Super Mario Odyssey durchgespielt: Der Hut steht ihm gut

Für Super Mario Odyssey haben die Nintendo-Entwickler dem springfreudigen Klempner einen passenden Begleiter zur Seite gestellt. Die Redaktion hat das turbulente Switch-Abenteuerspiel durchgespielt.

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Super Mario Odyssey durchgespielt: Der Hut steht ihm gut

Super Mario Odyssey

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Kusenberg
Inhaltsverzeichnis

Im neuen Jump'n'Run Super Mario Odyssey hat Mario tatkräftige Unterstützung von Cappy – einem lebenden Hut. Cappy ist verdammt ungehalten, denn Erzbösewicht Bowser hat nicht nur Prinzessin Peach entführt, sondern auch Cappys Schwester. Nach 15 Schauplätzen stehen sich Mario, Cappy und Bowser gegenüber.

Die dürftige Story des Nintendo-Switch-Spiels überspringt nur knapp das Qualitäts-Stöckchen früherer Mario-Abenteuer, doch das mindert den Spaß ebensowenig wie das Fehlen gesprochener Dialoge und detaillierter Texturen. Denn Mario und Cappy bilden ein fabelhaftes Duo, das springt, kämpft, fliegt, rätselt, Mauern durchbricht und Münzen sammelt. Der Spieler lässt Cappy um Mario kreisen, sodass sich ein ganzer Pulk bösartiger Igel in Luft auflöst. Als unentbehrlich erweist sich die kluge Mütze immer dann, wenn ein Lavasee Marios Fortschritt hemmt, wenn 20 Meter hohe Felswände den Weg blockieren, wenn die nächste Plattform im lilafarbenen Schleimsee zu weit entfernt ist, oder wenn grimmige Kugel-Willis auf den Helden zurasen.

Super Mario Odyssey (18 Bilder)

In Super Mario Odyssey will Bösewicht Bowser Prinzessin Peach heiraten. Genau, die Story ist weder neu noch der Rede wert.


Dann wirft der Spieler mit einem Druck auf die Y-Taste seinen Cappy auf einen gefiederten Knochen-Koopa und flattert über die Lava; als Frosch überspringt er leichthin die 20 Meter hohe Wand, streckt sich in Gestalt des Tausendfüßlers zur nächsten Schleimplattform; und er schleudert die Mütze auf die Stirn des grimmigen Kugel-Willi und steuert die explosive Kanone direkt gegen ein Hindernis oder gegen einen Steinquader, womit er einen Mond freisetzt.

Der Gestaltwechsel ist so notwendig wie spaßig, denn er setzt kurzzeitig die Gesetze des Mario-Daseins außer Kraft. Mario saust dann durch eine Stromleitung, statt den umständlichen Lauf-und-Hüpf-Weg zu nehmen. Ebenso vergnüglich erlebt man den Dimensionswechsel: Der 3D-Mario schlüpft in eine Röhre und erscheint als 2D-Pixel-Mario in einem Hindernis-Parcours im 2D-Retro-Design, womit die Entwickler den Jahrzehnte alten Klassikern huldigen – inklusive klassischem Musikthema.

Analog zu den Sternen in "Super Mario Galaxy" sammelt der Spieler Monde, und zwar Hunderte. Für einige muss Mario nur an der richtigen Stelle auf den Boden stampfen, andere gibt’s im Laden gegen Münzen zu kaufen. Die meisten sind in Geheimgängen versteckt, befinden sich am Ende von Hindernis-Parcours oder dienen als Belohnung nach Boss-Kämpfen. In diesem Punkt entfaltet das Spiel seine volle Wirkung: "Wo gibt’s Monde, und wie komme ich hin?", lautet die Frage, denn sie dienen als Treibstoff für das Odyssey genannte Luftschiff, mit dem Mario vom endlos wirkenden Wüstenland ins üppige Forstland reist und später in die Großstadt und zu Bowsers Festung.

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Die Parcours und Rätsel, die dem Spieler die begehrten Monde verschaffen, sind meist ebenso originell, bunt und abwechslungsreich inszeniert wie in bisherigen Super-Mario-Titeln. Mal prägt man sich Sequenzen ein, mal fliegt man im richtigen Rhythmus über Abgründe, mal nimmt man an einem Kugelrobben-Wettrollen teil. Und selbst dann, wenn der Spieler zum wiederholten Male scheitert, ist der Ärger verhalten. Denn statt Lebenspunkte einzubüßen, verliert man nur eine Handvoll Münzen. Für die sammelbaren und die Schauplatz-spezifischen Spezial-Münzen kauft man Kostüme. So wird Mario zum Koch oder zum Taucher, er watschelt in dicker Polarjacke durch den Schnee oder steht im Gangster-Anzug im Schlemmerland. Erst mit dem richtigen Outfit darf er bestimmte Bereiche betreten. Dieser Moment des Eintritts in die jeweilige Level-Höhle wirkt wie der verdiente Lohn fürs eifrige Suchen und Raffen.

Im mittleren Spielverlauf stellt sich die Frage, ob man alle Winkel des jeweiligen Schauplatzes abgrasen soll oder besser direkt zum Endkampf sprintet, denn nach der finalen Bowser-Dresche geht das Abenteuer weiter: mit noch dünnerer Story, doch ebenso munter und abwechslungsreich. Der Spieler wechselt dann beliebig zwischen den Schauplätzen und schaltet neue Mondverstecke frei. Spätestens dann hat der Spieler die vielseitige Steuerung verinnerlicht. Im Zweifelsfall lässt man einen zweiten Spieler Cappy steuern. Um das ganze Abenteuer motiviert zu zweit zu bestreiten, ist der Co-op-Modus zu dürftig; dennoch hilft er an einer handvoll heiklen Stellen ungemein.

Knapp 15 Stunden dauert das Abenteuer, eben so viele Stunden darf man fürs Abgrasen der hinterletzten Geheimräume und Rätselräume veranschlagen. Das ist ein ordentlicher Happen Unterhaltung mit allem, was der Nintendo-Kenner erwartet: beschwingende Musik, lustige Figuren, kunterbunte Welten, meist frustfreie Parcours sowie überwiegend peppige Rätsel. Die Kulissen wirken altbacken, doch dafür entschädigt Nintendo den Spieler mit seinem grandiosen Wuntertüten-Prinzip. Nicht einmal in "Super Mario Galaxy" haben die Entwickler derart zahlreiche Überraschungen versteckt. Und der Gestalt-Wechsel via Cappy dürfte es künftigen Mario-Jump'n'Runs schwer machen, ohne dieses originelle Spielelement zu bestehen.

Super Mario Odyssey erscheint am 27. Oktober für Nintendo Switch (ab 46,49 €), kostet rund 50 Euro und erhielt von der USK eine Alters-Einstufung "ab 6 Jahren". Wir haben die fertige Version im Normalmodus durchgespielt. (mfi)