Auf Tret-Diät

Test: Cube Agree Hybrid C:62 mit Fazua Evation-Antrieb

Leicht, feinnervig, unauffällig: Der Fazua Evation-Antrieb setzt sich deutlich von konventionellen Pedelec-Systemen ab. Im Cube Agree beträgt das Gesamtgewicht 13,8 kg. Viel für ein Rennrad, sehr wenig für ein elektrifiziertes Fahrrad

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Cube Agree Hybrid C:62 mit Fazua Evation-Antrieb 10 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

26 Prozent. Der Marktanteilelektrifizierter Fahrräder in der ersten Jahreshälfte ist die Fortführung einer Erfolgsgeschichte: Ohne Zwang, ohne Subventionen und trotz hoher Preise verkaufen sich Pedelecs von selbst. Das System von Bosch dominiert den Markt. Es ist verlässlich, aber schwer und optisch grob. Jetzt gibt es einen feinnervigen Gegenentwurf. Nicht vom behäbigen Elektronikkonzern, sondern vom Münchner Startup Fazua Evation. Leicht, sportlich und ästhetisch. Eingebaut ist der Antrieb in einem Cube, dem Agree Hybrid C:62. Dürfen die das überhaupt – ein e-Rennrad bringen? Klar dürfen sie, und das Resultat spricht für sich.

Was traditionellen Rennradfahrern als Frevel oder sogar als moralisch unerlaubtes elektrisches Doping erscheinen könnte, ist für die anderen eine extrem angenehme und verdammt schnelle Menschmaschine.

Das Ziel der Entwicklung bei Fazua Evation war, die Nachteile klassischer Pedelec-Antriebe so weit wie möglich zurückzudrängen. Zuerst das Übergewicht. Und dann ein Problem, dass jeder geübte Fahrradfahrer schnell bemerkt: Häufig ist das Pedalgefühl synthetisch, und nach drei, vier starken Tritten ist die gesetzliche Geschwindigkeitsgrenze von 25 km/h erreicht. Darüber ist der Vortrieb im Regelfall zäh.

Fein durchdachte Menschmaschine

Dem setzt Fazua Evation eine durchdachte Konstruktion entgegen: Zuerst ist das Cube Agree einfach ein Rennrad. Tretlager vorn, Kettenschaltung hinten. Im unteren Rahmenrohr ist nun das so genannte Drivepack integriert, eine Kombination aus Batterie (oben in der Verpackung) und E-Motor mit Planetengetriebe (darunter). Planetengetriebe sind in vielen Pedelecs zu finden, weil damit die Drehzahl des E-Motors für bessere Effizienz und Leistungsabgabe angehoben werden kann.

Das Drivepack kann auf Knopfdruck entnommen werden; es wirkt über eine Sternkupplung und ein Winkelgetriebe direkt aufs Tretlager. Die Leistungsabgabe des E-Motors (dauerhaft 250 Watt, kurzfristig 400W bei 60 Nm Drehmoment) richtet sich nach der Aktivität des Fahrers: Zwei Drehmomentsensoren sowie ein Trittfrequenzmesser analysieren den Einsatz des Menschen und legen entsprechende Stromkraft oben drauf. Je stärker in die Pedale getreten wird – also zum Beispiel bei Gegenwind und oder bergauf – desto kraftvoller die Unterstützung.

Ein tolles System, herausragend sensibel, außerdem sehr leise. Der Fazua Evation-Antrieb agiert unauffällig und fühlt sich natürlich an. Die anderen Radfahrer, die offenbar einen Langsamfahrwettbewerb veranstalten, erinnern an die Funktionsfähigkeit. Man zoomt sich durch die Stadt und übers Land.

Hülsenfreilauf koppelt den E-Motor ab

Eine Besonderheit ist ein Hülsenfreilauf im Drivepack: Oberhalb von 25 km/h wird der Motor nicht nur ausgeschaltet, sondern auch entkoppelt. Das Cube Agree fährt sich dann also exakt wie ein gewöhnliches Rennrad. Dabei setzt die elektrische Unterstützung nicht abrupt aus, es ist mehr ein ausgleiten.

Weil das Geschwindigkeitsspektrum sich damit faktisch über 25 km/h ausweitet, dort aber kein Strom verbraucht wird, führt auch die auf den ersten Blick wenig üppige Batteriekapazität von 250 Wh zu branchenüblichen Reichweiten. Im Test waren es in der stärksten Unterstützungsstufe rund 60 km.