Familienforscher kritisieren langsame Digitalisierung in Deutschland
Die schleppende Digitalisierung in deutschen Amtsstuben ist für Bürger nicht nur bei aktuellen Amtsgeschäften ein Hemmnis, auch die Genealogen bemängeln den Status quo. Familienforschung wird auf diese Weise erschwert.
Die Familienforscher haben vor dem Deutschen Genealogentag in Dresden die schleppende Digitalisierung von Dokumenten in Deutschland kritisiert. In anderen Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden sei man da wesentlich weiter, sagte der Verbandsvorsitzende Dirk Weissleder der dpa.
Im RĂĽckstand
"Wir hängen hinterher", betonte er. Nach seiner Ansicht sei dies eine Kapazitätsfrage. Zudem koste die Digitalisierung auch viel Geld. Dies würde dazu führen, dass kommerzielle Anbieter wie die Online-Plattform Ancestry Dokumente digital erfassen, um diese dann gegen Entgelte anzubieten.
Weissleder plädierte dafür, den Zugang zu Archivmaterial für die Familienforschung zu vereinfachen. "Was wir brauchen, sind Archive als Partner", sagte Weissleder. Sie müssten sich öffnen und Genealogen nicht als verrückte Leute betrachten. "Wir sind vielleicht keine Wissenschaftler, aber wir schaffen Wissen", betonte er.
Nachbarn und Wurzeln
In den sächsischen Standesämtern werden seit 1. Januar 2014 die Personenstandsregister elektronisch geführt. Eine gesetzliche Pflicht zur nachträglichen Digitalisierung von Daten, die vor diesem Datum ausgestellt wurden, bestehe nicht, teilte das Innenministerium mit.
Von diesem Freitag an findet in Dresden der 69. Deutsche Genealogentag statt. Unter dem Motto "Europa in unseren Wurzeln – Sachsen und seine Nachbarn" treffen sich bis zum Sonntag mehr als 700 Teilnehmer aus zwölf Ländern sowie im kostenlosen Rahmenprogramm interessierte Einsteiger . (kbe)