JavaOne: Trotz Veränderung kein Ende in Sicht

Allerlei Umwälzungen in der Java-Welt sorgen derzeit nicht unbedingt für Sicherheit in der Community. Die erste Keynote der von Oracle ausgerichteten Java-Konferenz legte den Fokus daher auf die Gemeinschaft und versuchte, Stabilität nach außen zu tragen.

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JavaOne:

(Bild: Harald Weiss)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Lars Röwekamp
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Nach den ersten Keynotes der Oracle OpenWorld am späten Sonntagabend, war es am Montag nun auch für die parallel stattfindende JavaOne soweit: Im Rahmen der traditionellen Java-Keynote stellte Georges Saab (Vice President of Development, Oracle) sowohl den Status Quo, als auch die derzeitige Zukunftsplanung von Java vor, die allerdings eher eine Zusammenfassung der Entwicklungen der letzten Wochen war.

„Java's strength comes from the community, getting together, and working together“, so Saab in einem seiner ersten Sätze. Hiermit war bereits nach fünf Minuten klar, dass es heute weniger um die neuen Features der gerade veröffentlichten Java-Editionen SE 9 und EE 8 gehen würde, als vielmehr darum, seitens Oracle eine klare Position zu Java und der zugehörigen Community zu beziehen. Ein kluger Schachzug, bedenkt man die aktuelle Verunsicherung in der Java-Community im Allgemeinen und der Gemeinschaft um Java Enterprise im Speziellen.

Zur Verdeutlichung, wie genau eine solche Positionierung von Oracle in Zukunft aussehen könnte, wurde Mark Cavage (Vice President Product Development) auf die Keynote-Bühne gebeten. Laut Cavage hat sich Oracle für die Zukunft vier Erfolgsfaktoren für die weitere Entwicklung von Java auferlegt: Offenheit, permanente Weiterentwicklung, Schlagfertigkeit (im Sinne von Agilität) und Skalierbarkeit. Nicht unbedingt Worte, die man mit dem derzeitigen Java-Spezifikationsprozess und Oracles Engagement in eben diesem in Verbindung bringen würde.

Dies ist auch Oracle bewusst, weswegen man zukünftig neue Wege gehen möchte. Wie genau dies aussehen kann, verdeutlichte Cavage am Beispiel der jüngsten Aktivitäten rund um die Java Enterprise Edition. Nach Jahren des Stillstands und einem am Ende eher enttäuschenden Resultat – nach vier Jahren ist kaum mehr als ein Maintenance-Release des Vorgängers entstanden – wurde Java EE vor vier Wochen vollständig an die Open Source Community der Eclipse Foundation übergeben.

Oracle möchte zwar auch weiterhin die Zukunft von Java EE aktiv mitgestalten, aber künftig nicht mehr deren Ausrichtung vorgeben. Gleichzeitig sollen die Release-Zyklen deutlich verkürzt werden. Die Rede ist von sechs Monaten statt wie bisher drei bis vier Jahren. Eine Neuausrichtung, die auch von David Blevins (Tomitribe), Ian Robinson (IBM) und Mark Little (Red Hat), ihres Zeichens allesamt Gallionsfiguren der Java-Enterprise-Community, stark begrüßt wurde. „This is a huge chance for the community. EE4J is Java EE for the next generation“, so David Blevins, wobei EE4J der neue Name von Java EE werden wird. Denn Oracle hat zwar die Technologie, nicht aber den Namen freigegeben.

Mark Little führte zusätzlich an, dass man am Beispiel der Erfolgsgeschichte von MicroProfile.io ablesen könne, wie sinnvoll und erfolgreich ein solcher Schritt von Oracle für die Zukunft von Java EE sein kann. Um noch einmal zu bekräftigen, dass es Oracle wirklich ernst meint, rief Cavage die Community zur Mitarbeiter auf: „Come and participate. We cannot do this alone!“

Nicht ganz so weit, aber immerhin doch einen Schritt in die richtige Richtung, will Oracle auch bei Java SE gehen: Das Oracle JDK und das OpenJDK sollen künftig zu 100 Prozent identisch sein. Cavage sagt dazu: „There is going to be no difference between OpenJDK and Oracle JDK binaries“ – mit Ausnahme der Rechte natürlich. Hier stellt sich natürlich die Frage, warum man dann überhaupt noch auf die proprietäre Lösung von Oracle zurückgreifen sollte. Auch für das JDK soll es zukünftig alle sechs Monate ein neues Release geben. Eine kleine Revolution, die die Zukunft von Java maßgeblich ändern könnte.

Dass die Community den Wandel von Oracle wohlwollend aufnimmt, bestätigte auch James Governor, Analyst und Gründer von RedMonk: „Things have changed in the last 3 weeks – more than in the last 13 years.“

Natürlich gab es neben dem Organisatorischen auch das eine oder andere an Technik zu sehen. Mark Reinhold (Chief Architect of Java Platform Group) zeigte zum Beispiel anhand von Live-Demos einige nette Features von Java 9. Es war zwar nichts wirklich Neues dabei, schließlich ist Java 9 seit Wochen das Topthema der Java-Community. Trotzdem motiviert es zu sehen, wie klein und effizient Java-Anwendungen durch gezielten Einsatz der Java-9-Features, allen voran Jigsaw, werden können.

Reinhold war es dabei wichtig zu verdeutlichen, dass der Module Path von Jigsaw lediglich eine Alternative zum bisherigen Classpath darstellt, letzterer aber durchaus weiter Verwendung finden kann. Anders formuliert sollten alte Anwendungen, wenn sie sich an einige Spielregeln halten, auch problemlos mit Java 9 laufen. Eine wichtige Aussage, da Kritiker der aktuellen Version in der jüngsten Vergangenheit vermehrt darauf hingewiesen haben, dass Java 9 keine wirkliche Abwärtskompatibilität bietet. Dieses Gerücht hält bisher viele Java-Entwickler davon ab, auf das neue Release zu wechseln.

Wer die Keynote der OpenWorld verfolgt hat, konnte feststellen, dass die Cloud in diesem Jahr das zentrale Thema für Oracle ist. Larry Ellison wurde es in der Keynote nicht müde zu betonen, wie viel besser, schneller und sicherer die Oracle Cloud gegenüber dem gefühlten Marktführer Amazon sei. Natürlich darf auch Java da nicht zurückstecken. Oracle sieht in Kubernetes, einer Plattform zum Automatisieren von Deployment, Skalierung und Betrieb von Anwendungscontainern, und Java eine optimale Kombination für die Cloud, und unterstützt das Open-Source-Projekt entsprechend mit eigenen Mitarbeitern.

Darüber hinaus möchte Oracle auch AWS Lambda Konkurrenz machen und bringt mit Projekt FN eine eigene Serverless Plattform heraus. FN besteht aus einer Server Runtime, die in der Cloud aber auch lokal betrieben werden kann, einem Java FDK (Function Development Kit), sowie FN Flow, einer Notation zur Komposition des Zusammenspiels von FN-Funktionen. Aktuell unterstützt FN als Programmiersprache Java. Weitere Sprachen sollen folgen. Als kleine Showeinlage wurde abschließend das Git-Repository live frei- und somit Project FN an die Open-Source-Community übergeben. (jul)