Apple TV: Verwirrung um 4K-Ausgabe - auch bei alten Boxen

Mit der neue Apple-TV-Generation ermöglicht Apple die Wiedergabe ultrahochaufgelöster Videos aus iTunes - inklusive HDR in zwei Formaten. In der Praxis funktioniert das aber nicht immer zufriedenstellend.

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Apple TV: Verwirrung um 4K-Ausgabe - auch bei alten Boxen

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Jurran

Ihr Herausstellungsmerkmal trägt das ab dem heutigen Freitag verfügbare Apple TV 4K bereits im Namen: Die neue Streamingbox ist in der Lage, ultrahochaufgelöste Videos wiederzugeben – und zwar mit erhöhtem Kontrastumfang (High Dynamic Range, HDR) in den Formaten HDR10 und Dolby Vision. Letzteres halten viele für überlegen, da die Studios den gewünschten Bildeindruck hier Szene für Szene und sogar Bild für Bild festlegen können (dynamisch), während dieser bei HDR10 nur einmal für den ganzen Film über die Metadaten definiert wird.

In der Realität scheint die Wiedergabe der Dolby-Vision-Inhalte, von denen bereits eine ganze Reihe bei iTunes verfügbar sind, allerdings nicht so problemlos: So berichtet The Verge, dass die Box an eigentlich Dolby-Vision-taugliche LG-Fernseher des Modelljahres 2016 automatisch und nicht manuell korrigierbar die HDR10-Ausgabe wählt. Der Hintergrund sei, dass diese TV-Geräte Dolby Vision mit maximal 30 Hertz ausgeben können. Das würde für die auf iTunes angebotenen 4K-Filme an sich völlig ausreichen (sie laufen mit 24 Hertz). Doch Apple wählt offenbar lieber den HDR10-Modus mit 60 Hertz, damit das Interface der Box möglichst ruckelfrei angezeigt wird.

[UPDATE: Mittlerweile hat sich herausgestellt, das sich die Ausgabe manuell auf 4K mit Dolby Vision bei 30 Hz umstellen lässt. Allerdings läuft das Apple TV 4K dann wohl die ganze Zeit in diesem Modus, rechnet also alles um. Die Netflix-App gibt offenbar dann aber auch kein natives Dolby-Vision-Bild aus. Zudem scheint neben den 2016-LG-TVs auch Loewes Bild 7 nur Dolby Vision bis 30 Hz verarbeiten zu können.]

Apple hat sich zudem offenbar entschieden, das Apple TV 4K permanent im 4K/HDR-Modus laufen zu lassen – auch wenn das angelieferte Material nur Full-HD-Auflösung und gewöhnlichen Kontrastumfang hat (Standard Dynamic Range, SDR). Das hat zur Folge, dass die Box in solchen Fällen ein Upscaling vornimmt und Kontrast sowie Farbraum umrechnet. Zu diesem Ergebnis kam auch c't bei einem ersten Blick auf das Gerät. Laut The Verge geht dieses Vorgehen aber auch schon mal sichtbar schief.

Da das Apple TV 4K nicht den von YouTube für 4K/HDR-Video genutzten Videocodec VP9 unterstützt, gibt es schließlich derzeit wenig Hoffnung, dass die Box diese Clips in absehbarer Zukunft abspielt.

Auch das Apple TV der vorherigen Generation hat übrigens ein Update erhalten. Verwirrenderweise zeigt das Gerät nun auch das 4K/HDR-Filmangebot bei iTunes an – obwohl es selbst maximal Videos in der 1080p-Auflösung wiedergeben kann.

Für heise online probierte Patrick Schappert von Grobi.TV aus, ob die alte Box diese Filme vielleicht immerhin in Full-HD-Filme mit HDR an einen passenden 4K-Fernseher liefert. Dies ist aber nicht der Fall. Insofern gilt beim Kauf eines Titels aktuell, dass man nicht das bekommt, was man bei iTunes sieht. Apple täte gut daran, dies zu ändern.

Eine positive Nachricht zum Schluss: Nach mehreren übereinstimmenden US-Medienberichten soll Apple mittlerweile mitgeteilt haben, dass das Unternehmen daran arbeite, die Ausgabe von Dolby-Atmos-Datenströmen am Apple TV 4K nachzureichen. Dolby Atmos erweitert im Heimkino die üblichen 5.1- und 7.1-Lautsprecher-Setups um Deckenlautsprecher und erlaubt so beispielsweise Sound-Effekte über den Köpfen der Zuschauer. Zur Wiedergabe benötigt man einen Audio/Video-Receiver mit passendem Decoder-Chip und ein Atmos-Lautsprecher-Setup. Der Atmos-Ton würde als Erweiterung des Dolby-Digital-Plus-Datenstroms übertragen und vom Apple TV 4K über HDMI an den Receiver ausgegeben. (nij)