Deutsche Datenplattform Verimi fordert Google & Co. heraus

Eine Allianz mehrerer deutscher Unternehmen setzt der Dominanz von Google & Co. eine Datenplattform entgegen. Verimi will den Log-in auf Websites vereinfachen und mit hohem Datenschutz punkten. Der Start ist für Anfang 2018 geplant.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 64 Kommentare lesen
Deutsche Datenplattform Verimi fordert Google & Co heraus

Die deutsche Datenplattform Verimi verspricht den Nutzern einen "selbstbestimmten Umgang mit Daten im Netz".

Lesezeit: 2 Min.

Im Mai dieses Jahres gründeten die vier deutschen Unternehmen Axel Springer, Daimler, Allianz sowie die Deutsche Bank eine gemeinsame Datenallianz. Deren ambitioniertes Ziel: die Dominanz von Google, Facebook und anderen US-Konzernen im Internet zu brechen. Teil der Initiative ist eine Datenplattform, die das Einloggen auf Websites dank Single-Sign-On "deutlich vereinfachen" soll. Die Kundeninformationen sind zentral gespeichert und werden bei Bedarf an den jeweiligen Service-Provider übertragen – ein zeitraubendes Eintippen entfällt somit.

Wie die beteiligten Unternehmen nun mitteilten, soll die Plattform Verimi heißen; sie ist bereits online erreichbar aber noch nicht funktionsfähig. Der Name setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen "verify" (überprüfen) und "me" (mich, ich). Die geplante "Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform" soll zum Jahreswechsel 2017/18 starten. Mit der Lufthansa, der Deutschen Telekom und der Bundesdruckerei hat die Datenallianz zudem drei neue Verbündete gewonnen.

Die Datenallianz will mit Verimi eine Art "Generalschlüssel für Online-Angebote und Behörden" etablieren. Derzeit nutzen viele Anwender beispielsweise ihren Facebook- oder Google-Account, um sich bei verschiedenen Diensten schnell anzumelden und einzuloggen. Die Kundendaten liegen damit in der Hand von US-Unternehmen, die die Informationen auch für Werbung verwenden.

Die deutsche Alternative wirbt mit hohem Datenschutz: Die Plattform solle "höchste Standards bei Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten". So soll Verimi das reformierte EU-Datenschutzrecht berücksichtigen sowie die eIDAS-Verordnung, die die Vertrauensdienste der Online-Ausweisfunktion reguliert. Die Nutzer bestimmen, "welche Daten an wen übertragen und zu welchen Anlässen genutzt werden dürfen".

Damit die Nutzer den neuen Generalschlüssel auch nutzen, muss er auf möglichst vielen Websites passen. Die Macher der "Vertrauensplattform" versprechen, dass sie bereits zum Start einen breiten Markt abdecken soll. Dieser erstreckt sich über die Bereiche Automobil, Finanzen, IT, Luftfahrt, Medien, Telekommunikation sowie Versicherungen. Die Datenallianz will schnell weitere Unternehmen aus allen Sektoren als Partner gewinnen. Auch Behördenzugänge sind geplant.

Ganz ähnliche Pläne verfolgt die im Juli vorgestellte Log-in-Allianz einiger Medien-Unternehmen: Auch sie will den Nutzern ein einfaches Anmeldeverfahren samt transparenter Datenverwaltung bieten. Zu den Mitgliedern der Log-in-Allianz gehören die Mediengruppe RTL, ProSiebenSat.1 sowie United Internet (GMX, Web.de). Diese Medien-Allianz kann jedoch noch nicht mit der Branchenvielfalt der Konkurrenz mithalten. (dbe)