Entwicklungsumgebung Android Studio 3.0 spricht Kotlin

Neben der Integration der JVM-Sprache bringt die Entwicklungsumgebung verbesserte Werkzeuge zur Gestaltung der Nutzeroberfläche, einen überarbeiteten Profiler und einen erweiterten Debugger, der auch fremde APKs untersuchen kann.

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Android Studio 3.0 spricht Kotlin
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Von
  • Rainald Menge-Sonnentag
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Google hat gut fünf Monate nach der ersten Ankündigung Version 3.0 von Android Studio veröffentlicht. Mit dem Release hält offiziell Kotlin Einzug in die IDE. Die Programmiersprache stammt ebenso vom Toolhersteller JetBrains wie IntelliJ IDEA, das die Basis für Android Studio ist. Darüber hinaus bietet die IDE aber auch zahlreiche Erweiterungen, die sich teilweise auf die Neuerungen in Android Oreo beziehen.

Kotlin ist bereits seit geraumer Zeit für einige Android-Entwickler eine beliebte Alternative zu Java. Daher war die Ankündigung der Integration in Android Studio auf Googles Hausmesse I/O im Frühjahr keine große Überraschung, zumal es in der Vergangenheit zahlreiche juristische Auseinandersetzung zwischen dem Internetriesen und Oracle über die Verwendung von Java gegeben hat. Kotlin bietet fortschrittliche Sprachfeatures, bleibt aber bei Java-6-Bytecode und ist somit zu allen Android-Versionen kompatibel.

Android Studio 3 ist zwar für den Einsatz von Kotlin vorgesehen, aber der Editor bietet noch nicht dieselben Funktionen wie für Java. Autovervollständigung und Syntaxhervorhebung sollen jedoch bereits vollwertig arbeiten. Entwickler können nicht nur neue Kotlin-Projekte anlegen, sondern auch bestehende Java-Dateien über Code | Convert Java File to Kotlin File in Kotlin umwandeln.

Wer weiterhin Android-Apps in Java entwickelt, findet in Version 3.0 erweiterte Java-8-Sprachfeatures. Google hatte sich im Frühjahr nach diversen Schwierigkeiten nach nur einem Jahr von der Jack-Toolchain verabschiedet, die ursprünglich die Umstellung auf Java 8 vereinfachen sollte. Gleichzeitig hat das Team die Integration von Java 8 in die Android-Build-Toolchain mit javac optimiert, wodurch sich die Sprachfeatures problemlos nutzen lassen sollen. Entwickler müssen in Android Studio dafür sowohl die Source Compatibiility als auch die Target Compatibiility auf 1.8 setzen.

Android Studio 3.0 bringt einen erweiterten Layout-Editor mit, der unter anderem ein Update zum ConstraintLayout enthält. Außerdem kennt die IDE nun die sogenannten Adaptive Launcher Icons, die sich auf verschiedenen Android-Endgeräten in unterschiedlicher Form und Darstellung präsentieren. Android Oreo ermöglicht die Einbindung individueller Zeichensätze, und Android Studio bringt mit der XML Font Preview und einem Tool zur Auswahl des Zeichensatzes die passenden Werkzeuge zur Integration.

Als Basis für Android Studio dient nun das im Frühjahr erschienene IntelliJ IDEA 2017.1, das zwar nicht die aktuellste Version von JetBrains Entwicklungsumgebung ist, aber die wesentlichen Funktionen zum Java-8-Refactoring enthält. Für Version 2017.2 hat JetBrains sich vor allem auf Java 9 konzentriert.

Der Emulator bietet nun Anbindung an den Play Store.

Der Emulator unterstützt nun für Android-Oreo-Images OpenGL ES 3.0 und für ältere Images Optimierungen für OpenGL ES 2.0. Außerdem ist der Play Store für die Oreo-Emulation eingebunden, um eine vollständige Testumgebung für Anwendungen mit Anbindung an den Store zu ermöglichen. Der Emulator erhält nun ein Bug-Reporting-Tool, mit der Tester Fehler einfacher dokumentieren und nachvollziehen können. Die Quick-Boot-Funktion des Emulators ist derzeit nur über den Canary-Channel erhältlich, der frühe Testversionen enthält.

Android Studio ermöglicht nun auch das Debuggen beliebiger APK-Dateien. Damit können Entwickler aus der Entwicklungsumgebung heraus unter anderem Anwendungen debuggen, die sie mit einer anderen IDE in C++ geschrieben haben. Voraussetzung ist, dass die APK für das Debugging kompiliert ist.

Den Profiler zum Optimieren von Applikationen hat das Team komplett überarbeitet. Er bietet nun eine Echtzeitansicht auf CPU-Auslastung, Speichernutzung und Netzwerkverkehr. Die Daten zeigt das Tool zusammen mit den Events der Anwendung an, um bei Performanceeinbrüchen Rückschlüsse auf die verantwortlichen Programmpassagen zu ermöglichen.

Der Profiler bringt die Systemauslastung mit Events in Verbindung.

Weitere Neuerungen wie die Unterstützung von Instant Apps lassen sich dem Android-Entwickler-Blog entnehmen. Android Studio ist kostenlos auf der offiziellen Website verfügbar. Nutzer der Vorversion können die Funktion Check for Update(Windows/Linux) beziehungsweise Check for Updates (OS X) zur Aktualisierung nutzen. Aufgrund einer Änderungen an der Gradle-Anbindung, sollten Entwickler das Gradle-Plug-in ebenfalls aktualisieren.

Siehe dazu auch:

(rme)