Google rüstet Street-View-Kameras auf

Nach acht Jahren rüstet Google die Kameras seiner Street-View-Fahrzeuge auf, welche die Straßen der Welt fotografieren. Die höher aufgelösten Fotos liefern Google zusätzliche Daten wie die Öffnungszeiten von Geschäften.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 157 Kommentare lesen
Google Street View

(Bild: Google)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Google fährt fleißig über den Globus und fotografiert Straßen, Häuser und viele Kuriositäten. Die verwendeten Kameras auf den Street-View-Autos sind allerdings nicht mehr die allerneuesten, sondern seit acht Jahren im Einsatz. Das erklärt, warum so manche Straßenansicht geradezu neblig-flau wirkt. Nun rüstet Google seine Kameras nach und nach auf, berichtet Wired. Seit vergangenen Monat sind die ersten verbesserten Kameras auf den Straßen unterwegs. Sie sollen schärfere Bilder mit lebhafteren Farben schießen.

Neue Kameras auf den Street-View-Autos verbessern die Bildqualität deutlich. Die Farben sind lebendiger und es gibt mehr Details zu erkennen (unten).

(Bild: Google)

Die besseren Fotos sollen nicht nur menschliche Betrachter beglücken, sondern auch Googles Datenbanken befüllen. Die höher aufgelösten Bilder enthalten mehr erkennbare Daten wie die Öffnungszeiten von Geschäften (sofern sie denn im Schaufenster vermerkt sind).

Google analysiert die Fotos mit Künstlicher Intelligenz und neuronalen Netzen, liest alle möglichen Informationen heraus und identifiziert beispielsweise neu eröffnete Geschäfte. Die Algorithmen erkennen Straßennamen und Hausnummern und platzieren die erfassten Adressen auf einer Karte. Höher aufgelöste Fotos erleichtern diesen Prozess. Die ausgewerteten Daten nutzt Google dann für seine Dienste, darunter natürlich Google Maps, aber auch für die Fakten-Datenbank "Knowledge Graph". Sie ergänzt die Google-Suchergebnisse um weitere Meta-Informationen.

Die Nutzer verlangen von Google immer mehr und komplexere Informationen. Die Suchanfragen werden immer schwieriger und anspruchsvoller; statt nur eine Adresse bei Google Maps einzugeben, schreiben die Suchenden ausformulierte Anfragen wie: "Welches vegane Restaurant in der Südstadt hat jetzt noch geöffnet?" Bei der Beantwortung solcher kontextbezogenen Fragen sollen die besseren Fotos künftig helfen. Bald könnte Maps sogar Anfragen wie "Was ist der Name des pinken Geschäfts neben der Kirche an der Ecke?" beantworten.

Mit den Bildern der Street-View-Autos lässt sich vieles anstellen: Wie Wired berichtet, konnte ein Team von Stanford-Forschern mit Street View viele Details über das Einkommen und das Wahlverhalten einer Nachbarschaft herausfinden. Die Forscher analysierten dazu die Autos, die auf den Bildern zu sehen sind – teure Marken lassen auf ein hohes Einkommen schließen. Was die Privatsphäre in Street Views angeht, hat Google keine Bedenken: Gegenüber Wired erklärte Jen Fitzpatrick, Chefin der Google-Maps-Sparte, dass ihr kein Ort bekannt sei, wo es besondere Probleme gegeben habe.

Google macht auf den Street-View-Bildern weiterhin Gesichter und Nummernschilder automatisch unkenntlich. Als Street View 2010 in Deutschland startete, löste der Dienst schon vor seinem Start heftige Reaktionen bei Datenschützern aus. Diverse Hausbesitzer wollten daraufhin ihr Anwesen nicht im Internet sehen. Google macht seitdem auf Wunsch die Häuserfassaden unkenntlich. Insgesamt ist Deutschland verhältnismäßig schlecht abgedeckt, wie eine Karte von Google zeigt. Es bleibt also viel zu tun für Googles Street-View-Fahrzeuge. (dbe)