Sinti und Roma wollen gegen IBM klagen
Eine internationale Organisation von Sinti und Roma wirft dem Computerkonzern IBM Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Eine internationale Organisation der Sinti und Roma will den Computer-Konzern IBM vor einem Schweizer Gericht wegen "Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zur Verantwortung ziehen. Dies meldet heute die Nachrichtenagentur Reuters. Dem Bericht zufolge wirft der Anwalt der Internationalen Anerkennungs- und Entschädigungs-Aktion (GIRCA), Henri-Philippe Sambuc, IBM vor, indirekt am Tod von 600.000 Sinti und Roma im Dritten Reich beteiligt gewesen zu sein. Der Konzern habe die Nazis über seine Tochterfirma Deutsche Hollerith-Maschinen-Gesellschaft (DEHOMAG) mit Lochkarten und Geräten beliefert, die zur systematischen Erfassung der Holocaust-Opfer verwendet wurden.
Eine ähnliche Klage von ehemaligen Zwangsarbeitern war Ende März zurückgezogen worden, da sie die Verhandlungen um die finanzielle Entschädigung der Zwangsarbeiter zu verzögern drohte. Inzwischen haben sich verschiedene Wirtschaftsunternehmen zur Zahlung von insgesamt zehn Milliarden Mark verpflichtet. IBM ist an den Entschädigungen mit drei Millionen US-Dollar beteiligt. In der angekündigten Klage gehe es jedoch "nicht um Zwangsarbeit, sondern die Vernichtung von Sinti und Roma während der Nazi-Zeit", sagte Sambuc im Gespräch mit Reuters.
Einer der Vorwürfe besteht darin, dass der IBM-Konzern, als er den Kontakt zu Töchtern in Hitler-Deutschland abbrechen musste, die Geschäfte über die europäische IBM-Zentrale in der Schweiz weitergeführt habe. In seinem Buch IBM und der Holocaust beschreibt der amerikanische Wissenschaftler Edwin Black detailliert die Verwendung der Lochkarten im Dritten Reich. Er schildert darin, dass die Nazis ihre Maschinen fast ausschließlich bei der IBM-Tochter kauften. (dwi)