Verbraucherschützer: Aldi sperrt Flüchtlinge bei Mobilfunkangebot aus

Bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen häufen sich Beschwerden, dass Asylbewerber ihre SIM-Karte für die Prepaid-Offerte "Aldi Talk" nicht aktivieren können. Der Grund: Aufenthaltstitel würden nicht akzeptiert.

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Flüchtlinge mit Smartphone

Flüchtlinge benutzen ihre Smartphones, um mit Angehörigen und Freunden zu kommunizieren.

(Bild: dpa, Sebastian Kahnert)

Lesezeit: 2 Min.

Seit Anfang Juli gilt auch beim Kauf von Prepaid-Mobilfunkkarten eine Ausweispflicht, nachdem die große Koalition im Bundestag im Juni ein neues Anti-Terror-Paket im Eilverfahren beschlossen hatte. Die neue Bestimmung sorge nun vor allem beim Billigangebot "Aldi Talk" für Probleme, beklagt die Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Ausgerechnet Geflüchteten" bleibe der Zugang dazu "oft verwehrt", heißt es bei den Verbraucherschützern.

Ursache sei, dass die von der Discounter-Kette im Norden eingesetzten Prüfverfahren keine Aufenthaltstitel von Asylbewerbern verarbeiteten könnten. So scheiterten Flüchtlinge daran, ihre SIM-Karte zu aktivieren, das erstandene Prepaid-Paket bleibe für sie nutzlos. "Prepaid-Handy-Tarife sind für viele Flüchtlinge die erste Wahl, da sie meist keine Vertragslaufzeit haben und die Abrechnung auf Guthabenbasis erfolgt", wissen die Verbraucherschützer. Rund um "Aldi Talk" hätten sich nun aber verstärkt Helfer gemeldet, die auf die Schwierigkeiten hingewiesen hätten.

Hürde Post- und Video-Ident

Per Gesetz sind laut der Verbraucherzentrale für die Identifizierung neben Reisepass und Personalausweis auch Aufenthaltstitel, Ankunftsnachweise sowie die Bescheinigung über die Aufenthaltsgestattung beziehungsweise eine ausgesetzte Abschiebung zulässig. Bei den von Aldi Nord eingesetzten Post- und Video-Identverfahren könnten derlei Ersatzpapiere von Asylbewerbern aber nicht gelesen werden, "da die Schrift anscheinend zu klein ist", berichtet Marvin Momberg, Projektkoordinator "Verbraucherschutz für Flüchtlinge". Diese Käufergruppe habe so das Nachsehen.

Nach Angaben der Verbraucherzentrale hat die Kette auf Nachfragen "widersprüchlich" reagiert. Zuletzt habe das Angebot gestanden, dass sich Betroffene an den Aldi-Talk-Kundenservice wenden könnten, "um eine individuelle Lösung zu prüfen". Details seien offen geblieben. Momberg rät Flüchtlingen, "die gekauften Pakete zurückzugeben, sofern eine Aktivierung nicht möglich ist". Wünschenswert wäre es aber, dass Aldi Nord nachbessere und "Identifizierungsmöglichkeiten auch für diese Kundengruppe anbietet". (axk)