Vivaldi-Chef von Tetzchner wirft Google Machtmissbrauch vor

Nach einer mutmaßlichen Strafaktion von Google sieht Jon von Tetzchner, der Gründer von Opera und Vivaldi, Regulierungsbedarf. Dem Internetriesen wirft er Machtmissbrauch vor.

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Vivaldi-Chef von Tetzchner wirft Google Machtmissbrauch vor

Vivaldi-Chef Jon von Tetzchner kritisiert Google: "It is time to return to not being evil".

(Bild: Vivaldi)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Herbert Braun

Jon von Tetzchner, der Gründer der Browser-Hersteller Opera und Vivaldi, wirft Google Machtmissbrauch vor. Anlass der Kritik ist die zeitweilige Suspendierung von Vivaldis AdWords-Kampagnen durch Google aus – wie von Tetzchner suggeriert – vorgeschobenen Gründen.

Der Vivaldi-Chef sprach sich in letzter Zeit massiv gegen Monopolisten, unfairen Wettbewerb und den Abbau von Datenschutzregulierungen aus. Konkret plädiert er für ein generelles Verbot von Tracking. "Warum Google-Tracking verboten werden sollte" titelte das Magazin Wired im Mai – zwei Tage später zog Google bei Vivaldis AdWords-Account ohne Vorwarnung den Stecker.

Fast drei Monate dauerte es, bis die Angelegenheit geklärt war. Unter Verweis auf "vage Geschäftsbedingungen", so von Tetzchner, habe Google "unsinnige Anforderungen" vorgebracht, an die es sich teilweise selbst nicht halte, und "uns vorgeschrieben, wie wir auf unserer eigenen Website Inhalte aufbereiten und wie wir unseren Nutzern Informationen vermitteln sollen".

Von Tetzchner kritisiert außerdem, dass Google bei seinen Anwendungen absichtlich anderen Browsern Steine in den Weg legt. So müsse Vivaldi bei der Benutzung von Google Docs seine Identität verbergen – obwohl es die gleiche technische Basis wie Google Chrome nutzt. Vor einigen Monaten hatte der Vivaldi-Gründer auch dem alten Hauptrivalen Microsoft wettbewerbswidriges Verhalten vorgeworfen.

Dass Google nicht davor zurückschreckt, seine Macht gegenüber Kritikern auszuspielen, mussten erst vor wenigen Tagen einige Mitarbeiter des Think Tanks "New America Foundation" erfahren. Nachdem ein Teamleiter die EU-Kartellstrafe gegen Google begrüßt hatte, kündigte die von Google geförderte Stiftung ihm – und seiner gesamten Abteilung.

Update, 7. September: Ein Google-Sprecher hat sich zu Jon von Tetzchners Vorwürfen geäußert. Demnach würde Google keine Nutzer von Adwords ausschließen, die Google krisitieren. Das Statement im Wortlaut: "We certainly don't suspend anyone from Adwords because they criticize us. We do take action against sites that contravene our guidelines and policies about software downloads, which are there to ensure that our users know exactly what they're downloading and that the installation process is safe and easy to understand. And we follow those same guidelines and policies for our own products." (dbe)