Magnetsturm könnte Nordlichter bringen

Auf der Sonne haben sich am heutigen Mittwoch mehrere schwere Röntgenstrahlungs-Ausbrüche ereignet. Vorherige, schwächere Ausbrüche könnten in der kommenden Nacht Nordlichter auslösen.

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Hohe Sonnenaktivität könnte Nordlichter bringen
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Von
  • Urs Mansmann

Auf der Sonne haben sich heute zwei schwere Röntgenstrahlungsausbrüche ereignet. Auf der nach oben offenen Skala erreichte der erste Ausbruch die Stärke X2.2, der zweite X9.3. Beide werden vom US-Wetterdienst NOAA, der auch für das Weltraumwetter zuständig ist, in die Kategorie drei ("strong") einer fünfteiligen Skala eingeordnet. Der zweite Ausbruch verfehlte die Kategorie vier ("severe"), die bei X10 beginnt, nur sehr knapp.

Im Koronagrafen ist der Ausbruch auf der Sonne sichtbar, der die Erde in der kommenden Nacht erreichen wird.

Gegenwärtig befindet sich die Sonne im absteigenden Ast des rund elfjährigen Aktivitätszyklus. Das zurückliegende Sonnenfleckenmaximum war das schwächste seit etwa 100 Jahren, auch hinsichtlich der Zahl der Ausbrüche auf der Sonnenoberfläche. Umso überraschender kommt dieser plötzliche Aktivitätsanstieg. Die derzeitigen Ausbrüche sind die heftigsten seit über zwölf Jahren. Quelle ist die sehr aktive Fleckengruppe 12673, die sich recht zentral auf der sichtbaren Sonnenscheibe befindet.

Seit den frühen Morgenstunden des Dienstags liegen die Protonenwerte in Erdnähe, die von Satelliten gemessen werden, über der Warnschwelle, zunächst in der Kategorie S2, später nur noch S1. Dieser Anstieg war von einem kleineren Röntgenstrahlungs-Ausbruch der Kategorie R1 ausgelöst worden. Möglicherweise intensiviert der erneute Ausbruch den Strahlungssturm nochmals; die Messwerte für schnelle Protonen sind bereits deutlich angestiegen.

Der Ausbruch von Montag Nacht, der das erste Protonenereignis auslöste, war auch mit einem massiven koronalen Masseauswurf (Coronal Mass Ejection) verbunden, der die Erde vermutlich in der kommenden Nacht erreichen wird und im Norden Deutschlands sichtbare Nordlichter hervorrufen könnte. Falls der gegenwärtige schwere Ausbruch ebenfalls mit einem Masseauswurf verbunden war, könnte dieser die Erde ebenfalls treffen, dann aber erst in zwei bis drei Tagen.

Röntgenstrahlungs- und Protonenereignisse betreffen in erster Linie die Kurzwellenausbreitung, die in der heutigen Zeit keine große Rolle mehr spielt. Nur sehr starke Ereignisse der Klassen 4 und 5 können auch beispielsweise Satelliten in Mitleidenschaft ziehen oder in hohen Breiten zu Problemen mit Überland-Stromnetzen führen. Eine hohe Sonnenaktivität hat auch zur Folge, dass die Ungenauigkeit bei Standortbestimmungen per GPS ansteigt. (uma)