Allein gegen Google

DuckDuckGo startete vor neun Jahren als Soloprojekt eines Webentwicklers. Die alternative Suchmaschine ist profitabel – und will die Privatsphäre ihrer Nutzer nicht verletzen.

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Inhaltsverzeichnis

Im Suchmaschinenmarkt gibt es in den USA sowie in großen Teilen Europas und Asiens nur eine Nummer eins: Google. Niemand hat mehr Anfragen von Internetnutzern und macht mehr Geld mit Onlinewerbung als der Konzern aus Mountain View – und das schon seit fast 20 Jahren, abzüglich der erstaunlich kurzen Zeit, in dem ihm die Markteroberung gelang.

Wenn da jemand auf die Idee kommt, ein Konkurrenzprodukt zu entwickeln, wird er zumeist für verrückt erklärt. Gabriel Weinberg erging es im September 2008 nicht anders, als der Webentwickler und Unternehmer aus Pennsylvania mit DuckDuckGo an den Start ging. Anfangs war der heute 38jährige Programmierer, der am MIT studiert hatte, ganz allein – und machte sich die Tatsache zunutze, dass man heutzutage (und auch schon damals) für relativ wenig Geld viel Rechen- und Serverleistung kaufen kann.

Weinbergs großes Ziel war nicht, Google vom Thron zu stürzen. Dafür saß der Suchriese auch 2008 schon viel zu fest im Sattel. Was Weinberg wollte, war eine valide, gut funktionierende Alternative. Mit einem zentralen Unterschied: DuckDuckGo, dessen Name auf ein Kinderspiel zurückgeht, sollte von Anfang an eine Website sein, die die Privatsphäre ihrer Nutzer respektiert.

Dabei ist es genau dieser Datenreichtum, den Google Tag für Tag von seinen Nutzern gewinnt, der die Suchmaschine mit ihren zahllosen Unterangeboten so wertvoll macht. Google weiß, nach was wir suchen, kennt – falls wir Gmail benutzen – den Inhalt unseres Postfachs, speichert mit, welche Videos wir mögen (bei YouTube). Dass lässt sich dann alles wunderbar in eine "Infosuppe" verrühren, die Werbekunden mit genauen Zielgruppenvorstellungen hervorragend mundet.

Weinbergs DuckDuckGo arbeitet hingegen geradezu rührend traditionell: Anzeigen werden basierend auf dem vom Nutzer eingetippten Suchbegriff eingeblendet – nicht mehr und nicht weniger. Daneben setzt die Suchmaschine auf sogenannte Affiliate-Links: Jedes Mal, wenn Nutzer große Onlineläden wie Amazon von einem DuckDuckGo-Suchergebnis ansteuern, bekommt die Firma einen Bruchteil getätigter Umsätze.

Das reicht aus, um profitabel zu arbeiten – obwohl DuckDuckGo im Vergleich zu Google einen Bruchteil der Suchanfragen hat. Wirklich wenig ist das aber auch nicht mehr. So kamen im September im Durchschnitt 18 Millionen Suchanfragen pro Tag herein. Und der Datentraffic nimmt konstant zu – sowohl über Browser wie Safari oder Firefox, wo man DuckDuckGo längst als Google-Alternative einstellen kann, als auch über die Website DuckDuckGo direkt.

Weinberg arbeitet auch aktiv an Verbesserungen des Privatsphärenschutzes. So reduziert DuckDuckGo die Möglichkeit des sogenannten Search Leakage, bei dem eingetippte Anfragen bei Website-Betreibern landen. Die Suchergebnislisten, die DuckDuckGo auch in deutscher Sprache liefert, sind mittlerweile mehr als nur "gut genug" – sie können Google durchaus das Wasser reichen.

Es gibt Spezialsuchen für Bilder und Videos, Zusatzinfos werden sofort auf der ersten Seite eingeblendet und verschiedene Shortcuts, die es bei Google so nicht gibt, erleichtern fortgeschrittenen Nutzern den Umgang mit DuckDuckGo. Für Weinberg kann es also augenscheinlich so weitergehen. Steter Tropfen höhlt den (Google-)Stein.

(bsc)