Handy-Speicher voll: Platz schaffen auf dem Android-Smartphone

Den meisten Platz auf dem Handy nehmen Mediendateien wie Fotos, Videos und Musik sowie große Apps ein. Um wieder Speicherplatz freizuschaufeln, gibt es unterschiedliche Strategien - nicht alle löschen aber wirklich effektiv und nachhaltig.

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Android-Handy mit Google Search Bar

(Bild: dpa, Britta Pedersen)

Lesezeit: 8 Min.
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In den Einstellungen unter "Speicher" kann man sehen, was viel Speicherplatz frisst.

Am schnellsten schaffen Sie auf Ihrem Handy Platz, indem Sie Ihre App-Liste nach unnötigen und unbenutzten Anwendungen durchsuchen. Dabei ist es häufig überraschend, welche Apps am meisten Speicher verbrauchen: Manche Tabellen- oder Fahrplan-App belegt schon direkt nach Installation mehrere 100 MByte. Streaming-Dienste, digitale Magazine oder Musik-Anwendungen sammeln mit der Zeit gerne auch mehrere GByte an heruntergeladenen Inhalten an. Welche Apps den meisten Speicherplatz benötigen, können Sie bei den meisten Android-Smartphones in den Einstellungen unter „Speicher“ nachsehen. Tippen Sie dort auf "Apps": Die Liste ist nach App-Größe sortiert.

Nicht immer müssen Sie gleich die komplette App deinstallieren. Oft reicht es schon, in der Detailansicht der Einstellungen über "Daten löschen" alle heruntergeladenen Inhalte zu entfernen. Allerdings sind dann auch alle anderen persönlichen Daten in der App weg, etwa Login-Informationen oder Spielstände. Bei vielen Apps können Sie auch direkt in der App Inhalte löschen – dann bleiben etwa Login-Informationen bestehen. Achten Sie darauf, dass keine wichtigen Inhalte verloren gehen. Alternativ können Sie Apps in deren Detail-Einstellungen aus dem internen Speicher auf eine MicroSD-Karte verschieben, sofern Ihr Handy einen entsprechenden SD-Slot besitzt.

Manche Apps sind von Werk an vorinstalliert und können nur mit hohem Aufwand durch Rooten des Smartphones deinstalliert werden. Aber auch das "Deaktivieren" dieser festen Apps schafft in der Regel Platz; dann werden nämlich Updates deinstalliert, die ebenfalls viel Platz kosten können. Von vielen davon sollten Sie aber die Finger lassen: Ohne den Google Play Store können Sie beispielsweise nur noch eingeschränkt neue Apps installieren, ohne das Gboard ist die Tastatur weg.

Einige vorinstallierte Apps sind allerdings unnötig: Office-Pakete, Werbe-Apps, Spiele. Solche Apps nennt man auch "Bloatware", weil sie das System aufblähen.

Nervige Bloatware entfernen (6 Bilder)

Nur wenig vorinstallierte Apps lassen sich deinstallieren. Die meiste Bloatware können Sie immerhin deaktivieren oder deren häufig sehr großen Updates löschen.

Eine weitere Vorgehensweise zum Apps Löschen: Gehen Sie durch den Homescreen und sortieren Sie Apps aus, die Sie nicht mehr brauchen. Auf den meisten aktuellen Android-Smartphones können Sie mit einem langen Drücken aufs App-Icon einen direkten Dialog fürs Deinstallieren aufrufen - nur bei den vorinstallierten Apps klappt das häufig nicht. Einfach nur das Icon zu "entfernen" reicht nicht; dann sieht man die App auf dem Startbildschirm zwar nicht mehr, in der App-Liste ist sie aber immer noch vorhanden.

Mit ein paar wenigen Handgriffen lässt sich der Homescreen schnell aufräumen.

Etwas mühsamer wird es, den kompletten internen Speicher zu durchforsten. Dazu benötigen Sie einen Datei-Manager: Einige Smartphones haben solch einen vorinstalliert, auf anderen müssen Sie nachhelfen: Der ES Datei Explorer etwa oder der Total Commander sind eine Empfehlung wert. Gehen Sie nun den Speicher durch, häufig verstecken sich nicht mehr benötigte Dateien in folgenden Ordnern:

  • DCIM
  • Documents
  • Download
  • Filme
  • Music
  • Movies
  • Pictures
  • Ordner mit "update" im Namen

Beim Löschen von Daten können Sie hier auch gravierende Fehler machen und wichtige Daten aus Versehen löschen. Legen Sie deshalb Daten aus diesen Ordnern vorsichtshalber an einem anderen Ort ab, zum Beispiel indem Sie Ihr Smartphone per USB-Kabel an Ihren PC anschließen und die Daten rüberziehen.

Das Speichern von Daten auf dem Rechner ist auch eine gute Strategie, um Platz zu schaffen. Nicht jedes mit dem Handy gemachte Foto muss für immer dort liegen bleiben. Laden Sie beispielsweise alle Fotos, die älter als 6 Monate sind, per USB-Kabel auf den PC und erstellen Sie zusätzlich ein Backup, etwa auf einer externen Festplatte. Danach können Sie die Fotos vom Handy herunterwerfen. Fotos und Videos findet man beim Smartphone meist im Ordner DCIM.

