Automatisierte Begrüßung

Dass die sozialen Netzwerke auch alles andere als "sozial" sein können, zeigt sich an den verschiedensten Punkten. Automatisch gesendete Direktnachrichten gehören dazu.

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Ich nutze Twitter gern: privat, aber auch beruflich als einen von vielen Kanälen, um mich mit News oder sonstigem Content auf dem Laufenden zu halten. Natürlich sind wir von Technology Review auch mit einem Twitter-Account vertreten. Dabei ist es uns wichtig, dass es nicht einfach ein Kanal ist, der unsere täglichen Artikel in die Social Media-Welt pustet, sondern dass der Account auch im wörtlichen Sinne gepflegt wird. Das heißt: Aktiv "Likes" verteilen, anderen Followern ebenfalls folgen, ausgewählte Tweets retweeten und natürlich auf Fragen unserer Follower antworten. Ab und an dient der Account auch dazu, Autoren und/oder Forscher via Direktnachricht anzuschreiben, wenn kein anderer Kontaktkanal zuvor funktioniert hat.

Doch gerade bei dieser Möglichkeit der Kontaktaufnahme ärgere ich mich zuweilen. Klickt man bei einem interessanten Account auf "Folgen", erhält man kurz danach eine Direktnachricht, die so oder in anderen Abwandlungen geschickt wird: "Danke fürs Folgen! Thanks for following me/us! Toll, dass wir verbunden sind. Awesome to connect with you!" Nach der kurzen Freude über eine Direktnachricht folgt also die Ernüchterung: Eine x-beliebige Standard-Replik für einen neuen Follower. Danke, darauf kann ich gern verzichten.

Dabei bieten Twitter und generell die sozialen Netzwerke doch eben die Möglichkeit, persönlich auf seine Follower und Abonnenten einzugehen. Wenn dazu die Zeit fehlt, weil es täglich einfach zu viele neue Mitglieder in der Community sind, die es zu begrüßen gilt – was ich auch verstehen kann –, dann wird es dem jeweiligen Social-Media-Kanal sicher nicht zum Nachteil sein, auf solche automatisierten Phrasendrescher zu verzichten. Schließlich hat der Follower beziehungsweise Abonnent bereits den ersten Schritt getan – und zwar Interesse an der Einzelperson oder dem Unternehmen gezeigt. Ein standardisiertes "Hi! Awesome to connect" sorgt da nur für einen fahlen Beigeschmack, bei dem man sich abgefertigt fühlt. Ich erwarte keine großen Gefühlsausbrüche bei solchen Nachrichten, aber es geht eben auch besser als mit einer automatisierten Begrüßung. Ein freundliches "Hallo", eine direkte Ansprache mit Namen und ein kurzer Kommentar zu eventuellen Gemeinsamkeiten, der wenigstens ein Klick auf das Profil erfordert, würde mir schon reichen.

(jle)