Computex: Drittgrößte Computermesse der Welt startet

Am Montag, dem 4. Juni öffnet in Taiwans Hauptstadt Taipeh die bis zum 8. Juni laufende Computex ihre Tore. Auf der weltweit drittgrößten Computer- und IT-Messe sollen vor allem Neuerungen im Bereich der so genannten Internet-Appliances zu sehen sein.

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Von
  • Georg Schnurer
Am Montag, dem 4. Juni öffnet in Taiwans Hauptstadt Taipeh die bis zum 8. Juni laufende Computex ihre Tore. Auf der weltweit drittgrößten Computer- und IT-Messe sollen vor allem Neuerungen im Bereich der so genannten Internet-Appliances zu sehen sein. Neben den klassischen stationären Surf-Stationen wollen die Hersteller vor allem über Funk angebundene Web-Pads und ähnliche Mobilgeräte zeigen. Dem Trend folgend haben die wenigsten der insgesamt 1071 Aussteller auf die Schlagwörter "mobil" und "wireless" verzichtet.
Doch die Welle der vorgestellen Mobilgeräte wird wohl weitgehend am europäischen Markt vorbei schwappen, denn die meisten Anbieter konzentrieren sich anscheinend auf den amerikanischen und den asiatischen Markt. Euroland mit seinen vielen Regelungen und Verordnungen ist wohl kein so attraktiver Markt: Ein eigens für fernöstliche Hersteller anberaumter vierstündiger Vortrag zum "german copyright law and trademark law" spricht Bände.
Doch trotz Mobil-Hype geht es auch nicht ohne Kabel, vor allem wenn die Daten schneller fliegen sollen als mit Bluetooth- oder Wireless-LAN. Obwohl Intel allerorten das Loblied auf USB 2.0 singt, scheinen sich die Aussteller auf der Computex doch lieber mit dem Konkurenzprodukt IEEE 1394 (auch FireWire oder iLink genannt) zu beschäftigen. Hier rechnet man sich wohl auf Grund der breiten Gerätebasis von FireWire im Consumer-Bereich größere Absatzchancen aus. Während sich im 1394-Pavillion 21 Firmen zusammenfanden, sucht man einen USB-2.0-Pavillion vergeblich.
Dafür wird wohl am Eröffnungstag endgültig der Schleier um NVidias Crush-Chipsatz gelüftet. Der Grafik-Spezialist versucht sich ja schon seit geraumer Zeit an einem Steuerchip mit integrierter Grafik für AMDs Athlon- und Duron-Prozessoren. Dieser vor allem für Notebooks und preisgünstige Einsteiger-PCs interessante Baustein könnte, so die eingebaute Grafik-Unit an die Geschwindigkeit des hauseigenen GeForce-Chip heran reicht, Notebooks mit AMDs Mobile Athlon 4 zum Durchbruch verhelfen. Bereits die Geschwindigkeit des GeForce MX oder -2-go würde reichen, um Intel-Notebooks das Wasser abzugraben. (Siehe dazu die aktuelle c't 12/2001, in der wir den Prototyp eines AMD- Notebooks und 12 preiswerte Einsteiger-Notebooks getestet haben.)
AMD wird auf der Computex vermutlich vier Neuigkeiten zeigen: Der lange erwartete Dual-Chipsatz 760MP soll zusammen mit der Workstation/Server-Version des Palomino-Kerns, Athlon MP genannt, AMD die Türen zu einem neuen Marktbereich öffnen. Daneben hat AMD bei seinem Standardsortiment etwas an der Taktschraube gedreht: So gibt es nun auch einen Athlon mit 1,4 GHz und einen Duron mit 950 MHz.
Im Lowcost-Prozessor-Revier von AMD und Intel – also bei Duron und Celeron – will demnächst VIA verstärkt wildern: Der eher für seine Chipsätze bekannte Hersteller zeigt den Nachfolger des aktullen Samuel- und Samuel-II-Prozessors in 0,13-µm-Fertigung. Man munkelt von einem Demosystem mit etwa 1 GHz Takt. Hinter den berühmten verschlossenen Türen werden wohl auch einige neue Chipsätze zu sehen sein, beispielsweise einer für den Pentium 4 oder vielleicht sogar eine Dual-Version des KT266 für Athlon-Prozessoren. Bugs in VIA-Chipsätzen dürften wohl ebenfalls ein Thema auf der Computex sein – doch könnten sich die Mainboard-Hersteller dazu als mitteilsamer erweisen als VIA selbst.
Für die Mainboard-Branche ist die Computex ein echtes Heimspiel, denn der Hauptsitz vieler renommierter Hersteller liegt in Taipeh oder der unmittelbaren Nähe; sogar viele Produktionsstätten finden sich in bequemer Besichtigungs-Entfernung. So steht zwar zu erwarten, dass die Board-Industrie einige Leckerbissen auffahren wird, um die Bedeutung der heimischen Messe zu unterstreichen, dennoch erwarten die Beobachter eher Evolution denn Revolution: Boards mit VIAs KT266 erreichen Marktreife, erste Prototypen mit Chipsätzen für Intels Coppermine-Nachfolger Tualatin werden zu sehen sein, und ab und zu taucht vermutlich schon ein Board für die 478-Pin-Version des Pentium 4 auf. Gespannt sein kann man vor allem auf serienreife Boards mit den SiS-Chipsätzen 635 und 735 – in Messungen auf ersten Prototyp-Boards zeigten sie sich als verblüffend schnell.
Das Messegelände der Computex präsentiert sich auch dieses Jahr wieder als Patchwork, das dem Besucher so manchen längeren Gang in der schwülwarmen Luft abverlangt. Neben dem alten Taipei World Trade Center (TWTC) fungieren das Taiwan International Convention Center (TICC) und die einen Häuserblock entfernt liegende Halle 2 des TWTC als provisorisches Ausstellungsgelände. Hinzu kommen noch mehrere Etagen den Hyatt-Hotels, in das diverse Firmen ausgewichen sind, weil der ursprünglich geplante Neubau eines Messe- und Veranstaltungsgebäudes direkt neben dem jetzigen Gelände erst einmal auf Eis gelegt wurde. (gs, jow/c't)