Chefin von Journalistenschule fordert mehr Sorgfalt beim Twittern

Müssen Journalisten ständig den neuesten technischen Entwicklungen hinterherhecheln? Worauf kommt es für sie an? Bei einer Preisverleihung an Journalisten in München gab es darauf einige Antworten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 27 Kommentare lesen
Chefin von Journalistenschule fordert mehr Sorgfalt beim Twittern

(Bild: dpa, Arno Burgi)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die neue Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch, hat zu mehr Sorgfalt beim Twittern aufgerufen. Ein Journalist sollte "einen Post nur dann liken oder gar retweeten, wenn er ihn vorher wirklich aufgerufen und gelesen hat, auch wenn das Zeit kostet. Klingt simpel, ist aber leider gar keine Selbstverständlichkeit", sagte Löwisch am Freitagabend in München. Außerdem sollten Journalisten im sozialen Netzwerk Twitter erkennbar machen, dass sie Journalisten sind. Dies sei ein Gebot der Transparenz.

Löwisch ermahnte auch die Verleger: "Nicht alle, aber viele Medienhäuser sind fixiert auf ihre Bilanzen, versuchen verpasste Trends aufzuholen, blicken zunehmend nach innen, denken nicht weiter als ein, zwei Jahre in die Zukunft." Trotz technologischer und ökonomischer Umbrüche dürfe das journalistische Kerngeschäft nicht vernachlässigt werden: "Wir brauchen Journalisten, die (...) sich wieder mehr auf die Inhalte konzentrieren, die gründlich und geschickt recherchieren, sowohl analog als auch digital. Nur so können wir unsere ins Wanken geratene Glaubwürdigkeit wieder aufrichten." Nötig sei zudem eine Orientierung an ethischen Grundsätzen wie Menschlichkeit und Ehrlichkeit.

Löwisch hielt die Festrede bei der Verleihung der Journalistenpreise der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken. Der mit 8000 Euro dotierte Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis zum Thema wirtschaftliche Bildung ging an Jessica Seidel, Valerie Tielich und Simon Kunert. In einer Artikelserie der Mediengruppe "Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung" hatten sie gezeigt, wie die Digitalisierung auch kleine Unternehmen verändert.

Hannes Grassegger und Till Krause erhielten den mit ebenfalls 8000 Euro dotierten Hermann-Schulze-Delitzsch-Preis für Verbraucherschutz. Im "Süddeutsche Zeitung Magazin" hatten sie aufgedeckt, unter welchen Bedingungen Mitarbeiter eines Dienstleisters im Auftrag von Facebook Gewaltvideos und Hasskommentare sichten und löschen. Für eine Sozial-Reportage in der "Zeit" über neue Armut im Silicon Valley wurde Moritz Aisslinger mit dem Förderpreis für junge Journalisten ausgezeichnet (Preisgeld: 4000 Euro).

Henriette Löwisch leitet seit Juli die Deutsche Journalistenschule (DJS) in München. Zuvor arbeitete sie als Professorin für Journalistik an der Universität von Montana (USA). Davor war sie sie Chefredakteurin der Nachrichtenagentur AFP Deutschland. ()