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Indie-Schwemme auf dem Spielemarkt: "Die Luft wird immer dünner"

Indie-Spiele-Entwickler haben es immer schwerer, auf dem Markt aufzufallen. Statt traditioneller Spiele-Presse werden Influencer immer wichtiger. Kickstarter und Early Access stellen große Chancen dar, bergen aber auch heftige Risiken.

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Indie-Schwemme auf dem Spielemarkt: "Die Luft wird immer dünner"

Steve Escalante

(Bild: heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

Auf der Entwicklerkonferenz Devcom und dem Entwicklertreffen Respawn tauschen sich am Rande der Gamescom Indie-Entwickler aus. Neben der eigentlichen Spiele-Entwicklung geht es dabei aber auch vor allem um die Vermarktung ihrer Titel. An guten Spieleideen mangelt es dabei nicht, da sind sich fast alle der versammelten Entwickler einig. Ganz im Gegenteil: Die Schwemme an Spielen mache es Entwicklern und Publishern schwer, aus der Flut herauszustechen. "Findet eure Nische, die Luft wird immer dünner", rät Versus-Evil-Chef Steve Escalante.

Besonders auf mobilen Plattformen gebe es so viele Titel, einen Hit zu landen sei oft reine Glückssache. "Wir wissen eigentlich auch nicht, nach welchen Kriterien das klappt" – lautet die Bilanz der Runde aus Publishern und Marketing-Managern im Panel zur aktuellen Lage des Indie-Spielemarktes. Allerdings stellten die versammelten Indie-Experten nicht nur negative Prognosen. Trotz der abnehmenden Wichtigkeit der Spiele-Presse gebe es heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor, das eigene Spiel zu promoten.

Vor allem sogenannte Influencer sind mometan in aller Munde – gemeint sind einschlägige Video-Persönlichkeiten wie Gronkh, PewDiePie und der Yogscast. Darf man den Publishern Glauben schenken, haben Let's Plays auf YouTube und Streams auf Twitch in ihrer Wichtigkeit längst Spiele-Vorstellungen in Magazinen und auf Webseiten überholt. Wie Industrie-Veteran Escalante betont, der mit Versus Evil das RPG Banner Saga zum Indie-Hit gemacht hat, lösen Streamer die klassische Spiele-Presse aber in der Gunst der Entwickler wohl nicht ganz ab. "Manche Spiele ergeben für Streamer einfach keinen Sinn, andere sind wie gemacht dafür, die Persönlichkeit von Streamern zu unterstreichen", erklärt Escalante. Indie-Entwickler sollten sich genau überlegen, welches Spiel in welchem Medium am besten zur Geltung komme.

Kickstarter-Kampagnen sehen viele der versammelten Entwickler und Publisher skeptisch. Zwar geben sie Entwicklern die Möglichkeit, ihr Spiel schnell sehr bekannt zu machen, in der Regel genüge das eingesammelte Geld aber nicht, dessen Entwicklung zu finanzieren. Die meisten Kickstarter-Kampagnen neigen demnach dazu, nach dem Geld zu fragen, das man auf diesem Wege maximal bekommen könne, und nicht nach der Menge des Geldes, die wirklich nötig wäre, um das Spiel zu entwickeln.

Early Access sei ebenfalls problematisch. Zwar könne man auf diesem Wege massiven Erfolg erzielen, siehe zum Beispiel Playerunknown's Battlegrounds, viel wahrscheinlicher sei es aber, dass man sich die Zukunft für das eigene Spiel ruiniere. Schlechte Steam-Reviews seien so gut wie nicht mehr aufzuwiegen. "Sind sie einmal da draußen, können wir rein gar nichts mehr für euch tun", richtet sich Escalante an die Entwickler im Publikum. (fab)