Star Trek: Wo ist die Discovery?

Star Trek: Discovery ist bei Netflix gestartet. Auch spoilerfrei lässt sich sagen: Die ersten zwei Folgen sind richtig gut! Allerdings müssen eingefleischte Trekkies sehr viel Vorwissen verdrängen.

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Star Trek: Wo ist die Discovery?

Star Trek Discovery: Der Optimismus hält wieder Einzug im Sci-Fi

(Bild: Netflix)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel
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Diese Meldung enthält nach bestem Ermessen keine Spoiler zu Star Trek: Discovery.

Trekkies sind ein nerdiger Haufen. Zusammengenommen würde das Wissen, das Fans über die Serien und Filme in Wikis, Foren und Büchern angesammelt haben, wohl so mancher lokalen Wikipedia Konkurrenz machen. Wer seit Jahrzehnten den Abenteuern der Enterprise, Voyager und Defiant folgt, der muss viel von diesem Wissen jetzt einfach mal verdrängen. Die neue Star-Trek-Serie Discovery, die gestern bei Netflix gestartet ist, spielt nämlich zur selben Zeit wie der Pilotfilm der ersten Serie, "The Cage" (damals noch mit der Enterprise unter dem Kommando von Jeffrey Hunter als Captain Pike). Und sie hat visuell und thematisch sehr, sehr wenig mit den frühen Kirk-Folgen gemeinsam. Trotzdem lohnt es sich, der Serie eine Chance zu geben.

Wenn man nach den ersten beiden Folgen geht, die seit gestern auf Netflix verfügbar sind, so hat Star Trek den Sprung vom episodischen zum Staffel-übergreifenden Format mit Discovery erfolgreich gemeistert. Die Geschichte ist mitreißend, wenn auch durchaus mit zum Teil für Star-Trek-Fernsehserien untypischen Mitteln erzählt und gefilmt. In vielerlei Hinsicht wirkt der Start von Discovery eher wie ein Star-Trek-Kinofilm, der in mehrere Teile zerstückelt wurde. Trotzdem funktioniert der neue Ansatz. Und Discovery ist vor allem visuell überwältigend: Die Spezialeffekte sowie die vor Ort in der Wüste gefilmten Szenen sind eines Hollywood-Blockbusters würdig.

Besonders bei der überwältigenden Schönheit der Bilder sollte der Hardcore-Trekkie seine Nerd-Instinkte zum Raumschiffbau und zum Uniform-Design der Föderation vergessen und sich einfach treiben lassen. Man kann sich kaum vorstellen, dass die gezeigten Föderationsschiffe – die optisch eher in die Ära der zur Sovereign-Klasse gehörigen Enterprise E passen würden – älter sein sollen als Kirks Enterprise. Und die Föderationsuniformen sind einfach zu makellos, um zur gleichen Zeit zu existieren wie The Cage. Aber eigentlich ist das alles nebensächlich, wenn die Story funktioniert – und genau das tut sie.

Die Produzenten haben viel bei moderneren Sci-Fi-Serien gelernt, allem voraus bei The Expanse. Das Vakuum des Weltalls ist nicht mehr so tödlich, wie es das in früheren Trek-Serien einmal war. Dafür verhalten sich Hand-Phaser nun eher wie echte Pistolen und die gezeigten Nahkämpfe sind viel blutiger und tödlicher als zu Zeiten Picards oder Kirks. Und auch die eine oder andere überraschende Plot-Wendung erinnert an die erste Staffel von The Expanse. Trotz alle dem schafft es Discovery neben allen J.-J.-Abrams-Lens-Flares genug klassische Star-Trek-Elemente einfließen zu lassen, um ganz klar als Trek-Serie alter Schule durchzugehen.

"Ich habe ein Leben lang Verlust erfahren und wandte mich trotzdem der Hoffnung zu."

(Bild: Netflix)

Nichts zeigt die Zugehörigkeit zum Trek-Stammbaum deutlicher als der Optimismus, der sich trotz allen Dramas durch die ersten zwei Folgen zieht. Forschen, das Entdecken neuer Welten und Hoffnung im Angesicht aussichtsloser Situationen waren schon immer Kern-Themen für Star Trek und sie spielen bei Discovery ebenfalls eine zentrale Rolle. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, da die Sci-Fi-Serien der letzten Jahre, nicht zuletzt auch im Einfluss des Mega-Erfolgs von Game of Thrones, fast ausnahmslos trostlos und dunkel angehaucht waren. Star Trek: Discovery bringt Licht ins Dunkel und stellt so eine willkommene Abwechselung dar.

Aber Discovery hält der Gegenwart eben auch einen Spiegel vor: Die Klingonen sind auf einem Feldzug gegen die Föderation, die durch friedliche Co-Existenz angeblich den Bestand ihrer Rasse und Kultur bedroht. Da man im Weltraum aber nun mal keine Mauern bauen kann, läuft das Ganze unweigerlich auf Provokation und Krieg heraus. Hier haben sich die Discovery-Macher in bester Trek-Tradition ganz offensichtlich von aktuellen politischen Ereignissen inspirieren lassen. Und zusätzlich versüßen kleine Extras wie Sound-Effekte von Kirks Enterprise dem eingefleischten Fan das Zusehen. Mehr Star Trek kann man eigentlich nicht verlangen.

Discovery funktioniert wohl am besten, wenn man die Originalserie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat und sich an Star Trek: Enterprise nur noch vage erinnern kann. Denn trotz der vielen Freiheiten, die sich die Serie mit dem Design der Sets und Kostüme nimmt, sind die ersten beiden Folgen ein richtig guter Start in die Abenteuer der U.S.S. Discovery. Wobei das namensgebende Schiff der neuen Serie nicht einmal auftaucht, denn die ersten beiden Folgen enden mit einem Cliff-Hanger und der Frage: Wo zum Henker ist denn nun die Discovery? Das erfahren wir hoffentlich, wenn wir uns in der kommenden Woche Folge drei ansehen können.

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Star Trek: Discovery ist in Europa exklusiv bei Netflix verfügbar. Neue Folgen der Serie werden wöchentlich freigeschaltet. Die erste Staffel von Discovery beinhaltet 15 Folgen und ist in zwei Kapitel unterteilt. Das zweite Kapitel soll im Januar 2018 anlaufen. (fab)