Ethik-Guide: Darf ich meine Nachkommen genetisch verändern?

Längst wurden in Ländern wie Großbritannien, China und den USA Versuche an befruchteten Eizellen unternommen. Aber rechtfertigt der Traum, genetische Krankheiten zu besiegen, solche Experimente?

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Darf ich meine Nachkommen genetisch verändern?

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Inge Wünnenberg

Bisher war die Debatte eher theoretischer Natur. In Deutschland sind durch das Embryonenschutzgesetz Experimente an befruchteten Eizellen außerdem verboten. Im Ausland scheiterten die Wissenschaftler in der Vergangenheit allerdings an den technischen Möglichkeiten. Doch das neu entwickelte Gen-Editing-Verfahren CRISPR scheint nun den Weg für die sogenannten Keimbahneingriffe mit Auswirkungen auf sämtliche nachfolgenden Generationen zu ebnen, wie Technology Review in seiner neuen Oktober-Ausgabe berichtet (nun am Kiosk und im heise shop erhältlich). Im Rahmen der Titelgeschichte widmen sich unterschiedliche Autoren nicht nur diesem Thema, sondern auch weiteren ethischen Herausforderungen durch aktuelle Technologien. Dabei geht es etwa darum, ob wir der Künstlichen Intelligenz Entscheidungen überlassen, die Gig Economy nutzen oder aber unser Gehirn künstlich verbessern wollen und dürfen.

TR 10/2017

(Bild: 

Technology Review 10/2017

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Dieser Artikel stammt aus der Oktober-Ausgabe von Technology Review. Das Heft war ab dem 14. September 2017 im Handel und ist im heise shop erhältlich.

Welches Potenzial zum Beispiel in der Genschere CRISPR steckt, mit der sich das Erbmaterial gezielt verändern lässt, zeigt eine im August in dem renommierten Journal "Nature" veröffentlichte Studie: Einem Team um den US-Forscher Shoukhrat Mitalipov ist es gelungen, in Embryonen einen Gendefekt zu beheben. Die Mutation betrifft ungefähr einen unter 500 Menschen und führt später im Leben zu einer schweren Herzkrankheit, der familiären hypertrophen Kardiomyopathie. Da die Forscher von der Oregon Health & Science University in Portland den Gendefekt aber quasi schon im Zuge der Befruchtung bei rund 70 Prozent der behandelten Embryonen behoben haben, wäre dies eine Therapie mit Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen.

Verblüffend ist nur, dass das bisher viel beschworene Tabu nun fast sang- und klanglos aufgegeben zu werden scheint. Schon im Winter hatte sich die amerikanische National Academy of Sciences (NAS) und in diesem Frühjahr ein Expertengremium der deutschen Wissenschaftsakademie Leopoldina von der kategorischen Ablehnung der Keimbahntherapien verabschiedet. Selbst Theologen wie Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats, haben offensichtlich kapituliert: "Ich würde mir wünschen, dass die Vereinten Nationen (UN) eine Resolution beschließen, dass zumindest die Implantation genmanipulierter Embryonen so lange verboten bleiben muss, bis dadurch verursachte Gesundheitsrisiken ausgeschlossen werden können."

(Mehr zu diesem Thema und anderen Herausforderungen durch die neuen Technologien lesen Sie im aktuellen Heft von Technology Review, jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich.)

(inwu)