Bericht: Banken greifen tief in die Tasche für Paydirekt

Der deutsche Bezahldienst Paydirekt kommt beim Kampf um Marktanteile nicht wie erhofft voran. Laut einem Bericht wollen die deutschen Banken jetzt dreistellige Millionensummen für ihre Paypal-Alternative in die Hand nehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 262 Kommentare lesen
Ein Jahr Paydirekt: Der Kampf ums Bezahlen im Internet

(Bild: Paydirekt)

Lesezeit: 2 Min.

Die deutschen Banken wollen ihren Zahldienst Paydirekt laut einem Medienbericht mit einer großen Finanzierung gegen Konkurrent Paypal in die Spur bringen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am Mittwoch unter Berufung auf Finanzkreise, Paydirekt könne auf einen dreistelligen Millionenbetrag hoffen. Alleine die Sparkassen könnten über 100 Millionen Euro geben.

Paydirekt, das von den Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken getragen wird, trat dem Bericht entgegen. Paydirekt bekomme zwar als Dienstleister der Banken ein Entgelt für Betrieb und Weiterentwicklung des Systems, welches in den üblichen Finanzierungsrunden besprochen werde, erklärte eine Sprecherin. "Die Dimension des angeblichen Betrags ist aber falsch." Ebenso seien Informationen falsch eingeordnet worden.

Paydirekt wurde im November 2015 von den deutschen Banken auf den Weg gebracht, um dem US-Zahldienst Paypal Konkurrenz zu machen. Deutsche Verbraucher sollten damit eine Alternative beim Einkauf im Internet haben. Mit dem Dienst wollen die Banken zudem ihre wertvollen Kundenbeziehungen schützen und ihre Klienten im wachsenden Online-Handel an sich binden.

Jedoch lief das Projekt nur schleppend an. Paydirekt hat hierzulande zwar nach eigenen Angaben 1,3 Millionen Nutzer – gut 40 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Das seit langem in Deutschland agierende Paypal kommt aber auf fast 19 Millionen. Auch bei der Anbindung wichtiger Internet-Händler hinkt Paydirekt trotz einiger Fortschritte dem US-Wettbewerber noch hinterher, derzeit zähle man rund 1300 Akzeptanzstellen. Wieviele Accounts den Dienst aber auch aktiv nutzen und wie groß die abgewickelten Zahlungsvolumina sind, sagt Paydirekt nicht.

Zuletzt rief die sogenannte Praxis der "Komfortregistrierung" von Sparkassen-Kunden Datenschützer auf den Plan. Sofern die angeschriebenen Kunden nicht binnen zwei Monaten einer AGB-Änderung widersprechen, werden ihre Stammdaten für die Einrichtung eines Paydirekt-Accounts von der jeweiligen Sparkasse an Paydirekt geleitet. Auch Erfolgsmeldungen wie die Paydirekt-Einbindung bei Otto sind womöglich teuer erkauft – Berichten zufolge ließ sich der Versandhändler seine Akzeptanz mit mehreren Millionen Euro versüßen.

"Ich glaube, wir sehen gemeinsam, wie schwierig es ist, den Vorsprung von Paypal aufzuholen", sagte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, auf einer Tagung des Handelsblatts. "Das ist eine Riesen-Herausforderung.“ Mehr Mittel können dem Bezahldienst in seinem Kampf mit dem Goliath Paypal sicher nicht schaden. (Mit Material der dpa) /

(axk)