E-Commerce aus der Steckdose

Intershop ändert erneut die Strategie und will nun mit branchenspezifischen, auch den Mittelstand ansprechenden Standardlösungen zurück in die Gewinnzone.

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Das Jenaer Softwarehaus Intershop hat am heutigen Freitag auf der CeBIT eine Reihe von Standardlösungen auf der Basis der seit anderthalb Jahren verfügbaren, im Herbst erweiterten Applikation Enfinity vorgestellt, die durch vorgefertigte Funktionen auf bestimmte Industriebranchen zugeschnitten sind. Der Vorteil für die Kunden, verspricht Intershop-Mitgründer Stephan Schambach, liegt in einer kürzeren Entwicklungszeit von E-Business-Auftritten und geringeren Investitionskosten und -risiken. Während der Software-Anbieter in den vergangenen Jahren verstärkt die "Fortune-500-Konzerne" im Visier hatte, will Schambach nun auch kleinere und mittlere Unternehmen mit preisgünstigeren Standardlösungen versorgen.

"Wir starten eine Offensive für den Mittelstand", gibt der erst kürzlich von IBM zu Intershop gewechselte Michael Tsifidaris, Geschäftsführer für Zentraleuropa, als neue Losung aus. Mit der branchenspezifischen Ausrichtung, zunächst für die Automobilindustrie, den Handel, die Hightech-Branche und die Konsumgüter-Industrie, würden "Standardlösungen aus der Steckdose" möglich. Dazu setzt Intershop auf Partnerschaften mit Application Service Providern (ASPs) wie der Hamburger Ision Internet AG, an der die englische Telekommunikationsgesellschaft Energis plc Anfang des Jahres 75 Prozent übernommen hat. "Damit funktioniert E-Business ohne große Investitionen in Hard- und Software", glaubt Tsifidaris. Der Neuzugang aus der Old Economy geht davon aus, dass immer mehr Firmen das Hosting ihrer IT-Prozesse an ASPs auslagern.

Mit den neuen Standardlösungen könnten auch Großkunden ihre elektronischen Handelsplattformen innerhalb von drei bis vier Monaten realisieren, sagte Tsifidaris. Dasselbe hatte Intershop allerdings bereits Ende Oktober über die normale Enfinity2-Version behauptet. Jetzt sei aber am "lebenden Objekt", so Tsifidaris, bewiesen worden, dass diese Zeiten einzuhalten seien.

Zu den branchenspezifischen Lösungen sollen Module für "Cross-Industry-Solutions" treten, verkündete Schambach auf der CeBIT. Darunter versteht er Komponenten, die das Hosting, die Konfiguration und den Anschluss von Lieferanten an bestehende Online-Marktplätze oder E-Commerce-Sites ermöglichen. Insgesamt sei Intershop mit den neuen Angeboten "erwachsen geworden", verkündete Tsifidaris. Die Technologie trete heute immer stärker in den Hintergrund, während Services und Kundennutzen gefragt seien. Wichtiger geworden seien damit strategische Partner in der Old Economy. Neben Pixelpark, Hewlett-Packard, UBIS und der KPMG arbeitet Intershop dabei seit Neuestem auch mit Siemens Business Services zusammen.

Auf die allgemeine Lage des Unternehmens wollten die Intershop-Manager auf der CeBIT nur kurz eingehen. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Gesamtlage werde es das Unternehmen "noch viel Arbeit kosten", so Schambach, bis es wieder "ein größeres Wachstum" erlebe. Die Krise der New Economy lasse sich auch mit neuen Produkten nicht wegdiskutieren. Der seit Anfang März für das operative Geschäft zuständige Mitgründer Wilfried Beeck hofft allerdings darauf, dass sich zumindest die neuen Lösungen innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate bezahlt machen. (Stefan Krempl[i])/[/i] (cp)