South Park 2 angespielt: Dieses Spiel geht in die Analen ein

"South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe" ist ein herrlich überdrehtes 2D-Rollenspiel in brillantem Comic-Look, irrwitzigen Dialogen und jeder Menge Fremdschäm-Humor.

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South Park 2 angespielt: In die Anal-en der Geschichte

South Park - Die rektakuläre Zerreißprobe

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Inhaltsverzeichnis

Cartman alias Coon weist das „neue Kind“ in die Finessen des Superhelden-Geschäfts ein.

Das storylastige Taktik-Rollenspiel ist genauso derb und vulgär wie die seit 1997 laufende Zeichentrickserie. In "South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe" nimmt der Spieler als „New Kid“ an den Kleinkriegen der Kinder im Örtchen South Park teil und erarbeitet sich peu à peu eine Führungsrolle. Der Weg dahin ist aber voller Tretminen. Bereits in den ersten Spielminuten absolviert man ein Geschicklichkeitsspiel in einer Kloschüssel und vollzieht im Idealfall einen Mega-Kack – das gibt natürlich massig Punkte. Doch allein im Enddarm-Humor erschöpft sich das Spiel nicht: Die federführend beteiligten Serienschöpfer Trey Parker und Matt Stone haben jede Menge Aspekte des kapitalistischen Alltags integriert: Die Smartphone-Süchtigkeit der Menschen, ihre Eitelkeiten und die Lust am ständigen Verkleiden und Rollenspielen.

In den Straßen von South Park folgt "New Kid" weitgehend den Messenger-Anweisungen von Mastermind Cartman, der im dunklen Keller seines Hauses hockt. Die Quests erweisen sich in den ersten Spielstunden als recht abwechslungsreich, etwa beim Ermitteln des bösen Zerkratzers von Stan Marshs Eltern. Stets trifft man bekannte Figuren aus dem reichhaltigen South-Park-Kosmos, wobei es sich lohnt, einfach alle Häuser zu betreten und zu durchstöbern – und sei es, um ein paar Wiederbelebungstränke einzusacken.

South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe (12 Bilder)

Zu Beginn wählt der Spieler zwischen drei Charakterklassen und stattet sein „New Kid“ mit Kostüm und Waffen des Superhelden Blaster aus. So schleudert man lodernde Feuerbälle auf Gegner, später lernt man weitere Fähigkeiten, etwa Blockade-Kräfte. Fidget Spinner lassen sich zur Kräftesteigerung einsetzen.

Im Taco-Imbiss steht US-Schauspieler Morgan Freeman hinterm Tresen und gibt Tipps fürs Backen energiereicher Snacks.

Bei der Auswahl der Hautfarbe sagt eine Stimme aus dem Off, die Farbe sei irrelevant für den Schwierigkeitsgrad in den Kämpfen, doch entscheidend für jeden anderen Aspekt des Lebens. Tatsächlich erhält man mit einer dunkleren Hauptfarbe zum Beispiel schlechtere Deals beim Kauf und Verkauf von Gegenständen. Die Klasse kann man später wechseln, ebenso lassen sich Kräfte ergänzen und austauschen und über uPlay zusätzliche Kostüme freischalten. Die Macher haben eine Menge zeitgemäßer Gegenstände integriert, die alle eine Funktion in diesem komplexen Rollenspiel einnehmen und selten reines Beiwerk sind. Man darf außerdem ohne Sanktionen allen möglichen Kram mitnehmen, selbst die Dildos von Frau Cartman und Randys metrosexuelles Shampoo.Die rundenbasierten Kämpfe startet man durch einen Arschtritt.

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Mehr noch als im Vorgänger spielt dabei die Positionierung der eigenen Clique eine wichtige Rolle: widerstandsfähige Rampensäue vorn, Distanz- und Heiler-Einheiten hinten. Es gibt mehrere Angriffsarten: Beispielsweise wechselt der körperbehinderte Jimmy wie der Blitz seine Postion und heilt dabei einen Mitspieler. Oder er rammt einen Gegner, bis der sich übergeben muss. Die Kämpfe wirken peppig, drei Schwierigkeitsgrade sorgen für genügend Herausforderung. Fortschritte speichert das Spiel automatisch.

Die eingesetzte Snow-Drop-Engine rendert das Spiel auf der PS4 Pro ohne Abstürze und mit wenigen, unerheblichen Rucklern. Indes dauern die Ladezeiten vergleichsweise lang für ein 2D-Zeichentrickspiel mit einer überschaubaren Spielwelt und reduzierten Animationsstufen. Die Figuren pflegen eher zu hoppeln und zu watscheln statt zu gehen, während die Feuer und Lavafelder charmant-primitiv lodern, so dass der Spieler das Gefühl hat, als spiele er eine Folge der TV-Serie nach.

Die englische Sprachfassung klingt famos, ein Unterschied zur TV-Serie lässt sich nicht feststellen. Das gilt ebenso für die alternativ verfügbare deutsche Version. Im Gegensatz zum Zensur-Debakel im ersten Teil beteuert Ubisoft, dass die deutsche Version unverändert sei – was wohl daran liegen mag, dass dieses Mal Hakenkreuze fehlen. Der Spieler sollte allerdings keine Scheu haben vor derben Fäkal-Ausdrücken, Flüchen und ekligen Szenen. Das „New Kid“ furzt allenthalben, es super-furzt, und auf dem Klo strebt es nach dem Kackmeister-Titel.

Das Superhelden-Abenteuer setzt nahtlos die Fantasy-Erzählung des ersten Teils (South Park: Stab der Wahrheit) fort: Die Witze und Dialoge entsprechen dem Niveau der TV-Serie, der Spieler prügelt sich beschwingt durch anspruchsvolle Taktik-Kämpfe und freut sich über Nebenfiguren wie den intensiven Randy Marsh. Leider gilt diese Kontinuität ebenso für Mankos wie das spröde Objektmanagement und die hakelige Steuerung. In den ersten Spielstunden indes überwiegt das positive Gefühl, das entsteht, wenn man Gegner bruzzelt, Taco-Enchiladas backt und es sich ganz ungeniert im satirisch aufgepeppten Pippi-Kack-Humor bequem macht.

Die Hautfarbe ist irrelevant für den Schwierigkeitsgrad in den Kämpfen, doch entscheidend für jeden anderen Aspekt des Lebens.

„South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe“ ist erhältlich für Windows, PS4 und Xbox One zum Preis von 50 bis 70 Euro. In der Standard-Edition ist ein Download-Code für den Vorgänger „South Park: Der Stab der Wahrheit“ enthalten. Beide Spiele haben eine USK-Freigabe ab 16 Jahren erhalten. Für unser „Angespielt“ haben wir die „Zerreißprobe“ einige Stunden lang auf der PS4 Pro gespielt. (mfi)