Nach dem LiMux-Aus: München ernennt neuen IT-Referenten

Der Münchner Stadtrat hat den Informatiker Thomas Bönig zum Leiter des neuen IT-Referats gewählt. Der 55-Jährige soll die kommunale Informations- und Kommunikationstechnik neu organisieren. Heikelster Punkt: Die Rückmigration zu Microsoft.

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Linux-Betriebssystem

(Bild: dpa, Peter Kneffel)

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Mit einem neuen Posten will die Stadtverwaltung München eine einheitlichere Linie in die Koordination der kommunalen Rechnerlandschaften bringen. Der Stadtrat hat dazu in seiner Vollversammlung Mitte vergangener Woche Thomas Bönig zum Leiter des geplanten neuen IT-Referats bestimmt. Dieses soll seinen Betrieb nun offiziell Anfang Januar aufnehmen, während anfangs ein Starttermin noch in diesem Jahr vorgesehen war. Dem studierten Informatiker aus Baden-Württemberg werden dann rund 1100 Beschäftigte unterstehen.

Die Regierungsfraktionen von SPD und CSU hatten sich bereits Anfang Februar auf Eckpunkte für eine IT-Neuorganisation verständigt, zu denen auch der Aufbau eines eigenen einschlägigen Referats zusätzlich zu den bereits bestehenden zehn politischen Kommandozentralen der Stadt gehörte. Letztere behalten nach dem Willen der großen Koalition zwar kleinere, eigene IT-Einheiten. Diese sollen sich künftig aber nur noch "auf das fachliche Anforderungsmanagement konzentrieren".

Für die Münchner Rechnerlandschaften sind nach einer 2012 in Kraft getretenen Verwaltungsreform momentan drei Häuser zuständig, über denen schon jetzt mit Robert Kotulek ein IT-Beauftragter steht. So gibt es neben dem zentralen Dienstleister für Informations- und Telekommunikationstechnik IT@M eine Stelle für das "dezentrale Informations-, Kommunikations-, und Anforderungsmanagement" (Dika) sowie eine für Strategie, Steuerung und Kontrolle (Strac). Alle diese Einheiten werden nun dem neuen IT-Chef unterstellt.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) freute sich, mit Bönig "einen versierten IT-Fachmann für die Stadt München gewonnen zu haben". Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Verwaltung und das Landesparlament damit "die Weichen in die richtige Richtung gestellt haben, um die städtische IT organisatorisch und technisch effizient für die Zukunft aufzustellen".

Der Diplom-Ingenieur übernimmt das IT-Zepter in unruhigen Zeiten: Ebenfalls schon im Februar stimmte der Stadtrat mit der schwarz-roten Mehrheit dafür, bis Ende 2020 einen neuen Windows-Basis-Client für die Verwaltung zu entwickeln und das sich derzeitig dort im Betrieb befindende Open-Source-System LiMux abzuschaffen. Endgültig ist das Votum noch nicht. Auf Initiative der Opposition hin verabschiedeten die Abgeordneten eine Zusatzklausel, wonach sie zunächst unterrichtet werden wollen, inwieweit und in welcher Höhe bei der vorgesehenen Rolle rückwärts zu Microsoft "Investitionskosten abgeschrieben werden müssen".

Auch eine entsprechende Grobkalkulation der notwendigen Gelder verlangte der Stadtrat. Die angeforderten Informationen will die Verwaltung im November den Abgeordneten vorlegen. IT@M macht zumindest auf der Serverseite aber schon Nägel mit Köpfen bei der Remigration, die Stadt hat ihr Informationsangebot zu dem einstigen Linux-Prestigeprojekt zudem bereits vom eigenen Webserver genommen. Die Opposition kritisiert das Vorgehen massiv, auch der Bund der Steuerzahler wittert mit dem Hin und Her eine Verschwendung öffentlicher Gelder. (axk)