Scientology-Kritiker wegen Usenet-Posting in Haft

Ein wegen eines Sientology-kritischen Postings verurteilter US-Bürger hat in Kanada politisches Asyl beantragt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 318 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Holger Bruns

Ein wegen eines Scientology-kritischen Postings verurteilter US-Bürger hat in Kanada politisches Asyl beantragt. Der Scientology-Kritiker Keith Henson war im April von einem Bezirksgericht im kalifornischen Riverside County zu einer Haftstrafe von 200 Tagen verurteilt worden, weil er angeblich im Usenet eine Bombendrohung gegen Scientologen veröffentlicht hat.

Dabei wurde ihm ein kurzer Satz zum Verhängnis, den er als Antwort auf ein Posting in der Newsgroup alt.religion.scientology unter der Überschrift "Re: 'Gold Base' French-German ICBM/Tom Cruise Missle Coordinates" eingetippt hatte: "Modern weapons are accurate to a matter of a few tens of yards." (Moderne Waffen treffen mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern)

Das kalifornische Gericht sah darin den Beweis für die Henson unterstellte Bombendrohung. Zudem wurde dem 58-Jährigen zur Last gelegt, an einer Demonstration vor den Golden Era Studios der Scientology-Sekte im Osten von Los Angeles teilgenommen zu haben. Wie Hensons Ehefrau Arel Lucas einer kanadischen Lokalzeitung sagte, protestiert Henson seit fünf Jahren gegen die Scientology-Sekte und hält sie für ein kriminelles Syndikat. Scientology habe es deshalb auf ihren Mann abgesehen und für die Anzeige gesorgt.

Das Gericht wertete Hensons Teilnahme an der Demonstration als Störung einer Religionsgemeinschaft. Dies sei ein hate crime, das in Kalifornien bestraft wird (Section 422.6 Cal. Penal Code). Der Verurteilung hatte sich Henson durch Flucht nach Kanada entzogen. Dort war er auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Oakville in Begleitung seines Freundes Gregg Hagglund, eines "Freedom of Speech"-Aktivisten, verhaftet worden. Hagglund hält das Strafverfahren gegen Keith Henson für einen Bruch des erstens Zusatzes zur amerikanischen Verfassung, der die Redefreiheit garantiert. Vorerst bleibt der Scientology-Gegner allerdings noch in kanadischer Haft. Dies hat nach Angaben seiner Ehefrau gestern ein Richter bei einem Haftprüfungstermin entschieden. Die Haft in Kanda wird damit begründet, dass Henson den Behörden bei der Einreise seine Verurteilung in den USA verschwiegen hat.

Die Scientology-Organisation gilt in Deutschland als destruktiver Kult, vor dem seit Jahren die Sektenbeauftragten der großen Kirchen warnen. In einer Broschüre wirft der Bremer Pastor Helmut Langel den Scientologen vor, ihr religiöses Konzept sei eine bloße Fassade, unter deren Deckmantel die Sekte rein wirtschaftliche Ziele verfolge. Dabei nehme die Sekte bewusst in Kauf, daß sie ihre Mitglieder wirtschaftlich und psychisch ruiniere. (Holger Bruns) / (wst)