Ein Mikrocontroller für Chinas Schulen: der sino:bit

Groß, rot und mit 144 LEDs soll der sino:bit bald Kindern in China das Programmieren näher bringen. Grundlage des Projekts ist der deutsche Mikrocontroller Calliope mini.

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Eine Hand hält eine rote Platine mit acht Seiten, auf der 144 LEDs verbaut sind

(Bild: sino:bit)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Helga Hansen

Braucht es einen chinesischen Mikrocontroller, wenn die meiste Hardware eh in China produziert wird? Ja, meint Programmiererin Naomi Wu, die den deutschen Mikrocontroller Calliope mini zum sino:bit weiterentwickelt hat. Das Design hat sie bewußt an chinesische Sprache und Kultur angepasst. Mit der Zertifizierung als offene Hardware soll der sino:bit außerdem die Philosophie der Open-Source-Bewegung in China verbreiten. Wie beim Calliope mini ist das Ziel beim sino:bit der Einsatz im Informatikunterricht in Schulen.

Statt der kleinen Matrix von 5 × 5 LEDs wie auf dem Calliope mini sind auf dem sino:bit gleich 12 × 12 LEDs untergebracht. Damit können Chinesisch, Japanisch, Hindi, Arabisch und weitere Sprachen, die nicht mit dem lateinischen Alphabet geschrieben werden, besser dargestellt werden. Auch Farbe und Form sind an chinesische Tradition angelehnt: Rot gilt als Farbe des Lebens und Glücks und die acht Seiten erinnern an die acht Triagramme (ba gua) aus dem alten Text "I Ging".

Das Board ist als erstes chinesisches Projekt bei der Open Source Hardware Association als Offene Hardware registriert. Neben der Vermittlung von Programmierkenntnissen will Wu damit an Schulen auch für Innovation durch Open Source statt laxem Umgang mit geistigem Eigentum werben.

Mit dem Namen sino:bit erinnert das Projekt zunächst mehr an den britischen micro:bit, der ebenfalls für Schulen entwickelt wurde und in China stark beworben wird. Basis ist aber der deutsche Calliope mini, an dem Wu insbesondere die Motoranschlüsse schätzt, die den Einsatz im Klassenzimmer deutlich einfacher machen. Außerdem setzt sie auf den guten Ruf deutscher Technik in China.

Als nächstes soll die Software auf Chinesisch übersetzt und an die größere LED-Matrix angepasst werden. Die Hardware soll allerdings kompatibel bleiben, um den Austausch zwischen deutschen und chinesischen Kindern zu ermöglichen. Da der sino:bit keine Konkurrenz zum Calliope mini sein soll, wird er in Deutschland voraussichtlich nicht verkauft.

[Update, 6. November 2017: Laut Stephan Noller von Calliope mini kann der sino:bit auch in Deutschland verkauft werden.] (hch)