EU-Abgeordnete wollen Kosten für internationale Telefongespräche senken

Nach dem weitgehenden Aus für Roaming-Gebühren wollen EU-Parlamentarier weiter an der Preisschraube drehen: Telekommunikationsfirmen sollen demnach keine großen Aufschläge mehr auf Telefonate zwischen EU-Ländern erheben dürfen.

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Telefon

(Bild: dpa, Uli Deck)

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Wer ein Auslandstelefongespräch innerhalb der EU führt, könnte dafür bald kaum mehr zahlen müssen als für ein Inlandstelefonat. Für Preissenkungen hat sich zumindest der Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments am Montag stark gemacht. Ungerechtfertigte Preisunterschiede zwischen heimischen und internationalen Telefongesprächen sowie SMS sollen demnach in der EU wegfallen. Im Prinzip dürfte eine solche Auflage dazu führen, dass Telekommunikationsunternehmen Flatrates für den gesamten Binnenmarkt anbieten.

Es werde bald keine Entschuldigung mehr dafür geben, die Großmutter nicht anzurufen, nur weil sie am anderen Ende der EU lebe, warb die Parlamentsberichterstatterin Dita Charanzová‏ für die Initiative des Ausschusses auf Twitter. Monique Goyens, Leiterin des europäischen Verbraucherschutzverbands BEUC, sprach von einer folgerichtigen Entscheidung: das im Juni nach langen Auseinandersetzungen in Kraft getretene weitgehende Aus für Roaming-Gebühren im Mobilfunk sei ein "guter erster Schritt" gewesen, nun müssten die Preise für Auslandsgespräche im Binnenmarkt purzeln. BEUC hatte zuvor vorgerechnet, dass Verbraucher für Anrufe in andere EU-Länder durchschnittlich zwischen 60 Cent und 1,99 Euro pro Minute hinblättern müssten, was unangemessen sei.

Der Telecom-Verband ETNO, dem etwa die Deutsche Telekom oder Orange aus Frankreich angehören, sieht dagegen keinen Bedarf für gesetzliche Grenzen bei Gebühren für Auslandstelefonate. Die Auswahl an Anbietern sei groß, der Wettbewerb stark, heißt es dort. Verbraucher hätten sich auch schon daran gewöhnt, für Gespräche und Kurzmitteilungen in andere EU-Länder Online-Anbieter wie Skype oder WhatsApp zu nutzen. Der Breitbandausbau sei wichtiger.

Der Vorschlag der Binnenmarktpolitiker ist Teil der Beratungen für einen Entwurf der EU-Kommission für ein neues Paket zur Telecom-Regulierung. Dabei geht es auch um die Förderung von Gigabitanschlüssen oder die Vergabe von Mobilfunkfrequenzen. Die Binnenmarktexperten drängen dabei ferner auf kürzere Laufzeiten für Telefon- und Internetverträge und raschere garantierte Möglichkeiten zum Anbieterwechsel. Voraussichtlich nächste Woche wird der Industrieausschuss sein Votum zu dem Dossier abgeben, der gemeinsam mit den Binnenmarktgremium die Parlamentsempfehlungen festzurren soll. Parallel will der EU-Rat in den kommenden Wochen seine Position abstecken. Die Bundesregierung erklärte jüngst auf Anfrage der Grünen, dass sie "kein Regelungsbedürfnis" bei Auslandsverbindungen sehe. Eingriffe könnten dazu führen, dass das "allgemeine Preisniveau für die Grundtarife insgesamt ansteigt". (axk)