Bericht: HTC führt Gespräche über möglichen Verkauf der VR-Sparte

Der angeschlagene Smartphone-Hersteller überlegt einem Medienbericht zufolge, sein Virtual-Reality-Geschäft abzuspalten oder zu verkaufen. Gespräche sollen unter anderem mit dem Google-Mutterschiff laufen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen
HTC führt Gespräche über möglichen Verkauf der VR-Sparte

(Bild: dpa/Montage: heise online)

Lesezeit: 3 Min.

HTC führt einem Medienbericht zufolge Gespräche über einen möglichen Verkauf oder eine Aufspaltung des Unternehmens. Der taiwanische Hersteller, der mit der Vive eines der führenden VR-Systeme fertigt, aber im ungleich größeren Smartphone-Segment schwächelt, lasse sich derzeit über seine Möglichkeiten beraten und spreche mit möglichen Interessenten, berichtet die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise.

Demnach führt HTC, das den Bericht selbst nicht kommentieren will, Gespräche mit potenziellen Investoren, darunter auch Google-Mutter Alphabet. Während ein Verkauf des ganzen Unternehmens weniger wahrscheinlich ist, könnte HTC seine erfolgreiche Virtual-Reality-Sparte verkaufen oder in eine unabhängige Tochtergesellschaft auslagern, um dann Partner ins Boot holen zu können. Die Gespräche seien in einem frühen Stadium und eine Entscheidung noch nicht gefallen, heißt es bei Bloomberg weiter.

Das von HTC und Valve entwickelte VR-System Vive gehört neben Oculus Rift und Sony Playstation VR zu den drei "großen" VR-Systemen, die bereits im Handel erhältlich sind. Doch ist der Markt noch jung und die Stückzahlen sind im Vergleich zum Smartphone-Geschäft bescheiden. Das liegt auch am Preis: Wer in die VR-Oberklasse einsteigen will, muss viel Geld in die Hand nehmen. HTC hatte den Preis für die Vive zuletzt auf 700 Euro gesenkt. Zugleich hat das Unternehmen eine eigenständige Vive angekündigt, die zunächst in China auf den Markt kommen soll, und ein Headset für HTC-Smartphones.

Markt für VR-Brillen, IDC
System 1. Quartal 2017
Geräteabsatz Marktanteil
Gear VR (Samsung) 489.500 21,5 %
Playstation VR (Sony) 429.000 18,8 %
Vive (HTC) 190.900 8,4 %
Oculus Rift (Facebook) 99.300 4,4 %
Idol 4 Cardboard (Alcatel) 91.300 4,0 %
andere 980.000 43,0 %
Gesamt 2.280.000
IDC Worldwide AR/VR Headset Tracker, Juni 2017

Laut den Marktforschern von IDC wurden im ersten Quartal 2017 über 2,2 Millionen VR-Systeme verkauft, wobei Samsungs aktives Cardboard-System Gear VR und die Playstation VR die Marktführer stellen. HTC Vive folgt mit einigem Abstand und 190.000 verkauften Systemen auf dem dritten Platz – und kommt damit auf einen Marktanteil von gut 8 Prozent. IDC berücksichtigt dabei nach eigenen Angaben keine reinen Cardboards.

Im Smartphone-Geschäft kann HTC von solchen Marktanteilen nur noch träumen. Der ehemalige Auftragsfertiger, der einst mit dem in Deutschland als G1 verkauften HTC Dream das erste Android-Gerät auf den Markt brachte, hat heute auf dem wettbewerbsintensiven Smartphone-Markt zu kämpfen. Zwar kann HTC noch immer hochwertige Smartphones bauen – wie zuletzt das HTC U11 und die von Google unter eigener Flagge verkauften Pixel – spielt aber im Wettbewerb mit Samsung, Apple und den großen chinesischen Herstellern keine wichtige Rolle mehr.

Die Probleme von HTC, sich auf dem Markt zu behaupten, den der Hersteller maßgeblich mit geformt hat, haben 2015 dann auch dem Mitgründer und langjährigen CEO Peter Chou den Job gekostet. Doch auch seiner Mitgründerin und Nachfolgerin Cher Wang ist es bisher nicht gelungen, das Ruder herumzureißen – HTC schreibt weiter rote Zahlen. Wang hatte im vergangenen Jahr das VR-Geschäft in einer eigenen Einheit zusammengefasst und stark in die Weiterentwicklung investiert. Mit dem Einstieg eines Silicon-Valley-Riesen wie Alphabet könne Wang gegenüber den Anteilseignern das Gesicht wahren, heißt es bei Bloomberg. (vbr)