyse des Fachmagazins „Nature“. Darin wird die Universität als „Rising Star“ des Jahres 2016 ausgezeichnet, als ein aufgehender Stern am Forschungshimmel. Sie gilt als Vorzeigeprojekt auf dem Weg zu Chinas Ziel, wissenschaftliche Supermacht zu werden.

Lange Zeit fehlte dazu das nötige Geld, das wissenschaftliche Niveau stagnierte auf eher niedrigem Level. Die besten Köpfe Chinas gingen ins Ausland – und kamen nicht zurück. Doch nach Jahren des Wirtschaftsbooms ändert sich das jetzt. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gab China im Jahr 2000 gerade einmal knapp 41 Milliarden US-Dollar für die Forschung aus. 2015 waren es bereits 377 Milliarden, Tendenz weiter steigend. Die OECD geht davon aus, dass China schon in den kommenden Jahren den Vereinigten Staaten (derzeit 462 Milliarden Dollar) die Spitzenposition abjagen wird. „Was sich in China in den vergangenen fünf Jahren getan hat, ist atemberaubend“, sagt Chen Wei. „China ist nicht mehr das Land, das ich einst verlassen habe.“ Großprojekte sind das sichtbarste Zeichen des Aufstiegs:

(wst)