StudiVZ-Betreiber Poolworks ist insolvent

Nach der Übernahme durch ein mysteriöses US-Unternehmen hat das Unternehmen hinter StudiVZ und MeinVZ ein Insolvenzverfahren beantragt. Es gibt Forderungen des Finanzamts. Trotzdem soll es weiter gehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 70 Kommentare lesen
StudiVZ-Betreiber Poolworks ist insolvent

Nicht mehr so viel los im StudiVZ.

(Bild: heise online/Screenshot)

Lesezeit: 2 Min.
Inhaltsverzeichnis

Poolworks ist pleite: Der Betreiber der sozialen Netzwerke StudiVZ und MeinVZ hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Das Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg hat laut einer Mitteilung vom Freitag den Rechtsanwalt Jesko Stark zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Hintergrund sind offenbar offene Forderungen der Finanzbehörden.

Das Unternehmen bestätigte die Insolvenz am Freitag und bezeichnete die Entwicklung als "sehr überraschend". Der Betrieb solle fortgeführt werden, StudiVZ und MeinVZ bleiben vorerst am Netz. Im Insolvenzverfahren solle Poolworks nun restrukturiert werden mit dem Ziel, die VZ-Gruppe langfristig zu erhalten.

Poolworks war im Frühjahr von dem US-Unternehmen Momentous Entertainment Group (MMEG) übernommen worden, dessen Aktien als Penny-Stocks auf dem weitgehend unregulierten Over-the-Counter-Markt (OTC) gehandelt werden. Nach der Übernahme will MMEG sein Geschäftsmodell auf den Betrieb der sozialen Netzwerke sowie die Werbe- und Contentvermarktung auf diesen Plattformen ausrichten.

MMEG hatte für Poolworks mit Optionen auf Vorzugsaktien bezahlt, die bei Fälligkeit einen Nennwert von 10 Millionen US-Dollar haben sollen. Noch Ende August hatte das Unternehmen mitgeteilt, Poolworks und die zwei VZ-Netzwerke neu aufbauen zu wollen. Die neue Plattform werde voraussichtlich Anfang 2018 starten können.

"Leider konnte sich die amerikanischen Gesellschafter noch nicht mit dem Finanzamt über die Rückzahlung einer Summe einigen, sodass daraufhin die Insolvenz angemeldet werden musste", erklärt Poolworks den Weg zum Amtsgericht. Insolvenzverwalter Stark zeigte sich gegenüber Gründerszene "zuversichtlich, dass der Betrieb weitergehen kann". Seinen Angaben zufolge arbeiten derzeit noch sieben Mitarbeiter für die Netzwerke.

MMEG hatte eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr eine Investitionszusage über drei Millionen US-Dollar von einem Investor erhalten. Das Unternehmen selbst erzielt aus dem laufenden Geschäftsbetrieb keine nennenswerten Einnahmen. Laut dem jüngsten Jahresbericht verzeichnet MMEG für das Jahr 2016 einen Umsatz von 2501 US-Dollar bei einem Verlust von 1,8 Millionen US-Dollar.

StudiVZ und seine späteren Ableger wurden als Facebook-Klon von einem Team um CEO Ehssan Dariani in Berlin gegründet. In ihrer besten Zeit hatten die Plattformen der VZ Netzwerke fast 17 Millionen registrierte Nutzer. 2007 übernahm der Holtzbrinck-Verlag die Mehrheit an dem Unternehmen. Nach Facebooks Eintritt auf den deutschen Markt stieg Holtzbrinck wieder aus und verkaufte StudiVz und MeinVZ an Vert Capital, das die VZ-Netzwerke in Poolworks umfirmierte. (vbr)