iPhone-Hack: FBI muss keine Details zu Entsperr-Tool nennen

Die US-Bundespolizei darf für sich behalten, mit welcher Technik das iPhone des Attentäters von San Bernardino entsperrt wurde, wie ein Richter nun entschied. Mehrere US-Medien wollten die Herausgabe von Details einklagen.

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iPhone

In dem Fall in Kalifornien war Apple vom Gericht angewiesen worden, dem FBI beim Entsperren des iPhones zu helfen, weigerte sich aber.

(Bild: dpa, Justin Lane/Illustration)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Das FBI muss den Hersteller des iPhone-Entsperr-Tools nicht nennen, mit dessen Hilfe das iPhone des Attentäters von San Bernardino im vergangenen Jahr geknackt wurde – nachdem Apple die Mithilfe verweigert hatte. Bei der Preisgabe des Namens sei die Sorge eines Angriffes auf die Systeme des Herstellers berechtigt, erklärte der zuständige Richter in seiner Urteilsbegründung nun und folgte damit der Argumentation der Strafverfolgungsbehörde, “es ist plausibel, dass der Anbieter seine Technik im Fall eines Cyber-Angriffs schlechter schützen kann als das FBI”.

Mehrere US-Medien haben versucht, die Freigabe dieser Daten gerichtlich durchsetzen (AP vs. FBI, 16-cv-1850, United States Disctrict Court for the Disctrict of Columbia).

Apple vs. FBI: Streit über iPhone-Entsperrung

Die Preisgabe der Information könnte der “nationalen Sicherheit ernsthaften Schaden zufügen”, denn dies würde "feindseligen Personen" Einblick in Ermittlungsmaßnahmen geben, hatte das FBI zuvor vor Gericht betont. Die Herausgabe der Identität des Anbieters würde diesen “Attacken und Infiltration” durch feindliche Personen aussetzen. Während das FBI seine Einrichtungen und das Computer-Netzwerk umfassend gegen Angriffe schützen kann, habe der Anbieter "wahrscheinlich nicht die Ressourcen für solche Sicherheitsmaßnahmen". Wenn der Herstellername veröffentlicht wird, könnte zudem bessere Verschlüsselungs-Technik entwickelt werden, die die iPhone-Entsperr-Technik durchkreuzt, die dem FBI derzeit zur Verfügung stehe, so die US-Bundespolizei.

Auch den für das Entsperr-Tool gezahlten Preis muss das FBI nicht nennen. Dies würde der Technik nämlich einen eindeutigen Wert geben und Feinden bei einer Einschätzung helfen, ob das FBI die Technik umfassend zum Zugriff auf verschlüsselte Geräte einsetzen kann, führte der Richter weiterhin aus. Nach Angabe einer US-Senatorin hat das FBI 900.000 Dollar für das Entsperr-Tool gezahlt, der ehemalige FBI-Chef James Comey hatte zuvor angedeutet, dass die Behöre über 1 Million Dollar dafür ausgegeben hat.

Die US-Bundespolizei wollte ursprünglich Apple per Gerichtsbeschluss zu zwingen, beim Entsperren des mit einem Gerätecode gesicherten iPhone 5c des Attentäters zu helfen: Der Konzern wurde angewiesen, mehrere Sicherheitsmechanismen rund um die Code-Sperre von iOS mit einer eigens entwickelten Software auszuhebeln, um dem FBI einen Brute-Force-Angriff auf die PIN zu ermöglichen.

"Knackt nicht unsere Telefone" hieß es auf einem Transparent, das Demonstranten im vergangenen Jahr vor dem Apple Store in San Francisco hochhielten.

(Bild: dpa, John G. Mabanglo)

Apple arbeitete in der Angelegenheit mit den Strafverfolgern zusammen und händigte auch iCloud-Backups des iPhones aus, weigerte sich zugleich aber strikt, der Aufforderung des Gerichts nachzukommen und eine Software-Hilfe zur iPhone-Entsperrung zu entwickeln.

Ein derartiges Tool sei zu gefährlich, argumentierte das Unternehmen, weil dieses in die falschen Hände geraten könne. Zudem fürchtete Apple, die Angelegenheit werde zum Präzedenzfall: Strafverfolger hätten dann die Option, den iPhone-Hersteller zu weitergehenden Überwachungsmaßnahmen zu zwingen.

Nachdem ungenannte Dritte den Zugriff auf die Daten des iPhone 5c ermöglicht hatten, nahm das FBI die Anordnung im vergangenen Jahr zurück. Mehrfach wurde spekuliert, die israelische Firma Cellebrite könnte der Bundespolizei geholfen haben, eine Bestätigung gibt es dafür nicht. Ein Hacker veröffentlichte Anfang im Februar bestimmte Tools aus dem Fundus von Cellebrite, die zum Entsperren von iPhones und anderen Smartphones gedacht sind. Wenn Software zum Knacken von Smartphones existiert, dann gelangt diese auch in die Hände Dritter, betonte der Hacker. (lbe)