Unabhängig von Google: Wien macht sich Street View selbst

Die Stadt Wien lässt das gesamte Straßennetz abfahren und alle drei Meter fotografieren. Sie will nicht von Google abhängig sein, das Street-View-Aufnahmen anfertigt. Anders als Googles Bilder werden die der Stadt aber nicht veröffentlicht.

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Parlamentsgebäude, davor eine Straßenbahn

Das österreichische Parlament an der Wiener Ringstraße

(Bild: gemeinfrei)

Lesezeit: 2 Min.

Die Stadt Wien möchte alle Flächen und Objekte im öffentlichen Raum fotografisch erfassen, von Gebäudefassaden über Mistkübel und Bäumen bis zur Bodenmarkierung. Ab September fahren drei kamerabestückte Autos das gesamte Wiener Straßennetz ab. Alle drei Meter werden dabei Fotos geschossen. Jedes Bild wird mit Standortdaten versehen, so dass daraus ein stadteigenes "Street View" erstellt werden kann, das aber nur für den internen Gebrauch erstellt werden soll.

Der Michaelerplatz zu Wien

(Bild: gemeinfrei)

Gleichzeitig fahren auch Googles Kameraautos durch die Stadt, um neue Bilder für Google Street View zu machen. Das hat Google zwar vor Jahren schon getan, doch wurden dabei auch Daten aus unverschlüsselten WLANs mitgeschnitten. Daraufhin stoppte die österreichische Datenschutzkommission Googles Fotofahrten. Bereits 2010 wurde das österreichische Street-View-Verbot wieder aufgehoben, doch hatte der Datenkonzern sein Interesse verloren. Erst diesen Sommer hat Google die Neuauflage angestoßen.

Bereits vor Google hatte die rumänische Firma Norc die Stadt Wien im Street-View-Stil erfasst. Die Bilder standen ab 2008 jahrelang online, inzwischen ist das Angebot aber aus dem Netz verschwunden.

Für die eigene Bilddatenbank bedient sich die Stadt Wien des infra3D Service der schweizerischen Firma Inovitas. Die Kamerafahrten sollen bis November dauern. Dafür verspricht sich die Stadtverwaltung Einsparungen durch weniger Lokalaugenscheine. Anstatt Vertreter verschiedener Magistratsabteilungen zu Ortsverhandlungen einzuberufen, sollen sie die Situation am Bildschirm beurteilen können. Das soll Verwaltungsabläufe vergünstigen und beschleunigen.

Ein Inovatis-Mitarbeiter überprüft eine Aufnahme.

(Bild: wien.at)

Etwa alle zwei Jahren soll das Bildmaterial erneuert werden. Es dient aber nur dem magistratsinternen Gebrauch, eine Veröffentlichung ist nicht vorgesehen. Dennoch verspricht die Stadt die Verpixelung aller Autokennzeichen und aller Personen, die ins Bild geraten. Dabei soll nicht nur das Gesicht sondern die gesamte Person unkenntlich gemacht werden.

Das Projektbudget beläuft sich laut ORF auf 600.000 Euro. Die Datenbank soll im April 2018 betriebsbereit sein.

[Update 3.9.2017, 19:42 Uhr]: Firmenname korrigiert (ds)