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Vampyr: Blutsauger mit Skrupeln

In London grassiert 1918 die Spanische Grippe. Der Arzt Jonathan Reid kann den Londonern helfen – oder sich an ihnen laben.

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Gamescom 2017: Vampyr: Blutsauger mit Skrupeln

(Bild: Dontnod/ Focus Interactive)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Kusenberg

Im Rollenspiel-Adventure Vampyr" bewegt sich ein Untoter durch das London anno 1918, als die Spanische Grippe die Stadtbewohner mit Tod und Verderben quält.

Der Spieler steuert den Arzt Jonathan Reid, der kürzlich zum Vampir mutiert ist und jetzt abwägen muss, ob er seinen Mitmenschen beisteht oder ob er sie aussaugt. In der 45-minütigen Gamescom-Präsentation zeigten Mitarbeiter des französischen Studios Dontnod ("Life is Strange"), darunter Story-Autor Stéphane Beauverger, wie sich Reids Dilemma anfühlt und welche Handlungsoptionen dem Spieler zur Verfügung stehen.

(Bild: Dontnod/ Focus Interactive )

Das Spiel-London ist in vier Distrikte unterteilt, die der Spieler im Idealfall allesamt vor dem Verderben rettet oder einen, zwei, drei, wenn nicht alle vier vor die Hunde gehen lässt. Dazu sammelt Reid Informationen, mischt sich in die Angelegenheiten der Menschen ein, bekämpft andere nichtmenschliche Wesen und verbringt einen großen Teil seiner Zeit damit, in Kriminalfällen zu ermitteln, die mit der Ausbreitung der Seuche verknüpft sind.

Eine wichtige Rolle spielen die rund 30 biographisch gut ausgestatteten Nebenfiguren, die Reid im Laufe des Abenteuers kennen lernt. Jede Figur ist mehr oder minder sympathisch, wobei perfiderweise die sittsamen und hilfsbereiten Menschen über besonders gutes und wirkungsvolles Blut verfügen. Der Spieler begegnet zum Beispiel dem schlitzohrigen Seymour Fishburn, einem Tunichtgut, der Menschen ermordet. Seine Mutter Stella hingegen hilft Bedürftigen und sorgt sich um das Wohlergehen sowohl ihrer Mitmenschen wie ihres kriminellen Zöglings. Reid muss sich entscheiden, ob er einen von beiden Fishburns töten soll und wenn ja, welchen. Der Entwickler ließ den Vampir die gute Stella töten, was die zivilisatorische Stabilität ihres Wohndistrikts deutlich verschlechterte, dem Helden jedoch eine große Portion magische Energie verschaffte.

Reid braucht übermenschliche Stärke, um sich der zahlreichen Werwölfe, Vampire und anderer Wesen erwehren zu können. Immer wieder aufs Neue setzen ihm Vampirjäger zu, die sich in einer Sekte organisiert haben. In dieser Hinsicht erinnert das Spiel an das Action-Adventure "Vampire – The Masquerade" aus dem Jahre 2000, wenn Reid in harschen Kämpfen seine Gegner bekämpft. Er setzt konventionelle Waffen ein wie Pistolen und Messer, wichtiger jedoch sind seine übernatürlichen Fähigkeiten. Um sich rasch an einen nahe gelegenen Ort zu teleportieren, benötigt er Blut-Energie. So kann es vorkommen, dass er während eines Kampfes einen der Gegner aussaugt, um sich zu stärken. Das gilt im Besonderen für die Endgegner. In der Demo trat ein Levelboss mit Flammenwerfer auf, den Reid nur dank seiner Vampir-Fähigkeiten besiegte.

(Bild: Dontnod/ Focus Interactive)

Der Ausgang der Kämpfe hängt maßgeblich davon ab, wie der Spieler seine Hauptfigur zuvor aufgelevelt hat. Dabei steht dieser Rollenspiel-Aspekt im Schatten des Story-lastigen Adventures. Zwar darf man die kämpferische Natur des Helden in einem unterkomplexen Talent-Baum bestimmen, doch die Weichen für die Zukunft Londons stellt der Spieler, indem er sich für bestimmte, teils frei schaltbare Optionen in den Dialogen entscheidet und Informationen über jene wichtigen Figuren sammelt.

Das geschieht zum Teil auf ähnliche Weise wie in den Sherlock-Holmes-Adventures, die Publisher Focus Interactive in den vergangenen Jahren veröffentlichte. In Vampyr erkennt Reid dank seines Vampirblicks Blutspuren sowie die Blutgefäße im Inneren der Menschen. Die Inszenierung des zentralen Nährstoffs Blut wirkt eindrucksvoll, genau wie die heruntergekommenen Gebäude und verzweifelten Menschen in der Seuchen-geplagten Stadt. Alle Dialoge sind vertont, in der Demo erklangen die markanten Stimmen der englischen Sprecher.

Laut Dontnod soll die Vampir-Mär bescheidene zwölf bis 15 Stunden dauern, wobei man eine von vier verschiedenen Endsequenzen erleben kann. Indes speichert das Spiel automatisch einen Spielstand; anders als bei "Life is Strange" ist es also nicht möglich, eine Entscheidung rückgängig zu machen. Doch insbesondere diese Unwiderruflichkeit von Entscheidungen macht den Reiz des Spiels aus. Man muss mit seinen Entscheidungen leben und die Konsequenzen akzeptieren, wie im richtigen Leben. Ob der moralische Druck auf Reid und der ständige Entscheidungszwang auf Dauer eine ähnlich starke Faszination ausüben, wie in "Life is Strange", ist nach der 45-Minuten-Demo noch nicht klar. Die Chancen für ein Gelingen stehen jedoch gut.

Publisher Focus Interactive veröffentlicht "Vampyr" voraussichtlich im November 2017 für Windows, PS4 und Xbox One.

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(kbe)