Sie können natürlich die Daten auch auf kostenlose Cloudspeicherdienste wie Google Fotos, Dropbox, Microsoft OneDrive oder Google Drive übertragen und danach auf dem Smartphone löschen. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass Sie einzelne Dateien jederzeit über die entsprechenden Apps von Dropbox und Co. komfortabel wieder aufs Handy laden können, wenn Sie die Datei doch mal brauchen. Außerdem können Sie Dropbox, Owncloud und einige andere Dienste so einstellen, dass neue Handy-Bilder automatisch in die Cloud geladen werden. Bis zu einer bestimmten Größe sind diese Dienste häufig kostenlos.Google Fotos ist auf den meisten Android-Smartphones sogar vorinstalliert.

Denken Sie aber daran, dass Ihre Bilder und Dateien bei solchen Diensten auf dem Server des Anbieters liegen – und von dort im schlimmsten Fall etwa bei Hacking-Angriffen in falsche Hände gelangen können.

Außer eigene Dateien und große Apps zu löschen kann man auch versuchen, durchs Leeren diverser Caches und Entfernen temporärer Dateien mehr Speicherplatz zu gewinnen. Nahezu jede Anwendung nutzt einen App-Cache, um etwa schneller zu starten und zu vermeiden, dass man Inhalte immer wieder neu herunterlädt.

Besonders Anwendungen wie Facebook, die viele Elemente aus dem Netz laden, wächst dieser Cache mitunter beachtlich. Das Löschen des Cache beeinflusst weder Nutzerdaten noch essentielle Bestandteile der Anwendung. Allerdings kann es beim nächsten Mal den Start der App verlangsamen und verbraucht unter Umständen zusätzliches Datenvolumen, wenn die App Daten nachladen muss. Und auf der anderen ist der Effekt häufig eher gering: Viele Apps starten ihre Dienste sofort neu, wenn ihre Caches gelöscht werden und belegen schon wenige Augenblicke später wieder Speicher.

Inzwischen bieten einige Hersteller wie Samsung Optimierungstools als vorinstallierte Apps auf ihren Smartphones an, mit denen man nach nicht mehr benötigten Dateien suchen kann. In neueren Android-Versionen geht das auch direkt in den Einstellungen: Öffnen Sie "Einstellungen - Speicher" und klicken Sie dort auf die drei Punkte in der oberen Ecke rechts und dann auf "Speicher freigeben" - dort sind selten benutzte Apps und frühere Downloads gelistet.

Empfehlenswert ist auch ein Blick auf die neue App Files Go von Google, die man im Google Play Store findet. Die ist zwar noch im Beta-Stadium, aber hilft jetzt schon gut dabei, doppelte Dateien oder besonders große Speicherfresser aufzuspüren.

Darüber hinaus versprechen auch zahlreiche Tuning-Tools im Play Store, die oben genannten Aufräum-Strategien komfortabel in einem Abwasch zu erledigen. Im Beitrag Aufpoliert: Systemoptimierer-Apps für Android auf den Zahn gefühlt haben wir zahlreiche Tuning-Tools an drei Geräten getestet – dem Motorola Moto G3, Google Nexus 5 und Samsung Galaxy Tab 3.

Android-Tuning-Tools im Test (5 Bilder)

Der Clean Master ist weit verbreitet. Er sucht identische oder unscharfe Bilde, frisst jedoch selbst viel Speicher. Im Durchschnitt belegte das Tool 150 MByte. Dienste, die immer wieder neu starten oder vom Nutzer häufig gebraucht wurden, ließ das Tool in Ruhe.

Viele Eingriffe durch Tuning-Tools sind allerdings nicht von Dauer, denn häufig löschen sie vor allem Daten aus dem App-Cache, was wie oben beschrieben langfristig kaum positive Effekte zeigt.

Seit Android 6 dürfen Apps den Cache anderer Anwendungen nicht mehr einfach so löschen, deshalb fordern einige Tuning-Apps beim Nutzen an, als "Bedienungshilfe" agieren zu dürfen. Damit erhalten Sie allerdings potentiell Zugriff auf persönliche Daten und können andere Aktivitäten auf dem Gerät steuern und mitlesen. Allgemein sind wir bei solchen Systemoptimierern eher skeptisch, weil sie viele Rechte auf dem Smartphone einfordern und häufig mit penetranter Werbung vollgepackt sind.


Wenn alles nichts bringt, muss wirklich neuer Speicher her. Das ist allerdings nur dann möglich, wenn Ihr Handy einen Slot für MicroSD-Karten besitzt. Finden Sie einen solchen Slot am Rand Ihres Handys oder hinter einer abnehmbaren Rückseite, haben Sie Glück und können den Speicher erweitern.

Auf einer SD-Karte landen in der Regel alle neuen Medien-Dateien, etwa Fotos, die Sie mit dem Handy machen. Bei den Apps wird es komplizierter: Einige Handys können viele Apps automatisch auf die SD-Karte auslagern, bei anderen muss man es manuell anschieben in den Detail-Einstellungsseiten der App. Manche Smartphones können die Speicherkarte sogar komplett als internen Speicher formatieren, wodurch fast alle Apps pronlemlos auf der SD-Karte landen können. (miab)