Die Trump-Regierung entdeckt ihre Liebe zur Solarenergie

Das amerikanische Energieministerium steckt einen größeren Millionen-Betrag in neue Solarkonzentratorenprojekte. Das Geld soll dabei helfen, zentrale Probleme zu lösen.

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Von
  • James Temple

Mitte September kündigte das United States Department of Energy (DoE), das amerikanische Energieministerium in Washington, zur Überraschung vieler Beobachter ein neues Solarprojekt an – obwohl die Trump-Regierung als nicht gerade begeistert für erneuerbare Energieformen gilt. 62 Millionen Dollar sollen dabei helfen, Solarkonzentratorenprojekte aufzupäppeln. Einen Haken hat die Sache allerdings: Das Projekt läuft offenbar auf Kosten der Photovoltaik, einem Bereich, der sich im Markt bislang signifikant besser durchgesetzt hatte.

In einer Mitteilung des DoE hieß es, der Solarsektor in den USA habe bereits das für 2020 vorgesehene Ziel der sogenannten SunShot-Initiative erreicht, nämlich die Reduzierung des Preises pro Kilowattstunde Strom von großen, industriellen Solaranlagen auf 6 US-Cent. Das DoE will noch mehr Geld in Forschungsvorhaben investieren, um diesen Betrag weiter zu senken. Allerdings würden neue Investitionsprogramm sich auf den breiteren Ansatz der Trump-Regierung konzentrieren. Dabei gehe es neben Frühphasenforschung auch um praktische Probleme der Solarenergie wie Netzverträglichkeit, Verlässlichkeit und Energiespeicherung.

Solarkonzentratoren stehen nun ganz oben auf der geänderten Liste der Prioritäten. Beim DoE glaubt man, dass die Technik helfen kann, die Netzstabilität auf Dauer zu verbessern. Zwar sei die Energie noch viel teurer als die aus der Photovoltaik, doch es sei möglich, einen Teil davon in Form von Wärme zwischenzuspeichern. Das heißt, es ist auch machbar, Strom zu erzeugen, wenn die Sonne nicht scheint – und somit Nachfragespitzen auszugleichen.

Gewisse Befürchtungen bezüglich der neugewonnenen Liebe zur Solarenergie brachte die Ankündigung aber auch hervor. So könnte der neue Energieminister Rick Perry versuchen, die Unterstützung der Photovoltaik weiter zurückzudrängen – obwohl die doch stark dabei half, auch in den USA weniger auf fossile Energieträger zu setzen. Im Budgetvorschlag der Trump-Regierung für das Jahr 2018 steht so zum Beispiel, dass das Office of Energy Efficiency and Renewable Energy, das die SunShot-Initiative begleitet, mit 70 Prozent weniger Mitteln klarkommen muss. (Bislang hat der US-Kongress sich dagegen gewehrt, dass das so umgesetzt wird.)

Klar ist aber auch, dass Forscher durchaus das Speicherproblem in der Photovoltaik sehen und Solarkonzentratoren hier wichtige Vorteile haben. "Die Technik konnte bis jetzt nicht mit der Fotovoltaik konkurrieren, doch es gibt einige vielversprechende Forschungsbereiche", sagt Dan Reicher, Exekutivdirektor des Steyer-Taylor Center for Energy Policy and Finance an der Stanford University. "Angesichts der Klimaherausforderungen mĂĽssen wir in viele verschiedene Bereiche investieren, die Energie ohne CO2 erzeugen."

Solarkonzentratoren basieren auf Spiegeln, die das Sonnenlicht konzentrieren, was wiederum Flüssigkeit in Dampf verwandelt, der eine Turbine antreibt. Einige der so erzeugten Wärme wird in Schmelzsalztanks gespeichert, die es den Anlagen erlauben, auch dann Strom zu erzeugen, wenn die Sonne nicht scheint.

Photovoltaikanlagen arbeiten dagegen nur bei Sonnenlicht – außer man verbindet sie mit teuren Batterien oder anderen Formen externer Speicherung. Im Windbereich ist es genauso.

Der Nachteil der Solarkonzentratoren liegt jedoch darin, dass sie teurer und technisch herausfordernder sind. So schafft es etwa das 2,2 Milliarden Dollar teure Ivanpah-Projekt in der Mojave-WĂĽste in Kalifornien noch immer nicht, seine Produktionsziele zu erreichen und marktgerecht zu erzeugen. Stattdessen wird dort mehr und mehr Erdgas verwendet, wie die Lokalpresse berichtet.

Es gibt allerdings Ideen, die Technik effizienter und günstiger zu machen. 2015 gab es insgesamt 24 Millionen Dollar an Projektmitteln der DoE-Forschungsbehörde ARPA-E, für die neue Ansätze wie photovoltaische Konzentratoren getestet werden sollten. Dabei wurden Linsen und Spiegel verwendet, um das Sonnenlicht auf kleine photovoltaische Zellen zu richten.

"Investitionen in Solarkonzentratoren sind sehr sinnvoll", meint auch David Victor, ein Energiepolitikforscher an der University of California in San Diego. "Mein grundsätzlicher Eindruck ist es, dass wir in Fotovoltaik überinvestiert haben und in Konzentratoren unterinvestiert."

Das neue DoE-Programm bedingt allerdings, dass die Empfänger der Fördermittel mindestens 20 Prozent selbst beitragen. Damit kommen insgesamt 100 Millionen Dollar aus privaten und öffentlichen Mitteln zusammen. David Hard, Direktor des Center for Science, Technology, and Innovation Policy an der George Mason University, meint, dass die Skepsis gegenüber den politischen Motiven in diesem Fall berechtigt ist. Es sei aber durchaus sinnvoll vom US-Energieministerium, sich von der Förderung von Verfahren abzuwenden, die Marktreife erreicht haben – und hin zu Technik, die noch nicht zu weit ist. "Die verbleibenden Herausforderungen im Fotovoltaikbereich liegen in der Herstellung und den Größeneffekten. Das sollte besser die Privatwirtschaft übernehmen. (bsc)