Verhaltene Gründer: Finanz-Start-ups wachsen langsamer

Sie galten lange als Boombranche und große Gefahr für etablierte Geldhäuser. Junge Finanzfirmen etwa mit Angeboten für Bankkunden wuchsen rasant. Nun scheint die erste Euphorie vorbei, wie eine neue Studie zeigt.

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Internet-Startups

(Bild: dpa, Emily Wabitsch)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Das Wachstum von Finanz-Start-ups in Deutschland schwächt sich ab. Hatten die "Fintechs" jahrelang einen kometenhaften Aufstieg erlebt, halten sich nun Gründer zurück. So wurden 2017 bis Ende September erst 30 neue Finanz-Start-ups registriert, wie eine neue Studie der Bank Comdirect zeigt, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es 49 gewesen. Der Trend zeigt damit nach unten: Im Gesamtjahr 2016 wurden 141 neue Fintechs erfasst, 2015 waren es 170.

Die Finanz-Start-ups, die Anlegern neue Zahlverfahren, einfache Kredite und Hilfe beim Sparen und Investieren bieten, galten lange als Boom-Branche und große Gefahr etwa für etablierte Banken. Auch mit Leistungen für Firmenkunden, etwa beim Versicherungsvertrieb oder der Immobilienverwaltung, sorgten sie für Konkurrenz.

Doch nun werben die Gründer nicht mehr so rasant Gelder von Investoren ein. Hatte sich 2014 und 2015 das Wagniskapital von Geldgebern für die Gründer gegenüber dem Vorjahr je mindestens verdoppelt, lag die Wachstumsrate 2016 bei nur 40 Prozent. In diesem Jahr werde der Anstieg des Wagniskapitals "deutlich darunter bleiben", heißt es in der Studie, die auf Daten der Beratungsfirma Barkow Consulting basiert.

Betrugen die Investitionen in Fintechs 2016 noch 624 Millionen Euro, waren es dieses Jahr nach neun Monaten 579 Millionen Euro. Gemessen an früheren Zeiten ist das aber immer noch viel: 2013 flossen nur knapp 100 Millionen Euro in Finanz-Start-ups.

Auch die Zahl der Fintechs in Deutschland steigt weiter – wenn auch langsamer als zuvor. Bis Ende September gab es 699 solcher Firmen, ein Plus von 32 Prozent seit 2015. "Die große Fintech-Euphorie mag vorbei sein, ein Ende des Wachstums ist jedoch nicht in Sicht", sagte Comdirect-Chef Arno Walter. "Der Fintech-Sektor in Deutschland normalisiert sich auf hohem Niveau."

Die meisten Fintechs bieten Dienstleistungen für die Immobilienbranche (178) an, etwa für Verwaltung, Vertrieb und Investments. Darauf folgen Firmen aus dem Bereich Finanzierung (154) und solche mit Angeboten für die Versicherungsbranche (73) vor Fintechs für Investments und Zahlverfahren. (axk)