Die Rückkehr der Bildtelefonie mit UMTS

Noch fehlen die Anwendungen für den Mobilfunkstandard der dritten Generation. Zumindest einige Hersteller setzen auf die Bildtelefonie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Ab 2002 soll der Mobilfunkstandard der dritten Generation in den Regelbetrieb übergehen. Doch noch fehlen die Anwendungen, die die potenziellen Nutzer auch zur Nutzung des schnelles mobilen Netzes bringen. Nachdem sich Bildtelefonie im Festnetzbereich nicht durchgesetzt hat, soll sie nun in UMTS-Handys wieder aufleben.

Mit UMTS (Universal Mobile Telecommunication Systems) können Handys bis zu zwei Megabit pro Sekunde übertragen. Das wäre bis zu 200 Mal so viel wie bisher, was genügt, um Bilder in Videoqualität zu senden und zu empfangen. UMTS arbeitet im Vergleich zu derzeit üblichen Mobilfunktechnologien flexibel: Es trennt automatisch Sprache und Daten und passt die Datenrate entsprechend an. "UMTS kann also sowohl mit fest geschalteter Netzverbindung bei der Sprach- und Videokommunikation sowie paketorientiert bei den Datendiensten wie dem Zugriff auf das Internet operieren", heißt es bei Siemens in München.

Es gibt bereits Ideen, wie das Handy der Zukunft aussehen muss: Die Design-Studie "SX 45" ermöglicht die "Face-to-Face-Kommunikation" zwischen zwei Anwendern. Das Gerät besitzt ein großes Farbdisplay, das zugleich als Bedienoberfläche dient. Eine intuitive Navigation sollen so genannte Softkeys an beiden Seiten ermöglichen. Ein Sensor, der den Anwender an seinem Fingerabdruck erkennt, macht Geheimnummern oder PIN überflüssig und verhindert so den Missbrauch beim Einsatz des Geräts. Um Bildschirm, Videokamera, Lautsprecher und Mikrofon unterzubringen, bedarf es jedoch eines gewissen Platzes. "Die Technik passt in das Gerät noch nicht rein", sagt Axel Schafmeister, Pressesprecher bei Siemens in München.

Voll funktionstüchtig ist nach Angaben von Siemens bereits ein Prototyp eines mobilen Videotelefons. Es wiegt 130 Gramm und verfügt über einen Zwei-Zoll-Farbbildschirm und zwei Miniaturkameras, die wahlweise das Filmen der Umgebung oder des Telefonierenden gestatten. Eine integrierte Freisprechanlage erlaubt das Sprechen während einer Videoverbindung. Die ersten marktreifen Video-Handys soll es von Siemens jedoch frühestens im kommenden Jahr geben.

Auch der finnische Hersteller Nokia geht davon aus, dass mit UMTS-Handys Videokonferenzen unterwegs möglch sind. Dazu sollen die Geräte der "dritten Generation" Nokia in Düsseldorf zufolge elektronische Postkarten mit Fotos und Videoclips verschicken. Allein am konkreten Modell fehlt es noch: "Es sind aber Design-Studien vorgesehen", sagt Nina Lenders, Sprecherin von Nokia. Was es können sollte, wissen die Nokia-Entwickler: Beispielsweise sollten sich Handy-Besitzer künftig auf der Straße Trailer in Form von Videoclips zu aktuellen Kinofilmen ansehen können.

Vom niederländischen Elektronikhersteller Philips werde es frühestens zur Cebit 2002 Prototypen mobiler Bildtelefone zu sehen geben, sagt Sprecher Klaus Petri. Dabei sei die Bildtelefonie nur eine Option für die UMTS-Handys. Nicht alle Modelle würden automatisch mit diesem Feature ausgerüstet. Das sei vor allem am Anfang noch zu teuer. "Die Kids wollen vielleicht nur spielen und ein billiges Gerät haben." Handys mit Bild werden sich deshalb vermutlich zunächst nur an Geschäftsleute richten.

Sicher ist dem Telefon-Hersteller Alcatel in Stuttgart zufolge, dass die neuen UMTS-Endgeräte in ihrer Anfangsphase über den jetzigen Preisen herkömmlicher GSM-Handys liegen werden. Das liege zum einen an der geringeren Stückzahl und zum anderen an der höheren Funktionalität der Geräte. Anders als für die stationären Bildtelefone, vor denen man still sitzen bleiben muss, um für den Gesprächspartner erkennbar zu sein, dürfte für die mobilen Geräte ein "Massenmarkt" vorhanden sein: Im Jahr 2003 wird es auf dem ganzen Globus über eine Milliarde Mobiltelefonkunden geben, schätzt Nokia. (dpa) (ll)