Standortgefahr: Industrie verteilt schlechte Note für den Breitbandausbau

Die Unzufriedenheit der produzierenden Unternehmen mit der Breitbandanbindung nimmt immer weiter zu, hat eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertag ergeben. Die Politik unternehme zu wenig, dies sei ein "ernstes Warnsignal".

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Standortgefahr: Industrie verteilt schlechte Note für den Breitbandausbau
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Die produzierenden Unternehmen hierzulande werden immer unzufriedener mit dem Breitbandausbau. Dies ergibt sich aus einer aktuellen Sondierung des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), die heise online vorliegt. Mit der Schulnote 3,7 alias "ausreichend" verschlechtert sich die Bewertung des Standortfaktors demnach von einer 2,3 im Jahr 2008 so deutlich wie bei keiner anderen der abgefragten Bedingungen.

"Offenkundig halten die politischen Bemühungen und Zielsetzungen für den Ausbau der Infrastruktur nicht Schritt mit der digitalen Entwicklung in den Unternehmen", heißt es in der Analyse mit dem Titel "Netzwerk Industrie 2017". Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des produzierenden Gewerbes hierzulande sei dies "ein ernstes Warnsignal". Aktuelle Entwicklungen wie Industrie 4.0 erforderten eine leistungsfähige Breitbandanbindung.

Gerade der ländliche Raum, in dem oft "international erfolgreiche mittelständischen Industrieunternehmen ('Hidden Champions')" säßen, sei unzureichend mit breitbandigen Internet-Anschlüssen versorgt, kritisiert der DIHK. "Hinzu kommen Versorgungslücken in vielen Gewerbegebieten." Zwar schreite der Breitbandausbau mittlerweile voran, die Fortschritte sind für die Betriebe jedoch offenbar noch nicht überall spürbar.

Umso wichtiger ist es für den DIHK, "dass nun zeitnah eine politische Übereinkunft über alle Ebenen und Ressorts hinweg auf ein Glasfaser-Infrastrukturziel erfolgt". Die derzeit sehr unterschiedlichen Ansätze von Bund, Ländern und Kommunen verunsicherten Investoren und führten zu Ineffizienzen bei der Regulierung und in der Förderpolitik: Jedes vierte Unternehmen wäre bereit, mehr zu investieren, wenn es mit der Netzinfrastruktur nicht hapern würde.

Ein großer Teil der Telekommunikations- und Breitbandbranche hierzulande fordert ebenfalls schon länger einen "Masterplan Glasfaser", in der mit Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU) geschlossenen Netzallianz ist aber weiter nur allgemein von angestrebten "gigabitfähigen" Anschlüssen die Rede.

Insgesamt sind in die Studie Einschätzungen von 1587 Unternehmen zur Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland eingeflossen. Die Befragung fand zum vierten Mal statt, dieses Jahr im Mai und Juni. (anw)