Mit Drogen aus der Depression

Manche Menschen kämpfen ein Leben lang mit Depressionen, ohne dass ihnen eines der gängigen Mittel hilft. Nun hoffen Psychiater auf Halluzinogene und Psychedelika als Lösung.

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Mit Drogen aus der Depression

Eine Forschergruppe der John Hopkins University stellte bei Psilocybin, dem Wirkstoff aus den Magic Mushrooms, eine gute Erfolgrate zur Behandlung von Depressionen fest.

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Inge Wünnenberg

Dass Antidepressiva nicht helfen, ist gar nicht so selten. Rund 20 Prozent der depressiven Patienten sind davon betroffen. Da aber auch die Entwicklung von neuen Arzneien für psychische Leiden stagniert, suchen Ärzte und Wissenschaftler dringend nach Alternativen. Denn Depressionen können lebensbedrohend sein. Hierzulande gelten sie als häufigste Ursache der geschätzten 10.000 Selbsttötungen jährlich, wie Technology Review in seiner aktuellen Novemberausgabe berichtet (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich).

TR 11/2017

(Bild: 

Technology Review 11/2017

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Dieser Artikel stammt aus der neuen November-Ausgabe von Technology Review. Das Heft ist seit 12. Oktober im Handel erhältlich und im heise shop bestellbar.

Halluzinogene können bei Depressionen und Abhängigkeiten helfen, vermuten inzwischen einige Forscher – unter ihnen das Team des Psychopharmakologen Roland Griffiths von der Johns Hopkins University in Baltimore. Die US-Wissenschaftler stellten in einer randomisierten Doppelblindstudie mit 51 Teilnehmern fest: "Psilocybin erzeugt im Falle von Patienten mit einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung einen beachtlichen und anhaltenden Rückgang bei Depressionen und Angstzuständen." Die voriges Jahr im Journal of Psychopharmacology publizierte Erfolgsrate lag für die depressiven Patienten nach sechs Monaten bei 78 Prozent.

Co-Autor William Richards sieht in der Psilocybin-Therapie eine Chance für die Patienten, jene Mauer aus "Ängsten, Furcht, Trauer oder Schuld zu durchbrechen und einen transzendentalen Bewusstseinszustand" zu erleben. Psilocybin ermögliche dem Patienten eine besondere Erfahrung, die sich als Wendepunkt herausstellen kann. Wenn kein Risiko für Psychosen oder epileptische Anfälle besteht und auch das Herz-Kreislauf-System in Ordnung ist, hält Richards den medizinischen Einsatz von Psilocybin für "unglaublich sicher".

Die US-Forscher hoffen, eine Neubewertung des bislang verbotenen Psilocybins zu erreichen. Andere Teams erkunden ebenfalls den Einsatz von Psilocybin oder von Wirkstoffen wie LSD und Ketamin.

Mehr darüber lesen sie im aktuellen Novemberheft der Zeitschrift Technology Review (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder im heise shop erhältlich).

(inwu)